Luftpost 499: Abschied

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Autor Andreas Fecker auf der Mule Shoe Ranch in Willcox, Arizona. Dort hat er vor seinem Berufsleben als Fluglotse ein Vierteljahr als Cowboy gearbeitet. Heute ist die Ranch ein Naturreservat. – Foto: Archiv Fecker

Liebe Luftpost-Leser
Wenn nächste Woche die Luftpost Nummer 500 erscheint, werde ich mich als regelmäßiger Kolumnist aus diesem Portal verabschieden. Zehn Jahre lang erschienen meine Texte jeden Freitag um 22 Uhr. Mit Rücksicht auf befreundete Piloten, die die Nacht von Freitag auf Samstag in verschiedenen Zeitzonen erlebten, und weil viele Leser den begleitenden Newsletter zum Frühstück lasen, begann die Ansprache immer mit einem Guten Morgen. Dieser Wunsch kam stets von Herzen. Ich wollte mit der Luftpost unterhalten, informieren, warnen, Ideen streuen, auch schon mal über Missstände abledern und zum Nachdenken anregen. Im Stil lässig, lebendig, leger, leicht, lehrreich, lesenswert, zum Teil sogar liebenswert, locker und lustig, gerne auch mit Alliteration. Doch das Finanzamt spricht mir angesichts der immer sparsameren Honorare in der Medien-Branche die Gewinnerzielungsabsicht ab und unterstellt mir stattdessen Liebhaberei! Drei Dutzend Bücher in sieben Sprachen, erhältlich in zahlreichen Ländern, einem 1500-seitigen Sammelwerk über 250 Airlines aus aller Welt auf deutsch und auf englisch, und schließlich 500 Ausgaben der Luftpost jeden Freitag konnten die Behörde nicht umstimmen. ‚Jeder seriöse Geschäftsmann hätte seinen Betrieb bei dieser mageren Einnahmen längst eingestellt‘, sagte man mir. Dass man mit dem Nischenprodukt Luftfahrt keine hohen Auflagen erzielen kann, spielte keine Rolle. Für mich heißt das ganz lapidar, ich kann keine Kosten mehr geltend machen, um meine EDV auf dem neuesten Stand zu halten, oder Bildrechte hinzuzukaufen. Trotzdem muss ich alle Einnahmen auch von früheren Büchern versteuern. Die jährlichen Diskussionen darüber haben mich zermürbt.
Ich reite allerdings nicht in den Sonnenuntergang ohne meinen Lesern ein wahrscheinlich letztes Luftfahrtbuch zu widmen. Es erscheint dieser Tage: 101 Luftfahrt-Kuriositäten, die man kennen muss. Das Vorwort zum Buch wird gleichzeitig zum Nachwort von 500 Luftpostausgaben:

Foto: Buchtitel/Gera Mond

Seit der Mensch das Bedürfnis hat, sich mit möglichst wenig Aufwand von einem Ort zu einem anderen zu bewegen, beneidet er die Vögel. Der römische Dichter Ovid schrieb ca. 20 Jahre vor Christi Geburt die Legende von Dädalus und Ikarus, die auf Federschwingen aus dem kretischen Gefängnis entkamen. Damals gab es den ersten Flugunfall in der Luftfahrtgeschichte: Ikarus hatte nicht auf seinen Vater gehört und sich übermütig der Sonne entgegen geschwungen. Die wiederum schmolz das Wachs, mit dem seine Federn befestigt waren. Der Absturz ins Meer war die logische Folge einer Verkettung von scheinbar harmlosen und nachvollziehbaren Ereignissen, die wir bis heute bei vielen Flugunfällen beobachten. So oder so ähnlich würde das in der Synopsis eines (altgriechischen) Flugunfallberichts stehen. Auch davon wird in diesem Buch noch die Rede sein.

Der Römer Leonardo da Vinci war besessen davon, einen Flugapparat zu konstruieren, mit dem man die Schwerkraft überwinden und fliegen konnte. Doch der Mensch hat nun mal nicht genug Kraft, sein Eigengewicht und das der Holzkonstruktion in die Luft zu heben. Das war nicht da Vincis Schuld. Otto Lilienthal machte erfolgreiche Versuche mit seinen Gleitern. Josef Berblinger, der Schneider von Ulm, hatte eine ähnliche Vision, die durch unglückliche Wahl des Ortes in der Donau endete. Und sogar König Ludwig II. reihte sich in die Gruppe der Visionäre ein, als er einen Flugwagen entwarf. Auch davon wird hier zu lesen sein. Und schließlich ist der Krieg bekanntlich der Vater aller Dinge, der die Schlachtfelder in die dritte Dimension erhob. Einige dieser vergessenen Highlights nachzuerzählen, zum Staunen oder zur Erheiterung, zur Unterhaltung oder zum Nachdenken ist Aufgabe dieses Buches.
Nun denn. Das Schönste was ein Mensch hinterlassen kann, ist ein Lächeln im Gesicht derjenigen, die an ihn denken. In diesem Sinne lade ich meine Leser ein, gelegentlich im Luftpostarchiv der Airportzentrale zu stöbern und über die eine oder andere Geschichte zu schmunzeln.
Andreas Fecker

3 Antworten zu “Luftpost 499: Abschied”

  1. Lieber Andy,

    schade, dass auch Dich das Schicksal erwischt und du Deine und unsere geliebte Luftpost einstellst. Es war jeden Samstag ein Vergnügen, Deine Beiträge zu lesen und vieles zu erfahren, was man noch nicht wusste oder zumindest ahnte. Dafür herzlichen Dank! Es findet jetzt etwas sehr Wertvolles sein Ende.

    Ich hoffe sehr, dass DEIN Ende sich noch lange herauszögert und wir beide uns noch häufiger in diesem Leben über den Weg laufen.

    Herzlich
    Dein Jochen

    • Andreas Fecker sagt:

      Lieber Jochen,
      dieser Tenor zieht sich durch eine kleine Flut von Emails. Hier ein paar Auszüge:

      „Vielen Dank für Deine unendlich vielen Luftpost-Ausgaben. Sicher hast Du eine Menge „Schade“-Mails bekommen, aber ich kann verstehen, dass es dann nach 500 Folgen immer schwieriger wird, noch was Neues zu finden!“

      „Irgendwie schade, dass Du aufhörst. Aber bekanntlich hat alles ein Ende und ich wünsche Dir für die „Airportzentrale-freie“ Zeit, dass Du alle Deine sonstigen Vorhaben verwirklichen kannst.“

      „Ein schönes Schlusswort – die Kolumne wird mir fehlen. Aber ich verstehe Deine Beweggründe, es ist eine konstante Belastung, sich immer wieder etwas Interessantes auszudenken und anspruchsvoll zu vermitteln. Aber Du hast das immer geschafft und wirklich toll gemacht!!!!
      Dein zweiter Grund, der mit dem Finanzamt, macht mich sprachlos und wütend!!! Aber eben wie immer leider nur „ohnmächtig“!!
      Ich danke Dir für die vielen Male, bei denen Du mir mit Deiner Kolumne immer wieder ein Lächeln auf die Lippen gezaubert oder ein „ohh“ aus dem Mund gelockt hast und ich wieder etwas Neues kennengelernt habe.“


      „Oh, ich werde Deinen Newsletter vermissen! Aber als tolles Nachschlagewerk für Interessantes, Seltenes, Fachkundiges und Lustiges aus der Luftfahrt hebe ich es mir auf….!!“

      „Was hast Du da über die Jahre für ein tolles Werk geschaffen!! Unglaublich, 500 Artikel sind kein Pappenstiel!! Du wirst mir fehlen, wie Du Dich die ganzen Jahre immer pünktlich in mein Postfach geschmuggelt hast.“

  2. Daniel sagt:

    Lieber Andy,
    auch ich werde Deine wöchentlichen „Briefings“ vermissen.
    Im Gegenzug freue ich mich für Dich, dass es in Deinem Kalender mindestens 52 to-dos weniger im Jahr gibt.
    Ich wünsch Dir alles Liebe und Gute und mache schon mal den Sessel bereit für die Lektüre der „Kuriositäten“.
    Ein herzliches „machs guet“ aus LSZH!
    Dani