Vordenker – Der Job eines Flugdienstberaters bei Lufthansa

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Lufthansa Dispatcherin Foto: Lufthansa Bildarchiv / Newslink

Es gibt Frauen und Männer bei Lufthansa, die fliegen Flugstrecken schon ab, bevor das Flugzeug mit den Passagieren an Bord auf die Reise geht – jedenfalls theoretisch, auf einem Schreibtischsessel an Bildschirmen im sogenannten Lufthansa Operations Center. Dispatcher lautet offiziell die Bezeichnung für die Vordenker von Linienflügen.

Ein Flug beginnt nicht erst, wenn die Passagiere einsteigen. Vor dem Start sind zahlreiche Vorbereitungen nötig, dazu gehört natürlich auch die Planung und Berechnung des genauen Flugwegs. Hierin liegt die Aufgabe eines sogenannten Dispatchers. Bei dessen Arbeit darf nichts dem Zufall überlassen bleiben. Rund um die Uhr, in Früh-, Mittel- oder Nachtschichten erarbeiten die Dispatcher präzise die Flugrouten eines jeden Fluges. Die Streckenauswahl erfolgt nach den Kriterien der größtmöglichen Effizienz, die sich aus den teilweise unterschiedlichsten Komponenten ergibt.

An oberster Stelle steht die Sicherheit. Die Flugroute wird in Abhängigkeit von Wind, Wetter und der jeweiligen Verkehrssituation geplant und bei Veränderungen immer wieder verändert. Selbst während eines Fluges kann eine neue Route eingeschlagen werden. Natürlich wird möglichst so geplant, dass der Flug pünktlich am Zielort eintrifft, dabei aber auch wirtschaftlich verläuft. Neben dem Kerosin fallen beispielsweise Gebühren für alle Lufträume an, die durchquert werden. Bei den entsprechenden Berechnungen kann sich durchaus ergeben, dass kann ein Umweg kostengünstiger ist, als auf einer direkte Route zu fliegen. Bei langen Strecken, zum Beispiel über den Ozeanen, kann je nach Gebiet relativ frei geplant werden. In anderen Gegenden, beispielsweise über Europa, gibt es aufgrund der Verkehrsfluss-Steuerung nur eine sehr begrenzte Auswahl an Routen.

Dispatcher müssen eine Vielzahl sich ständig verändernder Informationen berücksichtigen, um die optimale Route für einen Flug zu errechnen: Flugzeugtyp, das aktuelle Gewicht, Wind, Wetterverhältnisse, Überfluggebühren, Einschränkungen im Luftverkehr, Zustand der Landebahn; selbst die Parkpositionen am Zielflughafen sind Faktoren, die bei der Planung berücksichtigt werden müssen. Früher wurde ein Flugplan in mühevoller Detailarbeit quasi per Hand erstellt – das nahm meist fünf bis sechs Stunden in Anspruch. Heute errechnet der Dispatcher mittels des Computerprogramms Lido/Flight und dessen Optimierungsalgorithmus pararell verschiedene Flugpläne. Für einen typischen Langstreckenflug werden bis zu acht unterschiedliche Pläne erstellt. Deren Daten und Ereignisse vergleicht der Dispatcher manuell und wägt Vor- und Nachteile ab, um für den jeweiligen Flug ein optimales Ergebnis zu erzielen – die kürzeste Strecke ist dabei in den wenigsten Fällen die effizienteste.

Der Beruf des Dispatchers ist recht anspruchsvoll. Er beginnt an einer Luftfahrtschule. Nach eineinhalb bis zwei Jahren Ausbildung werden aus Schülern lizenzierte Flugdienstberater. Bis auf den flugpraktischen Teil bewältigt ein Dispatcher zunächst den gleichen Stoff wie angehende Piloten. Danach allerdings spezialisieren sich Dispatcher auf die Gegebenheiten und Vorschriften im Luftraum der verschiedenen Regionen der Welt.

Bei Lufthansa arbeiten in jeder Schicht bis zu zehn Dispatcher gleichzeitig, ihr Großraumbüro ist rund um die Uhr besetzt. Für täglich zirka 200 Langstreckenflüge stellen die Flight Operations Officer die Flugpläne zusammen. Die Planung beginnt in der Regel etwa drei Stunden vor dem jeweiligen Abflug. Zu weiteren Aufgaben von Dispatchern gehören die Anmeldung der einzelnen Flüge bei allen zu passierenden Flugsicherungsstellen und auch die entsprechende Information an die Piloten, wenn sich beispielsweise durch schlechte Witterungsverhältnisse absehen lässt, dass sich ein Aufenthalt an einem Flughafen verlängert.

Etwa zwei Stunden vor dem vorgesehenen Start ist ein Flug für den Dispatcher abgehakt, theoretisch bereits geflogen. Der Dispatcher übergibt den Piloten den fertigen „Operational Flight Plan“ mit allen nötigen Informationen für Pilot und Crew: Start- und Landeflughafen, sämtliche Wegpunkte, Flugzeiten, Flughöhen, mögliche Ausweichflughäfen, der errechnete Spritverbrauch inklusive der gesetzlich vorgeschriebenen Reserven. Dennoch: Für die am Ende tatsächlich geflogene Route ist während des Fluges der Kapitän im Cockpit verantwortlich.

Quelle: Beitrag aus Lufthansa Newslink 60 Dezember 2012