Luftpost 434: Das AAirpass Desaster

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Foto: Andreas Fecker

Im Jahr 1980 ging es der Fluggesellschaft American Airlines alles andere als gut. Nach heutigem Geldwert hatte sie gerade einen Jahresverlust von 250 Millionen Dollar eingefahren. Die Banken waren nicht bereit, ihre Kredite zu verlängern, da die ganze Luftfahrtbranche lahmte. Wie kommt man an privates Geld? Man zielt auf die Superreichen und lockt sie mit einem Schnäppchen zu dem sie nicht neinsagen können, auch wenn es zu einem stolzen Preis angeboten wird. Das Lockangebot konnte sich sehen lassen: Ein Ticket, mit dem man lebenslang und unbegrenzt in der Ersten Klasse auf dem gesamten weltweiten Streckennetz der American Airlines fliegen konnte. Und man bekam sogar noch Bonusmeilen dafür und hatte Zutritt in allen VIP Lounges, auch zu denen der Partner Airlines. Das Ticket kostete einmalig 250.000 Dollar. Dazu konnte man ein Partnerticket für 125.000 Dollar erwerben. Damit konnte man zum Beispiel ein beliebiges Familienmitglied oder einen Freund mitnehmen. Ganze 28 Tickets verkaufte American Airlines zu Anfang. Nun ja, es brachte der Fluggesellschaft gerade mal 10.000.000 Dollar. In späteren Jahren kostete das Ticket 600.000, ab 1993 sogar 1 Million. Aber die Idee sollte schließlich zum Bankrott der Airline führen.

Internationales Streckennetz von American Airlines (Stand 2006) – Satellitenbild NASA – Grafik: Overlay Fecker
Nationales Streckennetz von American Airlines (Stand 2006) – Satellitenbild NASA – Grafik: Overlay Fecker

Denn zwei dieser Kunden nutzten den Deal schamlos aus, Steve Rothstein and Jaques Vroom. 25 Jahre lang flogen die beiden damit durch die Welt. Rothstein war damit 600 Mal in London, oder er flog mit einem Freund zum Lunch nach Paris. Oder nach Kanada auf einen Sandwich. Der Finanzberater flog 1000 mal von Chicago nach New York, 500 mal nach San Francisco. 80 Mal nach Paris und nach Sydney. Auch andere Kunden waren inzwischen auf den Geschmack gekommen, gleichwohl zum höheren Preis. Manche buchten zum Beispiel Trips nach Sydney, Rom und Tokyo und entschieden erst eine Stunde vor Abflug, in welches Flugzeug sie einsteigen würden. Rothstein kam auf 40 Millionen Frequent Flyer Meilen, die man bekanntlich auch in Sachwerte umwandeln kann. Schon wegen den Terroranschlägen vom 11. September 2001 stand American Airlines das Wasser bis zum Hals. Die Airline beauftragte ein Anwaltskonsortium, den beiden Kunden die Mitgliedschaft zu kündigen, was prompt in Gegenklagen mündete. 2011, noch bevor der andauernde Rechtsstreit endete, meldete American Airlines Insolvenz, rettete sich in den Gläubigerschutz und entledigte sich damit aller Verbindlichkeiten. Der Prozess wurde damit ergebnislos eingestellt. Wenn Mr. Vroom oder Mr. Rothstein heutzutage mal eben im Pariser Bistrot Instinct ein Häppchen essen wollen, muss jeder von ihnen 11.000 Dollar für das Rückflugticket hinblättern. Erste Klasse ab Chicago, mit der grundsanierten American Airlines natürlich. Übrigens der Hot Dog an der Union Station schmeckt auch.
Andreas Fecker