Zulieferer der Flugzeugindustrie spüren Konsolidierungsdruck

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Die Airbus Familie Foto: Bildarchiv Airbus

Die Zulieferer der Luftfahrtindustrie werten die zunehmende Konkurrenz durch asiatische Anbieter mehrheitlich als eine der wesentlichen Herausforderungen der kommenden Jahre für ihre Branche. Das ist eines der zentralen Ergebnisse der Studie „Aerospace Executive Survey: Mergers & Acquisitions“, die die Transaktionsexperten der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft RBS RoeverBroennerSusat in Kooperation mit der IPM GmbH durchgeführt haben. Ferner wird eine weitergehende Intensivierung des Konsolidierungsdrucks in-nerhalb der Zulieferindustrie erwartet. Dabei verlagert sich der Konsoli-dierungsdruck von der Ebene der sogenannten „Tier 1“-Zulieferer auf die Ebene der „Tier 2“-Zulieferer.

„Vertikale und horizontale Integration innerhalb der Wertschöpfungskette ist jeweils für mehr als 80 Prozent aller Zulieferer ein wesentlicher Bestandteil ihrer Unternehmensstrategie“, so Stephan Brunke, verant-wortlicher Partner der Wirtschaftsprüfungs- und Steuerberatungsgesellschaft RBS RoeverBroennerSusat. Studien-Autor Brunke hat für die aktuelle Branchenstudie ein internationales Panel von Entscheidern aus Zulieferunternehmen nach ihren Transaktionsaktivitäten und den wesentlichen Treibern der zu erwartenden Entwicklungen in der Branche befragt.

Sicherung der Wertschöpfung durch Übernahmen
Mit ihrem anorganischen Wachstum verfolgen die Zulieferer der Luftfahrtindustrie wichtige strategische Ziele: Mehr als 80 Prozent der be-fragten Zulieferunternehmen benannten den Zugang zu neuen Kunden und Märkten als Ziel horizontaler Integration sowie die Erhöhung des Wertschöpfungsanteils entlang der Wertschöpfungskette als Ziel vertikaler Transaktionen. Für annähernd ebenso viele Unternehmen stehen technologische Gründe wie der Zugang zu neuen Produkten und Technologien im Fokus ihrer Akquisitionsaktivitäten. Drei Viertel aller befragten Zulieferer nannten die Erweiterung der Produktionskapazitäten als Motiv für Zukäufe.

Grundsätzlich gehen die Experten der Zulieferunternehmen von der Richtigkeit der von ihnen gegenwärtig gewählten M&A-Strategie aus: 44 Prozent der befragten Zulieferer planen keine Veränderung ihrer aktuel-len M&A-Strategie; 56 Prozent wollen sogar die bisherige M&A-Strategie intensivieren. „Da sich die Treiber der Branchenentwicklung –nur unwesentlich verändern, ist konsequenterweise auch keine Änderung in der bisherigen M&A-Strategie im Grundsatz erforderlich“, erläutert Transaktionsexperte und RBS-Partner Stephan Brunke.

Im Zusammenhang mit der Verlagerung des Konsolidierungsdrucks von den „Tier 1“-Zulieferern auf die Ebene der „Tier 2“-Zulieferer erwarten die Branchenexperten zudem, dass „Tier 1“-Zulieferer verstärkt als trei-bende Käufergruppe in allen Segmenten der Wertschöpfungskette in den kommenden Jahren auftreten werden. Die Folge: Struktur und Anzahl der Zulieferer werden sich nachhaltig verändern. Dabei wird der Wettbewerb um das naturgemäß begrenzte Angebot attraktiver Über-nahmekandidaten zunehmen. Mehr als 80 Prozent der befragten Zulieferunternehmen erwarten in diesem Zusammenhang neben steigendem Zeitdruck eine Verlagerung des (Akquisitions-)Risikos auf die Käufersei-te und, bedingt durch strukturierte Bieterprozesse, auch ein steigendes Kaufpreisniveau.

Private Equity zunehmend bedeutsam
In diesem Zusammenhang ist die große Bedeutung von Private Equity als treibende Käufergruppe in der Flugzeug-Industrie als eines der wichtigsten neuen Ergebnisse der Studie zu sehen. Rund die Hälfte aller Befragten sprechen Private Equity-Investoren bereits für die Entwicklung in den vergangenen zwei Jahren eine sehr große Bedeutung zu. 44 Prozent der Studienteilnehmer rechnen für die nächsten zwei Jahre mit einer steigenden Relevanz dieser Investorengruppe, wobei sich die Akquisitionen sowohl auf Zulieferer der ersten als auch der zweiten Ebene beziehen werden. Grundsätzlich stellt diese Einschätzung der Bedeutung von Private Equity im Rahmen der Marktkonsoli-dierung eine interessante und bedeutsame Veränderung zu den Ergeb-nissen einer vergleichbaren Branchenstudie aus dem Jahr 2012 dar. Diese hatte für dieses Investorensegment eine geringe Bedeutung in-nerhalb der Branche ausgewiesen. Als Hintergrund dieser Diskrepanz kann der höhere Grad der Internationalität der Studienteilnehmer der aktuellen Befragung gesehen werden. „In den USA und England sind Private Equity-Investoren in der Aerospace-Industrie deutlich stärker im Zuge der Marktkonsolidierung aktiv als in Westeuropa bzw. Deutsch-land“, erläutert Branchenexperte Brunke.

Über die Studie
„Aerospace Executive Survey: Mergers & Acquisitions“
Die aktuelle RBS-Branchenstudie thematisiert die gegenwärtigen und zukünftig erwarteten Entwicklungen bei den Zulieferunternehmen in der Flugzeugindustrie, insbesondere hinsichtlich der Branchenkonsolidie-rung, sowie deren wesentliche Treiber. Die Befragung wurde im Rahmen des Workshops „Consolidation of SMEs“ durchgeführt, der wäh-rend des Aviation Forum 2013 am 4. und 5. Dezember 2013 in Ham-burg stattgefunden hat. Das Aviation Forum, die jährlich wiederkehren-de Messe von Zulieferunternehmen der Luftfahrtindustrie, kann heute als das wichtigste europäische Branchentreffen angesehen werden. Thematischer Schwerpunkt des Workshops war die Einschätzung des Konsolidierungsdrucks von Zulieferbetrieben in der Aerospace-Branche mit Fokus auf mittelständischen Unternehmen. Mit der Studie liefern die Autoren auf der Basis eines international besetzten Panels eine Einschätzung der generell als unternehmensstrategisch wahrgenommenen Faktoren für die Entwicklung bei den Zulieferunternehmen der Luftfahrt-industrie.

Quelle: PM RBS RoeverBroennerSusat