Luftpost 404: Made in Germany

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Foto: Andreas Fecker

Wir haben uns damit abgefunden, dass das Prädikat „Made in Germany“ mit dem vermurksten Berliner Flughafen im In- und Ausland schweren Schaden genommen hat. Auch die deutsche Autoindustrie hat mit ihrem Betrug unserem industriellen Ansehen einen Bärendienst erwiesen.

1887 setzten die Briten durch, dass alle deutschen Waren, die in England zum Verkauf kommen sollten, den Hinweis „Made in Germany“ tragen mussten. Das sollte als Warnung wirken: „Achtung, dieses Produkt ist zwar billig, aber es kommt aus Deutschland und ist deshalb von mieser Qualität“. Es passte zu dem Slogan „Buy British“. Doch um die Jahrhundertwende hatte die deutsche Industrie mit einer Qualitätsoffensive aufgeholt. „Made in Germany“ wurde zum Qualitätssiegel. Die Messer aus Solingen zum Beispiel waren in England begehrter als die aus Sheffield. Die Briten erkannten das und entschieden sich immer öfter für deutsche Scheren, Bleistifte, Kameras, Nähmaschinen, Kleidung, Spielzeug, Elektronik, Haushaltsgeräte, Autos oder Möbel. Das war ein wichtiger Grund für den Erfolg der deutschen Wirtschaft Anfang des 19. Jahrhunderts.

Es ist noch nicht lange her, dass wir unsere Nasen rümpften, wenn man „Made in China“ auf einem Artikel entdeckte. Oft handelt es sich sogar um ein Plagiat. Doch mittlerweile fliegen auch die Chinesen zum Mond, und im Flughafenbau haben sie uns weit hinter sich gelassen. Wenn allerdings heute auf einem Artikel „Made in Germany“ steht, ist das nicht zwingend gleichbedeutend mit Qualität. Er kann nämlich Einzelteile aus aller Welt beinhalten. Nur das Endprodukt muss noch in Deutschland zusammengebaut werden. So wie der BER.

Andreas Fecker