Luftpost 458: Reisen bildet

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Foto: Andreas Fecker

Es ist eine alte Wahrheit, dass Reisen den Horizont erweitert. Wer viel reist, gewinnt an Urteilskraft, die Beobachtungen in fremden Ländern, ihrer Sitten und Gebräuche erweitert den Kreis eigener Ideen und befreit von Vorurteilen. Nicht wer alt ist, weiß viel, sondern wer viel herumgekommen ist. Und noch ein wichtiger Effekt: Reisen lehrt uns zu schätzen, was wir an der Heimat haben.

Wenn wir also mit offenen Augen reisen, können wir Ideen für die Lösung eigener Probleme aufgreifen! Bei mehreren Reisen auf den afrikanischen Kontinent konnte ich den Stellenwert frischen Wassers schätzen lernen. Wir lesen zwar in den Zeitungen über die Zunahme von Dürren, Ernteausfällen, Austrocknung von Seen, verringerten Wasserständen von Flüssen. Uns ist mittlerweile auch bewusst, dass Wasser ein Menschenrecht ist. Latenter Wassermangel und Ernteausfälle sind Ursachen für Hunger, Armut, Korruption und Gewalt. Er ist auch eine der Ursachen für die Migrationsströme. Wer kein Wasser mehr hat, den hält nichts mehr davon ab, dorthin zu gehen, wo es noch Wasser gibt. Schon lange sagt man voraus, dass es eines Tages Verteilungskämpfe und Kriege um dieses Lebenselixier geben wird. Dies am eigenen Leib zu erfahren war für mich wichtig.

Kapstadt saß vor wenigen Jahren noch auf dem Trockenen. Erst nach dem Erlass von strengen Gesetzen und Verordnungen gab es eine Wasserwende. Sie könnte eine Blaupause für die ganze Welt sein! Wirtschaft, Industrie, Hotels zogen mit und bauten eigene Meerwasserentsalzungsanlagen. Der Wasserverbrauch wurde auf 50 Liter pro Tag und Einwohner begrenzt. (Kalifornien hat einen pro Kopf Verbrauch von 321 Liter). Haushalte, die mehr als 50 Liter pro Kopf verbrauchten, erhielten heftige Geldstrafen. Zähler sperrten beim erlaubten Maximalverbrauch die Ventile ab. Die Capetonier duschten fortan über Eimern, um das aufgefangene Wasser weiterzuverwenden. Das Wasser der Waschmaschinen wurde aufgefangen, Swimmingpools blieben leer, Rasen wurde nicht mehr gesprengt, der Wasserdruck reduziert. Die Medien veröffentlichten Spartechniken. Gewohnheiten aus den armen Townships gerieten so an die Öffentlichkeit und wurden übernommen. Öffnet man heute in Kapstadt einen Wasserhahn, wird feiner Wassernebel verströmt, mit dem man die Hände benetzt. Aus dem Seifenspender kommt jetzt ein feines Aerosol, das reinigt, desinfiziert und nicht lange abgewaschen werden muss. Schon beim Bau von Häusern wird die Voraussetzung geschaffen, dass das Grauwasser zur Toilettenspülung benutzt werden kann. Alles Regenwasser wird aufgefangen. Niemand in dieser Stadt wird Wasser jemals wieder als Selbstverständlichkeit ansehen. … Wäre das nichts für uns?

Die Einwohner Kapstadts haben die wassersparenden Gewohnheiten beibehalten. Auch auswärtige Besucher übernehmen unwillkürlich diese Grundsätze und tragen sie nach Hause. Reisen produziert also nicht nur CO2, sondern trägt auch technischen und ökologischen Fortschritt über die Grenzen von Ländern und Kontinenten hinaus.

Wilhelm Busch schrieb: Drum o Mensch, sei weise, pack die Koffer und verreise. Ich möchte hinzufügen: Willst Du nicht selbst verreisen, hindere nicht aufgeschlossenere Menschen daran, konstruktive Ideen nach Hause zu bringen, statt daheim festzukleben, die Volksseele gegen diese Idiotie aufzubringen und dem Kampf gegen den Klimawandel einen Bärendienst zu erweisen! Sie rennen offene Türen ein und schikanieren unschuldige Menschen in Notlagen. Die Einsicht das Klima zu retten könnte bei Millionen Menschen kippen. Es gibt einen klugen Leitsatz für erfolgreiche Verhandlungen: „You stop when you are ahead!

Andreas Fecker

 

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