Es passiert offenbar in den besten Familien: Ein neues Flugzeug bereitet Probleme. Zwei tragische Unfälle belasten ihre Einführung. Es war so bei der Comet, die mehrere Totalschäden zu beklagen hatte, und es war ähnlich bei der viermotorigen Lockheed Constellation, die häufig mit Motorausfällen zu kämpfen hatte, und daher süffisant als die beste DREIMOT über dem Atlantik bezeichnet wurde.
Nun hatte Boeing das 737-Programm, das von der -100, -200, 300, -400, -500, -600, 700, -800, -900, -NG, bis zur -Max 8 aufgemotzt worden war, auf dem kurzen Dienstweg durch die Zulassungsprüfungen der FAA gebracht. Zu dumm, dass da noch ein paar Unzulänglichkeiten verbaut waren, die zu zwei verlustreichen Unfällen führten. Zu dumm, dass ausgerechnet dieses Flugzeug die Konkurrenz der Neos von Airbus abfangen sollte, weshalb es bei Boeing-freundlichen Kunden schnell zum Bestseller wurde. 790 Flugzeuge wurden bereits ausgeliefert. Seit März 2019 steht der Flieger mit widerrufener Zulassung am Boden. Flugzeuge im Wert von 50 Milliarden Dollar, eingemottet an hundert verschiedenen Flughäfen rund um den Globus. Mancherorts werden Parkgebühren von 800 bis 1600 Dollar fällig, pro Tag. Boeing gab bekannt, dass die 737 MAX bis auf weiteres nicht weitergebaut wird. Bei 4.912 verbindlichen Bestellungen muss das fürchterlich weh tun!
400 nicht abgeholte Flugzeuge versperren nun die Parkflächen auf Flugplätzen, ja sogar die Parkplätze für die Autos der Mitarbeiter. Boeings Parkflächen platzen aus den Nähten, 150 stehen auf der Produktionsstätte in Moses Lake, 50 stehen vor der Halle auf Boeing Field, weitere 50 in San Antonio. Der Großkunde Southwest Airlines hat seine MAX in Victorville eingemottet, einer ehemaligen Air Base in Kalifornien.
Air Canada nutzt mit 22 Flugzeugen Marana und Phoenix in Arizona, United belegt den Goodyear Airport. Die 80 Airlines, die die MAX in der Flotte haben, parken sie auf wenig frequentierten Flughäfen, die in der Karte zu sehen sind.
Nun kommt auch noch das Corona-Virus hinzu, dessen Auswirkungen auf den Reiseverkehr noch dramatischer sein dürfte als seinerseitz die SARS-Delle mit zehn Milliarden Dollar Schaden. 70 Airlines haben ihre Flüge von und nach China bis auf weiteres eingestellt. Andere Airlines streichen ihre Verbindungen deutlich zusammen. Die Lufthansa hat derzeit 13 Langstreckenjets am Boden stehen und bietet Angestellte n unbezahlten Urlaub an. Weitere werden folgen. Jetzt schon stiegen 20 Millionen Passagiere weniger als prognostiziert in ein Flugzeug. Also werden weitere Airlines ihre Überkapazitäten reduzieren und Teile ihrer Flotten einmotten. Die Parkplatzsuche geht also weiter.
Andreas Fecker