Luftpost 103: Nicht nur in Malawi

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Die Cayman Islands sind ein beliebtes Paradies, um ganze Volksvermögen verschwinden zu lassen – Archiv: Andreas Fecker

Staatschefs, die ein Leben als Operettenkönig führen, umgeben sich gerne und reichlich mit den Insignien der Macht. Oft sind sie so abgehoben, dass es sie nicht juckt, dass ihr Volk verhungert, während sie in vergoldete Toiletten kacken. Natürlich braucht ein solcher Kleptokrat auch einen nach ihm benannten Airport und Flugzeuge als fliegendes Zeichen seiner Eitelkeit. Einige Beispiele dieses Größenwahns seien hier aufgeführt.

1985 plante Hastings Banda, Präsident von Malawi auf Lebenszeit einen Staatsbesuch in England. Um standesgemäß anreisen zu können, charterte Air Malawi am 2.4.1985 eine Boeing 747SP samt Crew von South African Airways. SAA nahm sie dazu aus dem laufenden Betrieb und lackierte sie in die Farben der Air Malawi um. Am 13.4. flog die Maschine mit Hastings Banda an Bord nach Amsterdam. Am 16.4. ging es weiter nach London Heathrow. Der afrikanische Staatsgast verweilte dort ungewöhnlich lange, bis zum 10.5. (!). Der Riesenvogel parkte solange in Heathrow, einem der teuersten Flughäfen Europas. Allein die Abstellgebühren verschlangen ca. 200.000 USD. Am 11.5. landete das Flugzeug mit Präsident Banda und seiner Entourage wieder zu Hause und wurde um 12:50 Ortszeit desselben Tages an SAA zurückgegeben. Während Airlines, die Gewinne einfliegen, die Bodenzeit ihrer Maschinen auf das absolute Minimum beschränken, wurde hier das Geld einer staatlichen Fluggesellschaft, die sowieso nur Verluste einflog, mit vollen Händen zum Fenster hinaus geworfen, nur um am Ankunfts- und Abflugtag für ein paar Minuten Eindruck zu schinden. Eine Auslandsverschuldung (1985) von 1,1 Milliarden USD scheint eben schmerzfrei zu machen.

Airlines sind in den Augen der Kleptokraten Privateigentum. Gut zu beobachten war das auch bei Philippine Airlines während der Marcos-Jahre zwischen 1966 bis 1986. Wir wissen auch, dass die First Lady, Imelda Marcos mit ihrer Prunksucht das Land geplündert hatte. Flog sie zum Shoppen nach New York, folgte ihr eine zweite DC-8, um ihr Gepäck, ihre Garderobe, ihre 2500 Paar Schuhe und über 1000 Handtaschen zu transportieren. Imeldas „eigene“ DC-8 war natürlich mit Bett und Bad ausgestattet, Badearmaturen ebenso selbstverständlich aus Gold. Sie jettete damit zu den Parties von Berühmtheiten rund um den Globus. Das empörte Fachpersonal begann nach und nach zur nationalen Konkurrenz zu wechseln. Um dieses Personal wieder einzufangen und die Schulden der Airline zu verschleiern, befahl Marcos 1973, dass sich alle philippinischen Fluggesellschaften bis zum Jahresende zu verschmelzen hatten. Als sich Air Manila und Filipinas Orient Airways dieser Anordnung widersetzten, wurde ihr Vermögen beschlagnahmt und Philippine Airlines zugeführt.

Doch nirgendwo blüht die Egomanie so wie im rohstoffreichen Afrika mit seinen 54 Staaten. Öl, Gold, Diamanten und Seltene Erden verführen korrupte „Herrscher auf Lebenszeit“ zu einem Leben in einer luxuriösen Parallelwelt. Die Äußerung von Zweifeln oder Unmut gilt als Blasphemie und wird bestraft. Das Ausland verschließt die Augen und duldet oder unterstützt das jeweilige Regime, solange man Geschäfte machen kann und man nicht gerade von Genozid spricht. Wirtschaftlicher und politischer Einfluss bestimmen den Umgang mit den Despoten, denn man will sie möglichst nicht an den Einflussbereich anderer Großmächte wie zum Beispiel China verlieren.

Präsident Mobutu Sese Sekos Privatvermögen von der sogenannten Demokratischen Republik Kongo (Zaire) wurde auf 5 Milliarden Dollar geschätzt. In seinem Heimatort Gbadolite ließ er sich den Belgischen Königspalast nachbauen und leistete sich eine Runway, lang genug damit auch die Concorde darauf landen konnte. Schließlich ließ man sich ja frische Torten und Champagner aus Paris einfliegen. Und Concorde und Congo schienen nach seiner Auffassung füreinander gemacht.

Das Paradoxe an dieser Sache ist, entfernt man diese „Sonnenkönige“ aus ihren Palästen, versinkt das Land alsbald in Chaos und Bürgerkrieg. Flugzeuge für Ego-Trips sind da noch das kleinste Übel.

Von Andreas Fecker