Von Januar bis September 2023 wurden an den deutschen Flughäfen 149 Millionen Passagiere (an+ab) gezählt. Diese Zahl teilte am Vormittag der Flughafenverband ADV mit. Durch den nachfragestarken Sommerreiseverkehr erholt sich die Recovery-Rate zum Vorkrisenniveau leicht. Während in ganz Europa bereits 9 von 10 Passagieren zurück sind, erreicht die deutsche Recovery-Rate einen Wert von 77,6 Prozent gegenüber Januar bis September 2019. Gegenüber dem schwachen Vorjahr verzeichnen die deutschen Flughäfen in den ersten neun Monaten ein Nachfragewachstum von +21,5 Prozent. Trotz des positiven Trends liegt Deutschland weiterhin am unteren Ende der großen europäischen Luftverkehrsmärkte. Hohe Ticketpreise und hohe Standortkosten verhindern eine bessere Erholung.
Die wichtigsten fünf Kennzahlen im Blick
Der innerdeutsche Verkehr liegt mit +27,3 Prozent und 17,08 Millionen Fluggästen über dem Vorjahresaufkommen, jedoch mit -51,4 Prozent unter dem Vorkrisenniveau.
Der Europaverkehr nimmt gegenüber dem Vorjahr um +17,2 Prozent zu und ist mit 103,3 Millionen Passagieren das größte Marktsegment in der Verkehrsentwicklung. Dennoch liegt Deutschland weiterhin mit nur 83,6 Prozent Recovery am unteren Ende der großen europäischen Luftverkehrsmärkte.
Der Interkontverkehr wächst um +36,1 Prozent auf 28,4 Millionen Passagieren zum Vorjahr und treibt die Erholung mit der dynamischsten Recovery-Rate (86,1 Prozent) gegenüber dem Vorkrisenniveau.
Die gewerblichen Flugbewegungen halten mit +7,3 Prozent zum Vergleichszeitraum 2022 den stabilen Wachstumskurs.
In den ersten neun Monaten wurden 3,47 Millionen Tonnen Fracht umgeschlagen. Damit sank das Cargo-Aufkommen um -8,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum.
Hierzu erklärt Ralph Beisel, Hauptgeschäftsführer des Flughafenverbandes ADV: „Der Flughafenstandort Deutschland wird im europäischen und internationalen Wettbewerb um neue Strecken für internationale Airlines zusehends unattraktiv. Die Erholung des Luftverkehrs findet unter den Bedingungen eines weiter verschärften internationalen Wettbewerbs statt. Die hohen, nationalen Standortkosten verhindern eine vollständige Erholung des europäischen Marktes, weil sich europäische Airlines aus Deutschland zurückziehen.“
Gleichzeitig fürchtet die Branche die Abwanderung von Passagieren im Langstreckenverkehr durch den Carbon Leakage-Effekt. „Wenn es für den Passagier auf der Reise nach Afrika oder Asien kostengünstiger ist außerhalb der EU umzusteigen – statt in Frankfurt oder München – wird er sich wahrscheinlich dafür entscheiden und damit die Mehrkosten für europäische Klimaabgaben umgehen. Die Flughäfen nehmen die europäischen und nationalen Klimaschutzvorgaben an. Die Transformation der Flughäfen wird allerdings nur unter fairen Wettbewerbsbedingungen und ohne Verkehrs- und Emissionsverlagerungen funktionieren“, so Ralph Beisel abschließend.