LUFTPOST: Wohin geht die Lufthansa?

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Andreas Fecker Foto: Bildarchiv Andreas Fecker

Ich war immer stolz auf unseren State Carrier. Im Ausland habe ich mich gefreut, wenn ich das gelbe Kranich-Symbol gesehen habe, je weiter weg von zu Hause, umso größer war die Freude. Natürlich habe ich stets Lufthansa gebucht, wenn ich die Wahl hatte. Ich weiß auch, dass manche Airlines aus Fernost oder aus den Golfstaaten Luxus pur anbieten, und dass die Flugbegleiterinnen von Thai, Singapore Airlines oder ANA einen besonderen Charme ausstrahlen, der beim europäischen Kunden besonders gut ankommt. Die Lufthansa, so finde ich, hat es gar nicht nötig, mit Luxus aus 1001 Nacht zu konkurrieren.

Die Kernkompetenzen unserer klassischen deutschen Airline sind Sicherheit, Solidität, Sauberkeit, Zuverlässigkeit. Dazu ein gut ausgebildetes Personal in sicherer Anstellung, das mit Stolz auf den Kranich im Ausweis seinen Dienst versieht.
Allein, wenn ich die Nachrichten verfolge, kommen mir Zweifel, ob sich hier nicht gerade Grundlegendes ändert. Gibt die Lufthansa hier dem Konkurrenzdruck von Preis-Dumpern aus Irland nach? Opfert man das zufriedene Lächeln dienstfreudiger Flugbegleiter den O’Learys dieser Welt? Längst hat das plastikverpackte Campingbesteck mit zerbrechlichen Gabeln Einzug in die Economy Klasse gehalten, wo auf manchen Europastrecken nur noch Brioches in Plastik gereicht werden. Lotet das Management womöglich aus, wie viele Einschränkungen und Verschlankungen der Kunde bereit ist hinzunehmen? Beim Personal ist der Knackpunkt dann erreicht, wenn das Lächeln aus dem Gesicht verschwindet. Das Kabinenpersonal ist die Schnittstelle zwischen Fluggesellschaft und Kunden. Jede Airline tut gut daran, ihr Personal bei Laune zu halten und es nicht im Regen stehen zu lassen. Happy employees make happy clients. And happy clients come back.

Auf einem Mittelstreckenflug in der Business Class von United Airlines versuchte ich einst vergebens mit einer der vorbeihuschenden Flugbegleiterinnen Blickkontakt herzustellen. Alle hielten jedoch den Kopf gesenkt und den Blick weit nach vorne gerichtet, die Passagiere schienen für sie gar nicht zu existieren. Auf einem Beurteilungsbogen der Airline formulierte ich das offenkundige Desinteresse der Stewardessen folgendermaßen: „Das Beste, was ich über die Crew sagen kann, sie war an Bord.“ Und neben dem Kästchen, wo ich ankreuzen konnte, ob ich auf meine Mitteilung eine Antwort erwartete, schrieb ich: „Nein Danke, denn ich habe den Eindruck, dass Sie das gar nicht interessiert.“

Wie wohltuend sind da Geschichten wie die folgende: Der Mann einer Bekannten von mir aus Kanada verstarb während einer Albanien-Reise im Jahr 2002. Die junge Witwe war damals etwa 21 Jahre alt und sah sich plötzlich auf sich alleine gestellt. Auf dem Rückflug nach Vancouver (mit LH via Frankfurt) saß hinter ihr ein kleiner Junge, der ständig gegen ihren Sitz trat. Seine Mutter unternahm nichts dagegen. Irgendwann hat das die junge Witwe so genervt, dass sie anfing zu heulen. Eine Flugbegleiterin bemerkte das und fragte sie nach ihrem Kummer. Sie erzählte ihr, dass im Frachtraum der Sarg mit ihrem Mann sei, dass sie nicht wisse, wie ihr Leben weitergehen solle, und sie keinen klaren Gedanken fasse könne, weil sie zu allem Überfluss auch noch maltraktiert werde.

Die Stewardess ging zum Käpten und kam kurz darauf zurück. „Darf ich Ihnen mit Ihren Sachen helfen, wir haben einen Platz in der Ersten Klasse für Sie.“ Während der restlichen Reise fuhr die Crew alles auf, was die Erste Klasse bot und was die Gastfreundlichkeit der Lufthansa ausmacht. Es ist folgerichtig, dass diese Frau seitdem keine Gelegenheit auslässt, die deutsche Airline zu loben. Sie ist inzwischen eine einflussreiche Person im politischen Leben Kanadas.

Auch ein befreundeter Luftfahrtjournalist aus Singapur, der nun wirklich schon mit jeder großen Airline der Welt geflogen ist, schwärmt von Lufthansa als das solideste, sauberste und wirtschaftlich vorbildlichste Luftfahrtunternehmen der Welt.

Und kürzlich saß ich neben einer Brasilianerin auf dem Flug von Frankfurt nach Rio. Sie erzählte, dass sie gerade aus Rom gekommen sei. Und weiter: „Ich hätte auch mit Alitalia Non-Stop von Rom nach Rio fliegen können, aber ich fühle mich bei Lufthansa besser aufgehoben. Deshalb mache ich den Umweg über Frankfurt gerne.“

Eine Antwort zu “LUFTPOST: Wohin geht die Lufthansa?”

  1. Friedrich Joerg sagt:

    Stimme diesem Bericht voll und ganz zu. Bin von Lufthansa egal auf kurz, mittel oder Langstrecke noch enttauscht worden.
    Zusatz SChade das sie nicht mehr nach Australien fliegen. Quants war aber auch nicht zu verachten.
    Lieber Top ausgebildetes Personal als nur laechelndes.