Immer wieder passieren Fehlbuchungen, die für die Betroffenen als amüsante Episoden oder als weniger lustige Ärgernisse zu verbuchen sind. In jedem Fall haben sie einen „Hoppla-Effekt“. Passiert das am eigenen Navi im Auto, wo man statt Frankfurt/Main schon mal nach Frankfurt/Oder geschickt wird, fällt das meist rechtzeitig auf. Weniger lustig ist es, wenn ein japanischer Deutschland Tourist in Homburg aus dem Zug steigt und nach der Reeperbahn fragt. Auch hier hätte der polyglotte Reisende am einen oder anderen Bahnhof schon mal aussteigen und den richtigen Zug nehmen können. Wenn aber ein Reisebüro in England eine Kundin statt ins spanische Granada in das karibische Grenada bucht, kann der Schreibfehler schon mal richtig teuer werden. Was muss das für ein Aha-Effekt sein, wenn die vermeintliche Spanienreisende ihrer Sitznachbarin nach dem Start voller Vorfreude mitteilt, dass sie jetzt endlich einmal die Alhambra sehen würde, und zur Antwort bekommt: „Aber nicht auf dieser Reise!“
Einen ähnlichen Dialog gab es auch an Bord einer Maschine vom kanadischen Calgary nach London, England. Nach dem Start machte sich der etwas zerstreute Geschäftsmann mit seiner Sitznachbarin bekannt und bemerkte, es sei schade, dass die Maschine nicht nonstop nach London flöge. „Aber das tut sie doch,“ antwortete diese. „Nein, tut sie nicht. Wir müssen in Toronto umsteigen.“ Die verunsicherte Passagierin fragte die Stewardess, ob sie denn tatsächlich umsteigen müssten. Nein, war die Antwort, wir fliegen direkt. Jetzt erst dämmerte es dem Geschäftsmann, dass er statt nach London, Ontario nach London, England unterwegs war. Weil er keinen Pass dabei hatte, durfte er dort den Transit Bereich nicht verlassen und konnte erst am folgenden Tag mit Air Canada nach Kanada zurück, über Toronto nach London, Ontario. Überhaupt Calgary. Das wird in Reisebüros gerne schon mal mit Cagliari in Sardinien verwechselt. Die sardischen Airport-Agents kennen zahlreiche Geschichten darüber. Und das Gepäck landete öfters in Paris, weil der Drei-Letter-Code CAG, wenn er handgeschrieben war, im Halbdunkel der Gepäckhalle schon mal als CDG gelesen wurde und dann auf dem Karren nach Charles-de-Gaulle landete. Portland, Maine wird von geographischen Laien gerne und häufig mit Portland, Oregon verwechselt. Dass Tante Jemina ihren Enkel am falschen Flughafen erwartet, und zwischen Maine und Oregon ein paar tausend Meilen liegen, fällt erst nach der Ankunft auf.
Mindestens so schlimm ging es einem amerikanischen Ehepaar, das einen Urlaub in Dakar verbringen wollte, an der Senegalesischen Küste. Nun ist das in den USA so eine Sache mit der Geographie. Und mit der Aussprache nimmt man es auch nicht so genau. In Istanbul musste das Paar umsteigen. Dass der Flug noch ein paar Stunden dauern würde, war klar. Als sie aber am vermeintlichen Ziel das Flugzeug verließen stockte ihnen der Atem: „Welcome to Bangladesh“ stand da zu lesen. Sie waren in Dakha gelandet. Ein Kunde, der einen Flug nach Vietnam buchen wollte, wurde schon mal nach Vientiane in Laos verschickt. Nicht immer kann man seinen Fehler auf den Reiseagenten schieben. Wer mit den Airport Codes nicht fit ist und einen Flug nach LOS Angeles buchen möchte, bekommt schon mal eine Verbindung nach Lagos in Nigeria angezeigt, Airport Code LOS. Los Angeles hat den Code LAX. Am Flughafen in Atlanta ereiferte sich ein Kunde beim Check-in, dass er nicht nach St. Paul in Minnesota gebucht hatte, sondern nach Sao Paulo in Brasilien. Er war der Überzeugung, die Buchungsmaschine hätte den Namen der Stadt für ihn übersetzt. Newark und New York sind ebenfalls Klassiker für eine Verwechslung. Birmingham gibt es in Alabama und in England.
Mietwagenfirmen am Orlando Sanford International Airport sind es schon gewohnt, dass Kunden Autos an ihrem Flughafen anmieten und stattdessen nach Orlando International Airport fliegen, 40 km Luftlinie entfernt. Auch Passagiere, die in Frankfurt ankommen und meinen, sie müssten für einen Weiterflug mit Ryanair nur eben das Terminal wechseln, haben schon des Öfteren ihr Flugzeug verpasst. Das ist bei sogenannten Low Cost Tickets besonders ärgerlich, weil sie nicht erstattbar sind.
Was bei Passagieren eher selten zur wirklichen Katastrophe ausartet, nimmt mitunter einen ganz anderen Verlauf, wenn das den Piloten passiert. Erst letzte Woche landete das amerikanische Pendant zum Airbus Beluga in der Nacht auf einem falschen Flughafen. Die zum großvolumigen Frachter umgebaute Boeing 747 sollte auf der Wichita McConnell Air Base landen, landete aber auf dem Wichita Colonel Jabara Airport, einem kleinen Regionalflughafen mit einer 1,9 km langen und 30 Meter breiten Piste. Das ist eigentlich zu kurz für den Start einer Boeing 747. Glücklicherweise konnte das Flugzeug nach Entladung der Fracht und Enttankung des Kerosins trotzdem wieder starten. Der Sprit brauchte ja nur für den Flug zum 11 Kilometer entfernten richtigen Airport reichen. Da Boeing nur vier dieser Spezialflugzeuge zum Transport von Dreamliner-Teilen hat, kann die Logistik bei einem derartigen Malheur ganz schön durcheinander geraten. Es ist auch schon passiert, dass ein Flugzeug nach einer solchen Aktion zerlegt und auf der Straße abtransportiert werden musste.
Bevor ich als verantwortlicher Käpten ein solches Desaster ausbaden müsste, ließe ich mich als Passagier doch lieber mal ins karibische Grenada fliegen. Ich bräuchte auch nicht lange zu grübeln, wie ich auf Kosten des Reisebüros das Beste aus diesem Umstand machen würde.
von Andreas Fecker
Bevor ich als Autor einer Kolumne im letzten Absatz eben dieser einen Kübel voller Häme ausschütten würde, einfach mal besser recherchieren. Denn der Dreamlifter wurde mitnichten entladen…
Fein. Es war laut Presseagenturen geplant, erschien letztendlich offenbar nicht als notwendig, nachdem er enttankt wurde.
The Wichita Eagle:
„Some of the fuel was removed to lighten the plane’s load so that it would be able to take off from a short runway.“
Freuen wir uns, dass alles so gut ausging.
Die Verwechslung mit Birmingham ist mir selbst als junger Ticket Agent passiert. Der Passagier wollte nach Birmingham in Alabama, das ich damals nicht kannte. Leider gab es seitens des Passagiers auch keinen Hinweis. Er freute sich über das günstige Ticket (nach Birmingham in UK)und rief mich schließlich erst vom Flughafen kurz vor Abflug an, weil er den Fehler noch bemerkte. Wir haben das damals kulant gehandhabt und der Passagier konnte nach einer Umbuchung sein Ziel mit etwas Verspätung erreichen.
Weitere Ereignisse zum Schmunzeln erlebte ich als ein Passagier mit starkem sächsischen Akzent ein Ticket nach „Schdropetz“ verlangte. Nach meiner Nachfrage, in welchem Land das denn liege, äußerte sich der Herr überrascht, dass es doch nicht sein könne, dass ich „Schdropetz“ in Frankreich nicht kennen würde. Gemeinsam fanden wir dann den Zielort! Es war St. Tropez!!! Eine ähnliche Geschichte erlebte ich mit der Destination „Bert“, die ich nicht zuordnen konnte. Schließlich einigten wir uns auf den Flughafen in Perth, Australien.
Mittlerweile hatte ich mir angewöhnt, immer nachzufragen, ob die Destination mit dem Land zusammenpasst…
Ein amerikanischer Soldat fragte mich vor langer Zeit einmal nach dem Zug nach „Alm“. Er wurde immer ungeduldiger, weil er glaubte er wäre schon ganz in der Nähe. Ich war mir meinerseits sicher, dass es hier nirgendwo eine Alm gab. Es hat lange gedauert, bis ich auf den Trichter kam. Er wollte nach Ulm!