Kommentar: Ryanair hat ein Ego-Problem – Airline will Geld aus Deutschland

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Foto: airportzentrale.de / Marco Zaremba

Ein Kommentar von Simon Pannock.

Wir erinnern uns. Ryanair war jahrelang die Airline, die überall wo es nur ging, den Preis gedrückt hat. Bei den Flughafengebühren, beim Personal, beim Service, beim Kerosin. Das Internet ist voll mit Negativ-Schlagzeilen. Mir persönlich schießen beim Thema Ryanair und Geld direkt Geschichten in den Kopf, in denen ehemalige Piloten berichten, wie sie gar Geld zum fliegen mitbringen sollten. Oder: Geschichten von Kabinen-Crews die erzählten, wie man bloß keinen Liter zuviel Kerosin mitnahm, um möglichst günstig zu fliegen. Kleine Abweichung von der Strecke, brachte große Probleme.

Und genau diese Airline sieht sich jetzt in Deutschland benachteiligt und rennt zum Europäischen Gerichtshof.

Worum geht es?

Simon Pannock am BER – Foto: airportzentrale.de

Ryanair hat laut WirtschaftsWoche beim EU-Gerichtshof Klage eingereicht. Die Airline sieht sich bei der Vergabe von staatlichen Krediten an Condor und Lufthansa in der Corona-Krise benachteiligt. Gegenwärtig soll laut WiWo eine Klage gegen Hilfskredite an Condor eingereicht worden sein. Für Lufthansa soll zeitnah eine weitere Klage folgen. Ryanair behauptet  die Condor-Hilfen seien „unerträglich“, weil Condor auch schon vor der Corona-Krise unwirtschaftlich gewesen sei. Vielmehr erhebt auch Ryanair den Anspruch staatliche Gelder aus Deutschland zu erhalten. Wörtlich heißt es:

„Eine Hilfe für eine Fluglinie mit drei Prozent Marktanteil, die Airlines mit einem größeren Betrag zur weltweiten Anbindung Deutschlands bloß deshalb ausschließt, weil sie nicht Deutsch sind, ist offen ungesetzlich.“

Hallo Ryanair, geht es noch? Zum einen ist Condor vor der Krise sehr wirtschaftlich geflogen. Das hat nicht nur die Presseabteilung der Airline mehrfach bestätigt, sondern auch Wirtschaftsprüfer und Gutachter.

Zum anderen ist es mehr als frech, als irische Airline beim deutschen Steuerzahler eine Corona-Hilfe zu verlangen. Deutschland hat Condor und Lufthansa unter die Arme gegriffen und das ist auch richtig so. Beide Airlines sind in Deutschland zuhause. Zahlen hier in guten Jahren ihre Steuern. Auch die Mitarbeiter zahlen hier ihre Steuern. Das ist bei Ryanair ja eher selten(er) der Fall. Beide Airlines benötigten dringend eine staatliche Finanzhilfe um in Zukunft wieder wirtschaftlich fliegen zu können und vor allem auch, um gegen die Konkurrenz aus den arabischen Ländern bestehen zu können. Denn es ist kein Geheimnis dass die Fluglinien vom Golf staatliche Förderungen in utopischen Höhen erhalten. Davon kann in der EU nur geträumt werden. Es sind quasi staatliche Airlines.

Warum klopft Ryanair nicht in Qatar an und fragt nach ein wenig Kleingeld? 

Die WirtschaftsWoche bringt es auf den Punkt. Ryanair hat in Deutschland keinen leichten Stand. Billig, billig und noch billiger funktioniert nicht mehr. Eurowings, easyJet und co sind vorbeigezogen. Jetzt den Schuldigen beim deutschen Staat zu suchen, ist mehr als dreist.

Simon Pannock ist Chefredakteur und Founder von airportzentrale.de

Eine Antwort zu “Kommentar: Ryanair hat ein Ego-Problem – Airline will Geld aus Deutschland”

  1. Michael Hussfeldt sagt:

    Man dar nicht vergessen, dass Ryanair div. Tochterunternehmen hat, wie z.B. Laudamotion. Lauda hatte Standorte in Deutschland, wie Düsseldorf und Stuttgart. Diese Standorte wurde einfach ausgelöscht. Hierbei wurden unsere Gesetze, was Arbeitnehmer betrifft, mißachtet. Hierbei sind hunderte Arbeitsplätze verloren gegangen. Gewerkschaften und Betriebsräte wurden nicht anerkannt bzw. einfach übergangen. Die Schuld für deren Handlungen lag immer bei den anderen. Knebelarbeitsverträge wurden angeblich nicht durch die Arbeitnehmer akzeptiert oder der Flughafen senkte nicht die Gebühren. Ryanair muss verstehen, dass das SUPER Low Cost Geschäft vorbei ist. Ryanair wirbt, auch jetzt in der Pandemiezeit, mit Billigpreisen auf dem Niveau eine Mittagessens und diese Rechnung kann auf Dauer nicht aufgehen, denn die Massenfliegerei ist vorbei. Und jetzt noch von Deutschland Geld zu fordern, ist eine Frechheit. Man muss sich mal überlegen, dass von jetzt auf gleich hunderte top ausgebildete Pilioten und Flugbeleiter entlassen wurden und lukrative Standorte einfach geschlossen wurden, weil ein Unternehmen seine Dumpingpreise nicht mehr halten kann. Und jetzt noch Geld vom deutschen Staat fordern ……. Da findet man leider keine guten Argumente.