Steve Fossett hat allein die Welt in einem Nonstop-Flug umrdundet

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Foto: Presse FAI v. NASA / Kim Shiflett

Mit wem sonst als Steve Fossett könnten wir unsere Serie zur Erinnerung an Weltrekorde eröffnen? Von 1995 bis 2007 erkannte die FAI (Fédération Aéronautique Internationale – Dachverband für den Luftsport) insgesamt 93 seiner Pionierleistungen an. Steve Fossett hält in der Luftfahrt somit die meisten Weltrekorde. Diese Zahlen sind bisher unerreicht, und noch beeindruckender ist, dass seine Leistungen in vier verschiedenen Luftsportarten erbracht wurden: Ballonfahren, Fliegen in Luftschiffen, Gleitflug und allgemeine Luftfahrt.

Eine Erdumrundung in nur zwei Tagen
In der langen Liste von Steve Fossetts Heldentaten sticht ein Ereignis, dessen zehnten Jahrestag wir heute feiern, besonders hervor: am 3. März 2005 beendete er als erster Mensch eine Nonstop-Umrundung der Erde mit einer einzigen Tankfüllung.

Start- und Zielflughafen des Flugs, bei dem Fossett an Bord des Virgin Atlantic „GlobalFlyer“ die Erde umrundete, war Salina im US-Bundesstaat Kansas. Das Flugzeug wurde von Scaled Composites gebaut, der Firma von Burt Rutan, die auch den Voyager konstruiert hatte, das erste Flugzeug, mit dem im Jahr 1986 eine Nonstop-Weltumrundung mit einer einzigen Tankfüllung gelang. Diese beiden Flüge unterschieden sich jedoch in wesentlichen Punkten: Der Voyager wurde für eine zweiköpfige Besatzung konzipiert, der GlobalFlyer war jedoch ein Einsitzer mit Turbofan-Strahltriebwerk – Fossetts Flug dauerte dank dieses Antriebs nur 2 Tage und 17 Stunden, was im Vergleich zu den 9 Tagen, die der Voyager benötigt hatte, wirklich als kurz bezeichnet werden konnte.

Bei dem Flug waren jedoch nicht nur technologische Aspekte ausschlaggebend. Zu einem großen Teil war die körperliche und mentale Stärke von Fossett entscheidend. Der Alleinflug bedeutete eine starke Beanspruchung des Körpers – eine sorgfältige Vorbereitung und Organisation im Hinblick auf Schlaf und Nahrungsaufnahme waren erforderlich.

Sein langjähriger Freund Tim Cole erinnert sich an das Projekt: „Steve bat mich um seine Hilfe. Ich hatte das Glück, dass ich an den meisten Flügen und Rekordversuchen beteiligt war. Ich half ihm aus dem Flugzeug und sah ihm an, wie glücklich er über den Rekord war, den er gerade aufgestellt hatte. Es gibt nur zwei oder drei Menschen auf der Welt, die eine ähnliche Leistung erbringen könnten. Steve brachte nicht nur seinen Flug erfolgreich zu Ende, sondern setzte neue Maßstäbe, denn er hatte das richtige Team und auch Glück mit dem Wetter… er war äußerst zufrieden.“

Drei neue Rekorde
Auf diesem Flug brach Steve Fossett gleich drei Rekorde: Höchste Geschwindigkeit bei einer Erdumrundung mit nur einer Tankfüllung (550,78 km/h), die weiteste Entfernung (32.786,43 km) und die Entfernung auf einer festgelegten Strecke (36.898,04 km). Der Rekord wurde von zwei am Flughafen von Salina stationierten Beobachtern des US-amerikanischen Luftfahrtverbands (NAA, National Aeronautic Association) genau überprüft. So kontrollierten sie etwa den Verlauf des Flugs und nach der Landung die Verplombung der Kraftstofftanks und die Daten des Flugschreibers. Außerdem sichteten sie alle erforderlichen Unterlagen und bestätigten, dass die Vorgaben von NAA und FAI erfüllt wurden.

„… das Endgewicht wurde dokumentiert und die vier Kraftstoffbehälter des Haupttanks wurden von mir persönlich verplombt. Dann zog Fossett seinen Schutzanzug an und zwang sich ins Cockpit. Nach dem Start des Motors wurde die Luke verschlossen. Dann versiegelte ich die Luke und den Rumpf. Daraufhin gingen wir zu der Stelle, an der das Flugzeug abheben sollte und hielten die offizielle Startzeit fest (1. März, 0047:10 UTC-Zeit)“, erläutert der NAA-Beobachter Richard Ionata im Bericht der zuständigen Leitung.

Eine Reihe herausragender Leistungen
Steve Fossett prägte die Geschichte der Luftfahrt mit einer Reihe von außergewöhnlichen Rekorden, die er in nur zwölf Jahren aufstellte – ein relativ kurzer Zeitraum, wenn man die erforderliche Logistik und Organisation betrachtet. Er hatte ein Talent dafür, die besten Experten auf dem jeweiligen Gebiet für seine Projekte zu gewinnen. Nichts wurde dem Zufall überlassen und die Vorhaben wurden akribisch geplant.

„Steve war ein Abenteurer“, erinnert sich Tim Cole. „Er setzte sich bewusst Ziele und wusste genau, wie er diese Ziele erreichen konnte. Er setzte sich mit Menschen in Verbindung, die bereits auf dem jeweiligen Gebiet tätig waren und nutzte ihre Stärken für seine eigene Weiterentwicklung. Er wollte unbedingt den Eindruck vermeiden, nicht vorbereitet zu sein.“

An dieser Stelle fehlt der Platz, um sämtliche Rekorde aufzuführen, die Steve aufstellte, aber die folgenden drei Beispiele zeigen, dass er wirklich ein außerordentlicher Pilot war. Am 3. Juli 2002 beendete er erfolgreich die erste Allein-Nonstop-Weltumrundung in der Kategorie „sämtliche Flugzeugtypen“. Er startete am 19. Juni 2002 in Northam (Australien) und landete am 4. Juli im australischen Queensland. Damit stellte er die Rekorde Weltumrundung in kürzester Zeit (320h 33m) und Dauer (355h 50m) in der Ballonfahrt auf.

Am 27. Oktober 2004 brach er in Friedrichshafen (Deutschland) gemeinsam mit Hans-Paul Ströhle den Zeppelin-Geschwindigkeitsrekord (115 km/h).

Zwei Jahre später, am 29. August 2006, stellte er zusammen mit Einar Enevoldson den absoluten Höhenrekord in einem Segelflugzeug auf (15’460 m). Startpunkt war El Calafate, Argentinien.

Tim Cole beantwortete die Frage, wie sein Freund in Erinnerung behalten werden sollte, wie folgt: „Steve war ein großartiger Konstrukteur und ein sehr freigiebiger Mensch, der viele Charity-Projekte unterstützte. Er behielt sein Vermögen nicht für sich selbst und freute sich, wenn er Projekte unterstützen konnte, die jungen Menschen wirklich weiterhalfen.“

Hoffen wir also, dass Steve Fossetts Heldentaten auch weiterhin junge Menschen für die Luftfahrt begeistern und sie sich selbst neuen Herausforderungen stellen.

Quelle: FAI