Brian Robson plagte das Heimweh. Der 19-jährige aus dem britischen Wales arbeitete 1965 bei der australischen Victorian Railways. Aber er hatte die Nase voll von Australien und sehnte sich nach der Kühle im walisischen Caerdydd, bei uns besser bekannt als Cardiff. Doch der Flug dorthin kostete 700 Pfund und sein Monatslohn war nur 40 Pfund. Er erkundigte sich, wieviel es kosten würde, eine Kiste mit 70 Kilo per Luftfracht nach England zu schicken. Er besorgte sich eine Holzkiste und machte die Frachtpapiere fertig. Als Inhalt schrieb er „Computer“ und „Handle with care“, wohl in der Hoffnung, dass man die Kiste nicht herumwerfen würde. 36 Stunden sollte die Reise nach England dauern. Er bereitete den Proviant, Wasser, eine Flasche für den Urin, eine Taschenlampe, Ersatzbatterien, ein Buch und ein paar Kissen vor und zwängte sich in die Kiste. Ein kleines Guckloch, kaum größer als eine Pupille, ermöglichte den Blick nach draußen. Zwei Freunde nagelten den Holzverschlag zu und brachten die Sendung zum Flughafen. Die australische Airline Qantas würde sie in ein Flugzeug von Melbourne nach London verladen.
Doch alles kam anders. Der Frachtraum im Qantas-Flieger war nämlich voll. Also lud man die Kiste in ein Flugzeug der Pan Am nach Los Angeles. Dort würde man die Kiste irgendwann in eine Maschine nach London umladen. Doch ein amerikanischer Zöllner entdeckte das Loch und schaute hinein. Erschrocken blickte er in Robsons Auge. „Da ist ein Mensch drin!“ Das FBI öffnete die Kiste und musste dem steifgliedrigen Brian Robson heraushelfen. Nach stundenlangem Verhör ließ man ihn frei. Aus den Frachtpapieren ließ sich ja der Versuch einer illegalen Einreise in die USA nicht ableiten. Natürlich bekam die Presse Wind davon, British Airways spendierte ihm öffentlichkeitswirksam ein Ticket, und so hatte die Geschichte doch noch ein Happy End. Heute, im Alter von 75 Jahren, bezeichnete Robson seinen Plan als saudumm und rät von jeglichen Versuchen ab, illegal zu reisen. Im besten Fall dauert es länger als geplant, und im schlimmsten Fall endet das nämlich mit dem Tod.
Meine eigene Reise als Blinder Passagier 1971 verlief glücklicherweise weniger dramatisch. Aber auch ich würde das nie, nie wieder wagen und auch niemanden dazu ermutigen.
Andreas Fecker
Guten Morgen Andy,
dann kennen wir nun den Erfinder des Begriffs „Holzklasse“.
Viele Grüsse
Markus