Luftpost 477: Ladenhüter

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Boeing VIP Jet – Foto: Boeing
Andreas Fecker – Foto: Jochen Mahrholdt / Fecker

Parallel zum Geschäft mit Passagierflugzeugen bieten die großen Flugzeugbauer wie Airbus, Boeing, Embraer und Bombardier auch Business Jets mit besonderer Luxuseinrichtung an. Allen voran gibt es in den Golf-Staaten dafür einen lukrativen Markt. Diese Sondereinrichtung kostet einen Aufpreis von 30, 40 oder 50 Millionen Dollar, nichts was zum Beispiel das saudische Königshaus erschrecken könnte. Kaum war im Jahr 2010 die Boeing 747-8 auf dem Markt, bestellte Kronprinz Sultan bin Abdulaziz Al-Saud eines dieser Flagschiffe und ließ es zum Flughafen Basel-Mühlhausen schaffen, wo die Inneneinrichtung maßgeschneidert werden sollte. Doch 2011 verstarb der Prinz, und es fand sich kein Abnehmer für das teuere Flugzeug. Die Boeing absolvierte 16 Testflüge und hatte ganze 30 Flugstunden im Log. Zehn Jahre lang stand sie in Basel auf dem Flughafen, bevor sie vergangenes Jahr zum Pinal Air Park nach Arizona geflogen wurde, um dort ausgeschlachtet und verschrottet zu werden. Als das Flugzeug erstmals angeboten wurde, sollte es noch 350 Mio Dollar kosten. Im Laufe der Jahre fiel der Preis auf 95 Mio. Doch obwohl eine Hochglanzbroschüre (PDF-Link) an alle Regierungen, Königs- und Geldhäuser der Welt geschickt wurde, fand sich kein Käufer. Boeing kaufte das Flugzeug 2022 schließlich zurück und flog es nach Arizona, wo es nun auf die Verwertung wartet. Als allererstes wurden die vier nagelneuen Triebwerke abgebaut, von denen jedes 20 Mio Dollar wert ist. Der Restwert des Flugzeugs wird auf 42 Mio USD geschätzt. Weitere wichtige Teile des technischen Organspenders sind bereits entfernt.

Vielleicht wäre auch eBay noch eine Lösung gewesen? Dort wurde ja 2005 auch schon mal der Golf von Papst Benedikt versteigert. Für 189.000 Euro dürfte das der teuerste Golf der Welt gewesen sein. Nach Benedikts Rücktritt versuchte der neue Besitzer einen ähnlichen Preis zu erzielen. Doch das Heilige Blechle hatte mit dem Rücktritt seinen Zauber verloren! Das höchste Gebot lag bei 16.500 Euro. Noch so ein Ladenhüter!
Andreas Fecker