Luftpost 191: Drohnenabwehr

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Bildarchiv Fecker

Wenn man von ‚Abwehr‘ spricht, muss es auch einen ‚Angriff‘ geben. So sehen wir mittlerweile die Drohnenplage. Anfangs wurden sie noch als Spielzeuge verharmlost. Ein neuer Trend, ein neues Hobby für gelangweilte Modelleisenbahner. Mit einer Kamera ausgestattet konnte man auch den Nachbarn über den Zaun oder der Nachbarin ins Schlafzimmer schauen. Doch dann häuften sich die Zwischenfälle: Eine Fotodrohne kollidierte mit dem Rednerpult von Angela Merkel bei einem Wahlkampfauftritt. Immer wieder gerieten die kleinen Dinger in den Anflugsektor von Verkehrsflughäfen. Kürzlich stieß ein verirrter Quadrocopter auf der Autobahn mit einem PKW zusammen. In Kalifornien mussten Löschhubschrauber ihre Arbeit einstellen, weil dutzendweise private Videodrohnen über dem Waldbrand umherschwirrten. Bei Unfällen auf Autobahnen packen Autofahrer im Stau ungeniert ihre Drohne aus dem Kofferraum und fliegen mal eben nach vorne, um zu sehen was los ist. Auch Gefängnismauern sind kein Hindernis mehr, per Drohne Mobiltelefone oder Waffen einzuschmuggeln.

Für Großereignisse von nationalem Interesse hält der amerikanische Nachrichtensender CNN Übertragungswagen bereit, 22 an der Zahl. Doch bis die an einem plötzlich eingetretenen Ereignis angekommen sind, gibt es schon die ersten Videos im Netz, hochgeladen von einem der Millionen Drohnenbesitzern in den USA, ungefiltert, manchmal begleitet von falschen Informationen und Vermutungen, die dann nicht mehr aus der Welt zu kriegen sind. Dass Drohnen nutzbringend eingesetzt werden können, ist ja unbestritten. Trotzdem ist der Boom beängstigend. In deutschen Privathaushalten gibt es bereits 400.000 Drohnen, nach Weihnachten 2017 befürchten die Behörden schon dreimal so viel. Der weltweite Markt wird bis 2025 auf 12 bis 13 Milliarden Dollar geschätzt.

Das Verkehrsministerium hat bereits eine neue Drohnenverordnung erlassen, man redet auch von einem Drohnenführerschein, der zur Pflicht werden soll. Näheres dazu in der Luftpost Nr. 153. Aber damit ist es keineswegs getan. Aufgeschreckt durch Zwischenfälle und Bedrohungsszenarien fand auf dem Luftwaffenstützpunk Kaufbeuren Anfang Februar 2017 ein stark besuchtes Symposium zur Drohnenabwehr statt. 130 Teilnehmer von Ministerien, Sicherheitsbehörden, Flughäfen, Forschungseinrichtungen, Softwareunternehmen, Cybersecurity und Versicherungen lauschten den Vorträgen von Fachleuten, die bereits Erfahrungen mit der Drohnenabwehr haben, unter anderem ein Unternehmen aus Israel. Hier ging es schon nicht mehr um Registrierung und Regeln um der Plage Herr zu werden. Man redet schon offen über Gefahrenabwehr, über Personenschutz, Spionage-, Anschlags- und Terrorszenarien.

Folgende Möglichkeiten wurden aufgezeigt: No-fly-zones, Geofencing. Dabei verhindert eine Software Drohnenflüge in bestimmten Bereichen. Das eignet sich aber bestenfalls für unbeabsichtigte Gefährdungen, denn diese Funktion kann abgeschaltet werden. Passive Maßnahmen der Drohnenabwehr wie Netze, Zeltdächer als Sichtschutz, Absuchen und Überwachen von umliegendem Gelände sind begrenzt wirksam. Sie sind auch lästig, weil sie in unser Leben eingreifen. Außerdem werden die Fluggeräte dadurch nicht gestoppt. Eine französische Firma setzt auf Hexacopter, die feindliche Objekte in ein Netz verheddern und zurückbringen können. Diese benutzt auch eine Spezialeinheit der Polizei von Tokyo. Das Fluggerät muss dafür extrem leistungsstark sein. Es muss sich auf das Ziel selbständig aufschalten, ihm folgen und es schließlich einfangen können. Daran erahnt man schon, welche Aufrüstung uns hier bevorsteht. Bei den verschiedenen Gegenmaßnahmen ist immer das Absturzrisiko zu bewerten, sollten diese Abwehrtechniken über den Köpfen von Menschenansammlungen stattfinden. In den Niederlanden ging ein Spezialunternehmen bereits den nächsten logischen Schritt und richtet im Auftrag der Polizei Adler und andere Raubvögel auf das Fangen dieser Hi-Tech Beute ab.

Das elektronische Stören der Steuerungsfrequenz ist derzeit noch die effektivste Möglichkeit, eine feindliche Drohne zu stoppen. Ist sie so eingestellt, dass sie bei Störungen zum Ausgangspunkt zurückfliegt, kann man evtl. sogar den Piloten ausfindig machen. Und schließlich bleiben noch elektromagnetische Pulse, Laserkanonen oder die gute, alte Schrotladung. In all diesen Fällen stürzt die Drohne ab, was zum Beispiel in einem gefüllten Stadion nicht wünschenswert ist. Sicher ist, dass wir zu diesem Thema noch viel sehen, hören und lesen werden

Von Andreas Fecker

2 Antworten zu “Luftpost 191: Drohnenabwehr”

  1. Han-Werner Ahrens sagt:

    Moin, lieber Herr Fecker! Da passt ja die Drohnenwerbung gut zum Thema. Aber: demnächst besser mit Stahlhelm als mit Hut flanieren…. Schönes drohnenfreies Wochenende! MkG Ihr HWA

  2. Andreas Fecker sagt:

    Oh je, diese rotierenden Werbebanner sind offenbar BOT-gesteuert. Ich glaube nicht, dass in der Redaktion jemand Einfluss darauf nehmen kann. Sogar die Lufthansa wirbt in ihrem Miles & More-Katalog für Drohnen, während ihre Piloten sie am liebsten verbieten wollten.