Luftpost 397: Whisky on Ice

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In Luftpost 394 stelle ich das Buch von Werner Fischbach vor, der sich darin an sein Berufsleben auf dem Stuttgarter Tower erinnert. Als er einst gefragt wurde, ob er denn schon einmal eine schlimme Notlage erlebt habe, kam zur Antwort: „Ja, das war als die Kaffeemaschine kaputt war.“ Ähnlich mag es einst Conbert Benneck in Thule Air Base auf Grönland gegangen sein, als im Offiziersclub die Eiswürfelmaschine streikte. Der Hundertjährige erinnert sich: „Ein junger Leutnant wurde sich bewusst, dass sie am Rand des größten Gletschers der Welt sitzen. Er warf einen Eimer in seinen Jeep und fuhr hin. Mit einem Eispickel hackte er ein paar Stücke heraus und brachte das ‚gealterte Eis‘ ins Casino. Der Leutnant wurde als Held gefeiert, ab sofort konnten die Drinks wieder gekühlt werden.

Aber … ‚gealtertes‘ Grönland Gletscher Eis ist ein wildes Tier, das keiner der kälteerprobten Soldaten zuvor erlebt hatte. Es schneite ja so gut wie nie in Grönland. Das Inlandeis besteht aus Eiskristallen aus gefrorenem Niederschlag aus Äonen von Jahren. Sie gefrieren Schicht über Schicht und pressen durch ihr Gewicht die darunter liegende Masse zusammen. Die winzigen Lufteinschlüsse in den unteren Schichten stehen unter gewaltigem Druck. Connie Benneck erinnert sich: „Jetzt steht Dein Drink im Glas auf dem Tresen und ist -40° kalt. Ahhhh, wir haben wieder Eis! Wen kümmert es, dass die Eismaschine kaputt ist? Reinstes Grönland-Eis, Millionen Jahre alt in einem 12 Jahre alten Bourbon! Die Welt ist wieder in Ordnung. Für drei oder vier Minuten. Und plötzlich explodiert Dein Drink wie Popcorn! Die vergleichsweise warme Flüssigkeit erwärmt die -40° Grad kalten Eiskristalle. Und darin auch die dazwischen eingeschlossene Luft. Der Druck steigt und sprengt das Eis. Das Spektakel geht so lange weiter, bis das Eis geschmolzen ist. Da kam mir eine Geschäftsidee: Ich schlug der Navy vor, dass die Versorgungsschiffe auf ihrer Rückfahrt an die US-Küste einen kleinen Eisberg anhängen und ihn nach New York schleppen. Ich würde ihn dann in Schickimicki Bars verkaufen. Alter Bourbon auf altem Eis. Leider zeigte mir die Navy den Vogel. Viele Jahre später machen das die Japaner an der amerikanischen Westküste. Sie verkaufen uns gereiften Bourbon mit uraltem Gletschereis. Natürlich gegen Aufpreis.“

Andreas Fecker