Luftpost 64: Mr. Smith, ein Professor und die Luftfracht

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Andreas Fecker – Foto: Bildarchiv Fecker

1966 verfasste ein Wirtschaftsstudent namens Frederic Smith eine Semesterarbeit an der amerikanischen Yale University über die Sinnhaftigkeit von Luftfracht. Er kritisierte darin das Umladen und den Weiterversand zwischen verschiedenen Transporteuren, deren Systeme untereinander nicht kompatibel waren. Smith ersann in dem Papier eine Theorie, wie eine Company unter einem Dach den Warenversand viel straffer und schneller über Nacht realisieren könnte. Sein Professor empfand wenig Begeisterung für die Arbeit, weil er sie für reichlich unrealistisch hielt, rang sich aber doch noch zu einer schlechten DREI durch. Doch dazu später.

Ein kurzer Rückblick auf den Beginn der Luftfracht führt uns in das Jahr 1922 und zu einem erfolglosen Streik der deutschen Eisenbahnen, der nach acht Tagen abgebrochen wurde. In diesen acht Tagen wurden Post und Tageszeitungen kurzerhand auf Flugzeuge verladen und so in die gesamte Republik verschickt. Eine neue Beförderungsmethode war geboren, immer mehr eilige Güter wurden fortan per Flugzeug transportiert.
Mit Beginn des Jetzeitalters kamen größere Maschinen auf den Markt. Im Unterdeck der Flugzeuge befand sich ungenutzter Stauraum. Diesen konnte man zusätzlich verkaufen. Das Interesse der Airlines an diesem Nebengeschäft führte zu interessanten Veränderungen auf dem Flugzeugmarkt. Manche Passagierkabinen wurden so gestaltet, dass man die Sitzreihen in kürzester Zeit entfernen und wieder einrüsten konnte. Der Quick-Change war geboren: Nach der letzten Landung am Abend wurde die Kabine zum Frachter umgerüstet und verließ kurz darauf voll beladen wieder den Flughafen, um Post, Pillen oder Papayas zum nächsten Luftumschlagszentrum zu befördern. Große Logistikfirmen und Speditionen bauten Cargozentren an den großen Frachtflughäfen. Heute pendeln allein in Frankfurt 47.000 LKW im Monat von und zum Flughafen. Logistikdisponenten wählen unter den verschiedenen Verkehrsträgern Schiene, Wasser, Straße und Luft das jeweils angemessenste oder günstigste Verkehrsmittel. Hierbei sind zwei Zahlen besonders interessant: Nur etwa 1 Prozent der weltweiten Warenströme werden per Luftfracht befördert. Dieses 1 Prozent stellt aber ca. 40% des Warenwertes dar.

Zurück zu dem eingangs erwähnten Mr. Smith. Nach seinem Bachelor und einiger Zeit in Vietnam, wo er viel über die logistischen Herausforderungen einer Armee gelernt hatte, setzte er die einst von seinem Professor kritisierte Semesterarbeit um, gründete 1971 in Little Rock, Arkansas, eine Logistikfirma und nannte sie Federal Express. Als ihn die Stadtverwaltung nicht unterstützte, zog er 1973 um nach Memphis, Tennessee. Mit 14 kleinen Frachtmaschinen verband er 25 US-amerikanische Städte zu einem nächtlichen Luftfrachtnetz. Binnen 20 Jahren machte er Memphis International Airport zum größten Frachtflughafen der Welt (1993-2009). Heute verfügt er über eine Luftflotte von 654 Flugzeugen, die zu über 375 Destinationen fliegen. Seine Hallen in Memphis messen 140.000 qm. Eine Flotte von 30.000 eigenen FedEx Fahrzeugen besorgt den Transport am Boden.

von Andreas Fecker