Nach der Zusage des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft, Arbeit, Verkehr und Digitalisierung über eine Förderung von 5 Mio. Euro wird die DFS Aviation Services (DAS) zukünftig die Flugsicherungsdienste an den Flughäfen Braunschweig-Wolfsburg und Emden mithilfe einer Remote-Tower-Kontrollzentrale (Remote Tower Control (RTC) Center) erbringen. Die Zentrale soll 2024 am Standort Braunschweig in Betrieb gehen und ist dann das zweite Remote-Tower-Kontrollzentrum Deutschlands. Der Mutterkonzern der DAS, die DFS Deutsche Flugsicherung GmbH, hat bereits erfolgreich ein eigens entwickeltes RTC-Center am internationalen Verkehrsflughafen in Leipzig im Einsatz. Das RTC-Center mit den beiden niedersächsischen Flugplätzen ist ein Schritt hin zu mehr Effizienz und Nachhaltigkeit und wichtiger Bestandteil der niedersächsischen Digitalstrategie „Masterplan Digitalisierung“. Eine Integration weiterer Flugplätze in das RTC-Center ist für die Zukunft angedacht.
Aus einer Remote-Tower-Kontrollzentrale können die Fluglotsen mit Hilfe hochauflösender Video- und Infrarotkameras den Verkehr in der Luft und am Boden, statt aus dem Tower am Flugplatz, aus der Ferne überwachen. Die komplexe Kameratechnik liefert dauerhaft ein 360-Grad-Bild der zu überwachenden Flugplätze und wird auf einer Monitorreihe am Arbeitsplatz dargestellt. So erhalten die Lotsen einen Panoramablick auf den Flugplatz.
Bereits 2019 beleuchtete eine Machbarkeitsstudie für ein Remote-Tower-Konzept in Braunschweig und Emden die Vor- und Nachteile eines RTC-Centers. Mit Remote-Tower-Lösungen können Flugsicherungsdienste an Flugplätzen effizienter, effektiver und nachhaltiger erbracht werden. Kosten für Gebäude, Infrastruktur und Betrieb können reduziert und Prozesse vereinfacht werden.
Für die Errichtung und den Betrieb des RTC-Centers am Flughafen Braunschweig-Wolfsburg wird die DAS mit FREQUENTIS DFS AEROSENSE, einem Joint Venture mit dem Technologieanbieter Frequentis, und der ESPA GmbH, einem Flugsicherungsunternehmen für die CNS-Technik, zusammenarbeiten. Die entsprechenden Wartungsarbeiten werden von der DAS und ESPA übernommen. Die DAS wird über eine Vertragslaufzeit von zehn Jahren die Flugsicherungsdienste für die Flughäfen Braunschweig-Wolfsburg und Emden erbringen.
„Wir gehen mit der Errichtung eines RTC-Centers in Norddeutschland einen großen Schritt in Richtung Zukunft“, sagt Michael Schwarz, Geschäftsführer des Flughafens Braunschweig-Wolfsburg.
Bereits zum 1. Januar 2023 übernimmt die DAS die Tower-Dienste in Braunschweig und wird während der Transitionsphase die Flugsicherung vom dortigen Tower aus erbringen. Sie löst damit den bisherigen Flugsicherungsanbieter Austro Control ab. Die Inbetriebnahme des RTC-Centers soll bis Mitte 2024 erfolgen.
Am Flugplatz Emden wird der Flugplatzinformationsdienst AFIS bereits seit Oktober 2018 durch die DAS erbracht. Ab Juli 2024 werden beide Flugsicherungsdienste dann aus dem RTC-Center am Standort Braunschweig erbracht werden.
„Wir freuen uns, dass wir dieses zukunftsweisende Projekt gemeinsam mit den beiden Flughäfen Braunschweig-Wolfsburg und Emden initiieren dürfen. So können wir die Flughäfen bei der Digitalisierung und Modernisierung der Flugsicherung unterstützen“, sagt Andreas Pötzsch, Geschäftsführer der DAS.
„Die Integration des Flugplatzinformationsdienstes AFIS in ein RTC-Center ist in Deutschland neu. Als führender Flugplatz für die Off-Shore Windindustrie ist uns wichtig, dass wir hiermit unseren Kunden nachhaltige und zukunftsweisende Dienstleistungspakete anbieten können“, ergänzt Olaf Schmidt, Geschäftsführer des Flugplatzes Emden.
Der Flughafen Braunschweig-Wolfsburg zählt zu den wichtigsten Luftfahrt-Forschungsstandorten in Deutschland. Durch die Ansiedlung des RTC-Centers Niedersachsen in Braunschweig wird der Forschungsflughafen Braunschweig qualitativ und funktional weiterentwickelt und nachhaltig gestärkt. Die Besonderheit des Standortes mit seiner einmaligen Infrastruktur, Forschungseinrichtungen und -Flugzeugen, Windkanälen, Simulatoren und Prüfständen, wird nunmehr durch das RTC-Center der DAS ergänzt.
Gemeinsam mit dem in Braunschweig angesiedelten Institut für Flugführung des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) wird ein „Forschungs- und Entwicklungscluster RTC“ entstehen, in dem die tägliche Praxis der Flugsicherung aus einem RTC-Center mit den Forschungsaktivitäten des DLR optimal vernetzt wird.