Luftpost 409: Rückblick

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Andreas Fecker bei Ariane Space in Kourou

Das Jahresende ist immer eine willkommene Gelegenheit für einen Rückblick. Was haben wir geschafft, wie sind die vergangenen 365 Tage gelaufen, was ist heute besser, was ist schief gegangen? Wo habe ich mir nicht genug Mühe gegeben oder falsch gehandelt? Aber da ich mich mit der Luftpost seit Jahren an Luft- und Raumfahrtthemen abarbeite, möchte ich mit dem 25. Dezember 2021 beginnen und rückwärts blicken, denn an diesem Tag startete eine Ariane 5 der ESA in Kourou. Ihre Fracht ermöglicht uns den totalen Rückblick bis zum Beginn des Universums. Das James Webb Weltraumteleskop ist so empfindlich, dass es Lichtquellen bis zum Urknall aufspüren kann. Licht wohlgemerkt, das sich über dreizehn Milliarden Jahre von uns entfernt hat. James Webb kann Infrarotlicht sehen und daher durch die galaktischen Nebel schauen. Es ist hundertmal stärker als Hubble. Mit seinem 6,5 m großen Spiegel kann es sogar Wasserdampf in Planeten entdecken, die andere Sterne umkreisen. Vergangene Woche wurde ein neues Kapitel der Weltraumforschung aufgeschlagen, denn das Teleskop kann Licht in neuen Wellenlängen entdecken, die uns bisher verborgen waren. James Webb wird uns helfen zu verstehen, wie sich Galaxien vor Milliarden Jahren zu Spiralnebeln formten und wie unsere Milchstraße entstand.

Zur Erinnerung: Licht legt in der Sekunde etwa 300.000 Kilometer zurück. Das heißt, die Strecke, die Licht in einem Jahr zurücklegt, entspricht 9,4605 Billionen Kilometer. Und jetzt multiplizieren Sie das bitte selbst mit 13,5 Milliarden Jahren. Technische Details über Orbit und Steuerung des Teleskops mag der Leser sich gerne auf den Webseiten von NASA, ESA und CSA besorgen. Mir geht es um die Ungeheuerlichkeit dieser technischen Errungenschaft der Luft- und Raumfahrt, die Genialität der Astrophysiker, die Präzision der Laufbahnberechnung, die Kommunikationswege und die Auswertungen der Erkenntnisse durch die Wissenschaft. Wir restlichen Erdlinge schlagen uns unterdessen mit Wissenschaftsleugnern, Impfskeptikern, Verschwörungssüchtigen herum, sogenannten Querdenkern, die auf asozialen Medien Falschinformationen verklappen. Folgerichtig haben wir es mit einer nicht enden wollenden Seuche zu tun, die unser aller Leben erschwert und unsere Freiheit einschränkt! Dagegen kann man zwar protestieren, aber ohne flächendeckendes Impfen hilft das rein gar nichts. Und wo wir schon bei astronomischen Zahlen sind: Eine globale Impfkampagne mit 7 Milliarden erfolgreich verabreichten Impfdosen sollte auch einen Hard Core Wissenschaftsleugner zum Nachdenken bringen!
Andreas Fecker
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