Vorneweg wieder einmal eine Legende, die sich hartnäckig hält, weil sie so schön ist. 1921 tauchte sie erstmals auf. Die Reederei P & O (Peninsular and Oriental Steam Navigation Company) druckte auf die Reisetickets der Ersten Klasse angeblich die vier Buchstaben „P.O.S.H.“, was interpretiert wurde als Port Out Starboard Home. Die vier begehrten Buchstaben gab es für einen Aufpreis, denn auf der Seereise von England nach Indien (Out) hatte man in der Reiserichtung auf der PORT-Seite (links) stets einen Blick auf die Küste, während man sich für die Rückreise die Steuerbordseite wünschte. Man war auf diese Weise auch nicht dauernd der sengenden Sonne ausgesetzt, die sonst die Kabine fast unerträglich aufheizte. Die vier Buchstaben gingen in den Sprachgebrauch über. Das englische Wort „posh“ bedeutet heute „vornehm“. Das Oxford English Dictionary bezweifelt den maritimen Ursprung, weil er nicht (mehr) belegbar ist.
Fakt ist aber, für jedes öffentliche Verkehrsmittel musste man ein Ticket lösen, für den Bus, für die Eisenbahn, für das Schiff und für das Flugzeug. 1920 wurde der Flugschein eingeführt, 1930 IATA-weit standardisiert. Das war alles noch in der guten alten – analogen – Zeit. Damals ging man noch in ein Reisebüro, um einen Flug zu buchen. Irgendwann erhielt man dann den Flugschein. Anfangs war es ein Billett, später wurde daraus ein längliches Heftchen mit ungefähr zehn Seiten, das außer den Daten des Passagiers alle Einzelheiten des Fluges enthielt. Das wichtigste schien damals Zielort, Datum und Flugnummer zu sein, auf kleinliche Schreibweisen des Namens wurde nicht unbedingt geachtet. Lange Wartezeiten konnte man durch Lesen der Transport- und Haftungsbedingungen bei Absturz oder Gepäckverlust überbrücken. Dazu gab es einen Auszug aus dem Warschauer Abkommen und Rechte und Pflichten von Airline und Passagieren.
Die Datenverarbeitung hielt 1983 mit dem Magnetstreifen Einzug. 1994 gab es das erste e-Ticket. Der Flugverkehr boomte inzwischen. 2005 wurden 285 Millionen Papiertickets ausgestellt, in einem Jahr!
2008 begann dann das ticketloses Zeitalter. Airlines schickten dem Kunden eine Email mit dem Boardingpass. Der enthielt einen Bar-Code, später einen QR-Code. Man druckte ihn aus und konnte damit sein Gepäck einchecken und am Gate die Sperre zum Flugzeug passieren. Ryanair freute sich über jeden Kunden, der den Boardingpass nicht am heimischen Computer ausgedruckt hatte. Der Ausdruck beim Check-in kostete dann 70 Euro extra. Da frage ich mich: Wo kaufen die ihr Papier? Besonders beim Rückflug wurde das gerne vergessen. Wer hat schon einen Drucker im Gepäck? Und besonders ältere Menschen wissen sich da nicht zu helfen.
Doch seit dem 01. Juni 2008 genügt es bei den meisten Airlines der Welt, wenn der Kunde am Schalter seinen Reisepass, Personalausweis oder die Kreditkarte vorlegt, mit der er die Reise bezahlt hat. Über die persönlichen Daten wird die Buchung aufgerufen. Reist man gar nur mit Handgepäck, kann man per SMS über sein Smartphone eine elektronischen Bordkarte bestellen und gleich zur Sicherheitskontrolle gehen. Am Gate legt man sein Mobiltelefon auf den Scanner, und das war’s. Oder man lädt sich das Ticket auf die Apple-Watch. Der nächste Schritt ist dann die Gesichtserkennung.
Andreas Fecker