Studie: Verspätungen haben im Sommer 2022 zugenommen

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Eine Ryanair Boeing 737-800 – Foto: airportzentrale.de / Simon Pannock

Der Anteil verspäteter Fluggäste ist europaweit im Vergleich zu 2019 stark gestiegen. Während in den Sommermonaten vor der Pandemie durchschnittlich 27,3 Prozent der Passagiere mit Verspätungen und Flugausfällen zu kämpfen hatten, lag der Anteil 2022 bei 37,1 Prozent. In absoluten Zahlen sind das 89 Millionen verspätete Passagiere in 2019 und 99 Millionen im vergangenen Jahr. Das geht aus einer Untersuchung von AirHelp, der weltweit größten Organisation für Fluggastrechte, hervor.

In Serbien gab es im Sommer 2022 die meisten Flugprobleme
Fast die Hälfte aller Reisenden (47,4 Prozent) in Serbien hatten im vergangenen Sommer mit Flugverspätungen oder Ausfällen zu kämpfen, das entspricht 412.000 betroffenen Passagieren. Eine ebenfalls sehr hohe Verspätungsquote im Sommer 2022 weist Griechenland mit 44,5 Prozent auf. Hier haben 5,3 Millionen Passagiere den Abflugort verspätet verlassen. Beide Länder führten auch 2019 das Ranking an: Vor vier Jahren waren in Serbien 39 Prozent (320.000 Passagiere) und in Griechenland 37 Prozent (4,1 Millionen Passagiere) von Flugproblemen betroffen.

Den dritten Platz belegt 2022 Bulgarien mit einer Verspätungsquote von 44,2 Prozent (585.600 Passagiere) und 2019 Portugal mit 36,3 Prozent (3,2 Millionen Passagiere). Deutschland landete im vergangenen Jahr mit einer Quote von 43,5 Prozent (11,2 Millionen Passagiere) auf dem fünften Platz, knapp hinter den Niederlanden (43,7 Prozent, 3,9 Millionen Passagiere). Vor vier Jahren befand sich Deutschland noch auf dem 14. Platz der unpünktlichsten Länder: 2019 sind an den deutschen Flughäfen 28,6 Prozent (10,4 Millionen Passagiere) mit Verspätung gestartet.

Finnland, Litauen und Norwegen am pünktlichsten
Anteilig hatten Finnland, Litauen und Norwegen die wenigsten verspäteten Flugreisenden im Sommer 2022. In Finnland waren etwa 20 Prozent aller Flugreisenden (455.600 Passagiere) von Flugausfällen und Verspätungen betroffen. Litauen folgt mit wenig Abstand mit 20,7 Prozent (137.600 Passagiere) auf dem zweiten Platz. Norwegen schließt das Siegertreppchen mit 22,5 Prozent (1,7 Millionen Passagiere) ab.

Bereits 2019 glänzten Litauen und Norwegen mit niedrigen Verspätungsquoten und sicherten sich damals schon den zweiten und dritten Platz der pünktlichsten Länder: In Litauen verließen 15,7 Prozent (113.000 Passagiere) den Flughafen mit Verspätung, in Norwegen 17,8 Prozent (1,5 Millionen Passagiere). Während Finnland, der Sieger aus dem Jahr 2022, nur auf dem sechsten Platz landete, kletterte Aserbaidschan an die Spitze: Zwischen Juli und September 2019 waren in Aserbaidschan nur 14,9 Prozent (107.700 Passagiere) mit Flugproblemen konfrontiert.

In Frankfurt kam es deutschlandweit zu den meisten Flugproblemen im Sommer
In Deutschland kam es im Sommer 2022 vor allem in Frankfurt zu zahlreichen Verspätungen und Ausfällen. Am Fraport starteten 51 Prozent (3,9 Millionen Passagiere) und am Flughafen Frankfurt-Hahn (HHN) 50,7 Prozent (96.700 Passagiere) verspätet – mehr als die Hälfte aller Fluggäste an den beiden Standorten. Vor der Pandemie sahen die Verspätungsquoten noch deutlich besser aus: Der Fraport landete zwar auch 2019 auf dem ersten Platz, allerdings mit einer Quote von 33,2 Prozent (3,5 Millionen Passagiere). Den zweiten Platz belegte der Flughafen Memmingen mit 29,4 Prozent und 49.000 verspäteten Passagieren. Der HHN befand sich damals mit einer Quote von 24 Prozent noch auf dem elften Platz des Rankings. Auf Platz 3 der unpünktlichsten Flughäfen Deutschlands war 2022 der Kölner Flughafen bei 48 Prozent (691.900 Passagiere), 2019 der Dortmunder Flughafen bei 29 Prozent (91.600 Passagiere).

Am pünktlichsten sind Reisende im Sommer 2022 in Stuttgart abgeflogen – jeder vierte Fluggast (24,8 Prozent, 292.200 Passagiere) hatte mit Flugproblemen zu kämpfen. In Dresden und Bremen war es bereits jeder Dritte (30,7 Prozent, 38.500 Passagiere bzw. 31,6 Prozent, 68.300 Passagiere). 2019 konnten sich Urlauber:innen mit Start in Münster (16,4 Prozent, 25.800 Passagiere), Dresden (16,6 Prozent, 38.300 Passagiere) und am Flughafen Weeze (17,3 Prozent, 25.900 Passagiere) über einigermaßen pünktliche Abflugzeiten freuen.

Flüge in Europa nach der Pandemie deutlich unpünktlicher als in 2019
Julián Navas, Fluggastrechtsexperte von AirHelp, ordnet ein: „Mittlerweile sind fast wieder genauso viele Urlauber:innen und Geschäftsreisende mit dem Flugzeug unterwegs wie vor der Pandemie: Während im Juli, August und September 2019 rund 325 Millionen Passagiere geflogen sind, waren es letzten Sommer bereits 267 Millionen. Das ist ein positives Zeichen für die Flug- und Tourismusbranche. Alarmierend ist aber die Verspätungsquote, die von 27,3 auf 37,1 Prozent stark angestiegen ist, obwohl die Flughäfen und Airlines immer noch weniger Menschen als noch vor drei Jahren abfertigen müssen. Angesichts des anhaltenden Fachkräftemangels, der Streiks und natürlich unvorhersehbarer Wetterextreme rechnen wir damit, dass die Anzahl der von Flugverspätungen und Ausfällen betroffenen Passagiere auch in diesem Sommer weiter steigen wird.

Allein im vergangenen Sommer waren rund 6,5 Millionen Passagiere in Europa entschädigungsberechtigt – das bedeutet, dass die Airlines die Flugprobleme selbst verschuldet haben. 2019 waren es nur 5 Millionen Menschen. Wir ermutigen alle betroffenen Urlauber:innen, ihre Ansprüche auf Entschädigung zu prüfen.”

Über die Untersuchung
Die Studie basiert auf den Flugdaten der Monate Juli, August und September 2019 und 2022. Es wurde untersucht, wie viele Passagiere innerhalb dieses Zeitraums von Verspätungen und Flugausfällen betroffen waren. Die Anzahl Passagiere und die Prozentangaben wurden gerundet. Es wurden nur Länder berücksichtigt, in denen mindestens 500.000 Fluggäste pro Land bzw. 100.000 pro Flughafen abgeflogen sind. Für präzise sowie aussagekräftige Daten nutzt AirHelp eine Vielzahl von Quellen und kombiniert sie in einer globalen Flugdatenbank, um u. a. Deckungslücken in den Daten einiger Anbieter zu beseitigen. Die Anbieter werden nach der Qualität ihrer Daten priorisiert. Bei Datenkonflikten (z. B. unterschiedliche Ankunfts- oder Abflugzeiten) wird statt eines Durchschnitts die Quelle mit der höchsten Autorität verwendet. Berücksichtigt wurden Länder mit mindestens 100.000 Flugreisenden im Untersuchungszeitraum.

Quelle: PM AirHelp

Eine Antwort zu “Studie: Verspätungen haben im Sommer 2022 zugenommen”

  1. „Deutschland landete im vergangenen Jahr mit einer Quote von 43,5 Prozent (11,2 Millionen Passagiere) auf dem fünften Platz, knapp hinter den Niederlanden (43,7 Prozent, 3,9 Millionen Passagiere). Vor vier Jahren befand sich Deutschland noch auf dem 14. Platz der unpünktlichsten Länder: 2019 sind an den deutschen Flughäfen 28,6 Prozent (10,4 Millionen Passagiere) mit Verspätung gestartet.“
    Wen interessieren denn verspätete Starts, solange die Landungen am Zielort im Bereich einer vernünftigen Toleranz sind? Startverspätungen sind in der Flugzeit einkalkuliert. Verspätete Starts bringen einem entschädigungsgeilen Kunden keinen Penny. Die Landung macht den Unterschied. Der verärgerte Abholer, der Anschlusszug, das Kreuzfahrtschiff, das nicht warten kann.
    Verspätete Starts kommen bestenfalls den Hassardeuren zugute, die erst 5 Minuten vor der geplanten Startzeit am Flughafen eintrudeln.