Luftpost 66: Seefahrt tut not!

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Andreas Fecker – Foto: Bildarchiv Fecker

„Navigare necesse est“, soll der römische Feldherr Gnaeus Pompeius gesagt haben. Im kaiserlichen Deutschen Reich wurde das mit „Seefahrt tut not“ übersetzt und für lebenswichtig erklärt. Wie sich die Zeiten ändern! Der Satz fiel nämlich, als die Mannschaft einer römischen Galeere wegen eines Sturmes nicht aus dem Hafen ausfahren wollte, worauf der gnadenlose Feldherr sie belehrte: „Navigare necesse est, vivere non est necesse;“ „Die Seefahrt ist wichtig, das Leben nicht.“

Auf unsere moderne Zeit bezogen, dürfte wir das Zitat etwas freier übersetzen: „Luftfahrt ist wichtig für unser tägliches Leben.“ Zumindest ist sie allgegenwärtig. Die Dienstreise von München nach Hamburg könnte mit dem Auto beginnen, dessen GPS uns zum Flughafen bringt. Die Raumfahrt ermöglicht die Satellitennavigation. Das Flugzeug bringt uns schnell ans Ziel, wo der Verkehr wiederum mit Hilfe von GPS – oder demnächst mit Galileo – gesteuert wird. Meteosat hilft bei der Erstellung der Wettervorhersage, die Kommunikation geht auch über künstliche Himmelskörper, unsere Fernsehbilder ebenfalls. Erdbeobachtungssatelliten ermöglichen die Vorhersage von Ernteausfällen, entdecken Waldbrände oder Sturmzellen, aus denen sich verheerende Zyklone entwickeln können. Sie ermöglichen rechtzeitige Evakuierungen und retten Menschenleben.

Die Luft- und Raumfahrt ist letztendlich aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken, sie ist für unsere Sicherheit, für unsere Wirtschaft und für den Verkehr von ausschlaggebender Bedeutung. Der reibungslose Transport von Menschen und Waren ermöglicht den rasanten Fortschritt bei Technik und Wissenschaft, die Luftüberwachung des Schiffsverkehrs hilft, unsere Küstengewässer vor Verschmutzung durch gewissenlose Kapitäne zu bewahren. Rettungshubschrauber bringen Verletzte schnell in Krankenhäuser, Transportmaschinen Hilfsgüter in Katastrophenregionen, Passagierflugzeuge liefern Impfstoffe, Medikamente und ärztliche Hilfe in Staaten, wo Epidemien wüten.

Gleichzeitig transportieren Flugzeuge aber auch Krankheitserreger und Schädlinge; in Deutschland wurden bereits 600 invasive Neophyten und 260 Neozoen gezählt, eingeschleppte Pflanzen und Tiere, die unser Ökosystem gefährden. An diese Ausdrücke darf man sich schon einmal gewöhnen. Allerdings gab es dies schon zu Zeiten der christlichen Seefahrt, als europäische Siedler 1788 ein paar Stallkaninchen mit nach Australien brachten. Heute werden ihre Nachkommen trotz Abschuss und groß angelegter Dezimierungsversuche auf 200 Millionen geschätzt, die in dem ariden Klima Australiens gewaltige Schäden anrichten.

Bei allem Segen, den die Luftfahrt für die Gesellschaft und den wirtschaftlichen Standort bringt, gilt es auch, die Nachteile im Auge zu behalten, wie zum Beispiel den gesellschaftlichen Unfrieden wegen des Fluglärms rund um die Flughäfen. Denn naturgemäß entstehen Airports nahe an großen Städten, und je besser ein Flughafen angebunden ist, umso mehr Menschen werden sich dort ansiedeln und umso mehr Verkehr wird er anziehen. Das spürt man an der Internationalität einer Stadt, am vielfältigen Warenangebot und an den Menschen auf den Straßen.
Seefahrt mag ja nottun, Luftfahrt aber auch.

von Andreas Fecker