Wenn der Kranich zum Drachen fliegt – Sieben gute Gründe, um Wales zu entdecken

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Welsh Highland Railways – Mit Dampft durch die abwechslungsreiche Landschaft des Nordens von Wales Foto: Dierk Wünsche

England, Schottland, Cornwall: das sind wohl die drei klassischen Regionen des Tourismus in Großbritannien. Weitab vom Massentourismus im Südwesten des Inselreiches liegt Wales. Es gilt für viele Fans des Vereinigten Königreiches noch zu entdecken – auch aus Deutschland. Um die Anreise deutlich schneller und bequemer zu machen, steuert die Deutsche Lufthansa seit dem 4. Mai die Hauptstadt Cardiff erstmalig nonstop ab Düsseldorf per Jet an. Aus dem einstige Fischerdorf am Bristol Channel, das vor über 2.000 Jahren von den Römern gegründet, von den Normannen besiedelt und im 19. Jahrhundert als weltgrößter Kohleexporthafen bekannt wurde, ist mittlerweile mit seinem ultra-modernen Millennium Stadium, dem National Museum of Wales, dem pittoresken Cadriff Castle und dem Uferkomplex an der Waterfront ein Hotspot geworden, nicht nur für Sportfans.

Wales lässt sich auch wunderbar per Wohnmobil entdecken Foto: Dierk Wünsche

Was hat Wales aber den Gästen alles zu bieten? Flächenmäßig etwa so groß wie Rheinland-Pfalz locken rund 1.200 Kilometer abwechslungsreiche Küste, drei Nationalparks, über 15 Schmalspurbahnstrecken, teilweise mit Dampflokbetrieb, und mehr Burgen pro Quadratkilometer als irgendwo sonst auf der Welt – 641 waren es bei der letzten Zählung. Kein Wunder also, dass ein Besuch der imposanten walisischen Burgen für Touristen aus dem Ausland bei einem Urlaub in Großbritannien einer Umfrage zufolge an erster Stelle steht. Nicht zu vergessen sind natürlich die drei Millionen gastfreundlichen Einwohner. Zudem überzeugt eine qualitätsvolle Gastronomie, die sich vor allem mit Lamm- und Rindfleischspezialitäten und den berühmten walisischen Käsesorten präsentiert. Genießer trinken dazu einen lokalen Rot- oder Weißwein, der von rund ein Dutzend Winzern in Wales, wie beispielsweise dem Llanerch Vineyard, produziert wird. Da heißt es: „Iechyd da! (Yeh-chid dah): Prost!“

Wie Schottland im Norden hat Wales, das auch das „Land des roten Drachens“ genannt wird, seine Eigenarten, seine Traditionen, seine Geschichte und seine Kultur über viele Jahrhunderte bewahren können. Viele Sagen und Legenden – wie die um König Artus und seine Tafelrunde – sind hier zu Hause und leben mit den Menschen fort. Schon vor der Römerzeit soll das Motiv der heutige Nationalflagge – The Red Dragon (Der Rote Drache oder auf walisisch Y Ddraig Goch) – im Wind geflattert haben und damit eine der ältesten noch genutzten Nationalflaggen der Welt sein. Mit dieser Tradition kann der berühmte Kranich auf dem Leitwerk der Lufthansa-Maschinen nicht mithalten. Aber beide Symbole sind unverwechselbar mit dem Objekt verbunden.

Weltberühmt: Der Bahnhof von Llanfair P.G. – „Die heilige Marie am Teich der weißen Hasel neben den Stromschnellen und der Kirche St. Tysilio bei der roten Höhle“ Foto: Dierk Wünsche

Cymru nennen die Waliser ihr Land und ihre Sprache, eine Untergruppe des Keltischen, gehört sie doch zu den ältesten Europas, die bis ins 6. Jahrhundert zurück geht. Doch nach wie vor ist sie lebendig und neben dem Englischen auch Amts- und Schulsprache imLand. So ist etwa der längste Ortsname der Welt, Llanfairpwllgwyngyllgogerychwyrndrobwllllantysiliogogogoch, ein Zungenbrecher für Nichtwaliser und das Ortsschild am Bahnhof ein Fotomotiv par excellence. Überhaupt ist Vieles in Wales keltisch geblieben, weil die Waliser einen anderen Weg im Umgang mit dem mächtigen englischen Nachbarn gegangen sind, als es Iren oder Schotten getan haben. So war Wales die Heimat des Königshauses der Tudor. Ihr berühmtester Spross, Heinrich VIII, hatte nicht nur sechs Ehefrauen. Er vereinigte auch sein englisches Königreich mit der Heimat seiner Vorfahren. Aber bei aller Nähe: Als Engländer wollen die Waliser beileibe nicht bezeichnet werden, da hat die Welt und Toleranz der Waliser deutliche Grenzen. Berühmte Waliser der neueren Zeit sind Richard Burton, Anthony Hopkins oder Catherine Zeta-Jones. Aber auch die Wiegen von Tom Jones, Shirley Bassey sowie die des Bestsellerautors Ken Follett standen in Wales.

Das Paradies für Wanderer, Kletterer und Pufferküsser

Caernarfon CastleFoto: Dierk Wünsche

Wer im Rahmen seiner Rundreise durch Wales die Gipfel des knapp 2.200 Quadratkilometer großen Snowdonia Nationalparks erklimmt, der wird mit einem atemberaubende Ausblick mehr als belohnt. Im Nationalpark befinden sich mehr als 100 Seen, 90 Berggipfel, 60 Kilometer ursprüngliche Küsten und Strände, Moore und Sumpfgebiete und natürlich der höchste Berg in Wales, der Snowdon (Yr Wyddfa, 1085 Meter). Ein Paradies für Bergsteiger und -wanderer schlechthin mit ganzjähriger Saison. Schon das Team um Sir Edmund Hillary hatte am Mount Snowdon die Erstbesteigung des Mount Everest geübt.

Spektakuläre Aussichten sind auch beim Bahnfahren garantiert. Denn Nordwales ist mit über 15 Schmalspurbahnstrecken ein wahres Mekka nicht nur für Dampflokfreunde – liebevoll Pufferküsser genannt. Ausgangspunkt der „Welsh Highland Railways“ ist der malerische Ort Caernarfon an der Meerenge Menai Strait, die die frühere keltische Druideninsel Anglesey vom übrigen Wales trennt. Die Hauptattraktion des Örtchens an der Irischen See ist das wuchtige Caernarfon Castle. Direkt am Hafen ragt dieses mächtige Bollwerk aus Stein empor. Noch heute wirkt es auf den Betrachter so stolz und furchteinflößend wie vor beinahe 800 Jahren auf die Waliser und Kelten, vor denen es die englischen Eroberer schützen sollte. Ein imposanter Klotz mit bis zu drei Meter dicken Wänden. Ganz so stellt man sich eine Trutzburg mit Türmen, Zinnen, Innenhöfen, Verliesen und Zugbrücken vor. Sie wurde im 13. Jahrhundert vom englischen König Edward I. erbaut, nachdem er Wales erobert hatte. Seitdem wird hier der Prince of Wales gekrönt. Zuletzt war es 1969 der damals 20-jährige Prinz Charles.

Caernarfon Castle Foto: Dierk Wünsche

Trotz der kriegerischen Vergangenheit des Landes – Kelten, Römer, Wikinger, Normannen hinterließen dabei nicht nur ihre architektonischen Spuren – ist Hektik in Wales nicht zu Hause. Es sind eher Ruhe und Beschaulichkeit. Ob die elf Millionen Schafe, die hier friedlich auf den sattgrünen, sanften Hügeln weiden, zur entspannenden Stimmung beitragen? Absolut temperamentvoll werden die Waliser hingegen beim Sport, denn sie gelten als absolut sportverrückt. Ganz oben auf der Beliebtheitsskala stehen Cricket und Rugby, dessen Nationalteam zu den besten der Welt zählt. Einen guter Eindruck von der Sportart lässt sich zum Beispiel beim „Six Nations Rugby“-Turnier im Februar und März gewinnen, unter anderem im Millennium Stadion in Cardiff. Wer dann doch lieber eine ruhige Kugel schieben will, für den ist eine Runde Golf auf einem der 200 Golfplätze in Wales das Richtige. „Croeso I Gymru – Willkommen in Wales“!

Die Hotelanlage Portmeirion steht unter Denkmalschutz und wird von einer Stiftung unterhalten. Foto: Dierk Wünsche

© Dierk Wünsche

 

So kommt man hin:

Die walisische Hauptstadt Cardiff wird seit dem 4. Mai erstmalig von Lufthansa nonstop ab Düsseldorf angesteuert. Lufthansa startet samstags um 11:00 Uhr von Düsseldorf und landet um 11:35 Uhr in Cardiff (Ortszeit). Der Rückflug am gleichen Tag geht um 12:10 Uhr und erreicht Düsseldorf wieder um 14:45 Uhr. Die neue Direktverbindung nach Cardiff ergänzt die bestehenden Flüge ab DUS nach Newcastle, Manchester, Birmingham, London, Newquay und Glasgow. Passagiere aus Nordrhein-Westfalen erhalten erstmals ab Düsseldorf eine Lufthansa- Direktanbindung in die walisische Hauptstadt – Reisende aus Cardiff profitieren von neuen attraktiven Umsteigeverbindungen zu den wichtigsten europäischen Metropolen über das Lufthansa-/Star Alliance-Netzwerk am Flughafen Düsseldorf.

Weitere Infos rund um einen Besuch in Wales: www.visitwales.de

 

1. Cardiff

Foto: Dierk Wünsche

Cardiff ist seit 1955 die Hauptstadt von Wales und hat rund 346.000 Einwohner. Die Cardiff Bay, einst ein weltweit bedeutender Umschlagplatz für Kohle und Stahl, hatte bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts als „Tiger Bay“ einen eher zweifelhaften Ruf. In den vergangenen Jahren wandelte sich die Waterfront dann zu einem modernen Stadtteil mit Bauten aus Glas und Stahl, mit Hotels, Geschäften, Restaurants und Bars. Mitten im Stadtzentrum steht Cardiffs ganzer Stolz – das ultra-moderne Millennium Stadium mit Platz für 72.500 Zuschauer. Sehenswert: Cardiff Castle – Römerlager, normannischer Festungsturm und viktorianisches Märchenschloss in einem. „Caerdydd“, wie die Stadt auf Walisisch heißt, ist der ideale Ausgangspunkt für eine Rundreise durch die Region.

2. Portmeirion Hotel & Village

Der Name Portmeirion steht für eine wahrhaft ungewöhnliche Ferienanlage, die auf einem großzügigen Gelände an der Nordwestküste von Wales liegt. Der ehemalige Besitzer, Sir Clough Williams Ellis – ein begeisterter Architekt und Exzentriker – verwirklichte hier seine etwas skurrilen Träume, indem er die unterschiedlichsten Baustile miteinander verband. Das künstliche Dorf wurde zwischen 1925 und 1976 in mehreren Schritten erweitert. Dabei überwiegt mediterranes Flair, versehen mit italienischen Farben und Elementen. Zentrale Gestaltungselemente sind dabei Sichtachsen und das Spiel mit optischen Täuschungen. Und mittendrin thront ein großer goldener Buddha, der täglich frische Blumen erhält. Berühmt ist Portmeirion auch als Drehort der Kult Mystery-Serie „Nummer 6“ (Original: The Prisoner) und weiterer TV-Produktionen. Direkt
am Strand liegt das Hotel Portmeirion mit luxuriösen Art-déco-Zimmern. Vom dazugehörigen Castell Deudrath hat man einen weiten Blick über die grüne Bergwelt.

3. Welsh Highland Railways

Panoramawagen der Welsh Highland Railways Foto: Dierk Wünsche

Nordwales ist mit über 15 Schmalspurbahnstrecken ein Mekka für Dampflokfreunde. Jede Linie hat dabei ihren eigenen Charme. Zehn Züge vermarkten sich unter dem Namen „Great Little Trains of Wales“. Kleinere Bahnen zählen genauso dazu wie die Welsh Highland und Ffestiniog Railway. Diese zwei Schmalspurlinien im Herzen des Snowdonia Nationalparks sind seit April 2011 über den Bahnhof Porthmadog zu einer knapp 65 Kilometer langen Strecke miteinander verbunden. Die Traditionsbahn Welsh Highland Railways beginnt ihre Fahrt in Caernarfon und dampft dann knapp 40 Kilometer durch das Snowdonia-Gebirge. Fauchend und schnaufend geht es gemütlich voran. Hinter jeder Kurve warten neue tolle Ausblicke, herrliche Fotomotive und atemberaubende Landschaften, während man genüsslich Kekse zu Tee oder Kaffe knabbern kann. Wer will, kann sich stilecht die rauchgeschwängerte Luft im offenen Sightseeing-Waggon um die Nase wehen lassen. Es gibt wohl kaum eine schönere Art, den wilden Norden von Wales zu erkunden. Vornehm: ein Erste-Klasse-Panoramawagen mit gepolsterten Sesseln und kleinen Tischen. Die Welsh Highland Railway ist für Eisenbahnfreunde auch deshalb interessant, weil sie fünf Exemplare der in Europa eher selten verwendeten Garratt-Gelenkbauart Lokomotiven besitzt.

4. Caernarfon Castle

Caernarfon Castle wurde zwischen 1282 und 1327 vom englischen König Eduard I. als militärischer Standort, Regierungssitz und königlicher Palast in mehreren Etappen errichtet und bietet noch heute einen absolut eindrucksvollen Anblick. Ihre volle Wirkung entfaltet die Zwingburg, – sie ist heute ein UNESCO Weltkulturerbe – wenn man vom Wasser aus nach Caernarfon kommt. Direkt am Hafen ragt dieses uneinnehmbar erscheinende Bollwerk aus massiven Steinquadern auf und ist heute noch so stolz und Furchteinflößend, wie sie auf Waliser und Kelten seinerzeit gewirkt hat. Und wenn man durch die dunklen, feuchten und engen Gänge der Festungsanlage klettert und kriecht, kann man sich mit etwas Phantasie ins dunkle Mittelalter zurückversetzen.

5. Plas Newydd Country House, Isle of Anglesey

In einer atemberaubenden Lage am Ufer des Menai liegt Plas Newydd, der Stammsitz von Lord Anglesey. Im Herrenhaus ist das größte Gemälde von Rex Whistler zu betrachten (18m x 3,7 Meter) Foto: Dierk Wünsche

Plas Newydd, der Stammsitz des Marquis von Anglesey, liegt am Ufer der Menai Strait auf Anglesey. Dieses von James Wyatt erbaute elegante Anwesen aus dem 18. Jahrhundert bietet einen atemberaubenden Ausblick auf die Berge von Snowdonia. Liebhaber von Rhododendren sollten die Anlage zwischen April und Anfang Juni besuchen, wenn der zwei Hektar große Rhododendron-Garten für Besucher geöffnet ist. Zum Besuch des Anwesens gehört auch ein Rundgang durch das Gebäude, in dem Gemälde des berühmten Illusionsmalers Rex Whistler ausgestellt sind.

6. Die Llechwedd Schieferhöhlen

Die Llechwedd Schieferbergwerke wurden 1846 von John W. Greaves gegründet. In den folgenden Jahren stellte Llechwedd Schieferplatten für die Dächer vieler bekannter Gebäude in Europa her, so unter anderem für die Musikhalle in Hamburg und die AEG Werke in Berlin. Heute geht es per Bähnchen zu den dunklen Kammern des Schieferbruchs, wo die Besucher sich über die harten Arbeitsbedingungen und die technische Ausstattung der damaligen Zeit informieren können. Klaustrophobisch veranlagt, sollte man bei der Fahrt ins Bergwerk nicht sein, ebenso wenig Angst vor dem Dunkel haben. Tief beeindruckt von den harten, unmenschlichen Arbeitsbedingungen in den Höhlen kommt man nach gut 45 Minuten wieder ans Tageslicht und sieht nun die leicht öligen Schieferplatten mit ganz anderen Augen. 1972 wurden die Llechwedd Schieferhöhlen von der britischen Tourismusbehörde „Come to Britain“ ausgezeichnet.

7. Pontcysyllte Aqueduct & Llangollen Canal

Llangollen Canal Foto: Dierk Wünsche

In Nordwales, an der Grenze zu England, verläuft der Llangollen Canal. Er wurde 1805 zum Transport von Schiefer, Kalk und Kohle aus den umliegenden Bergwerken eröffnet. Der spektakulärste Abschnitt dieses 73 Kilometer langen Kanals liegt östlich der Stadt Llangollen – das Pontcysyllte Aqueduct. Es wurde 204 Jahre nach seiner Eröffnung in die Kulturwelterbeliste der UNESCO aufgenommen. Im Jahr 1795 wurde mit dem Bau des Aquädukts begonnen, das den schiffbaren Kanal über das Tal des Flusses Dee in Nordwales führen sollte. Insgesamt 19 Bögen tragen den 307 Meter langen, 3,35 Meter breiten und 1,60 Meter tiefen Kanal in einer Schwindel erregender Höhe von 38,4 Metern über dem Fluss. Das Pontcysyllte Aqueduct, das 1805 fertig gestellt wurde, ist eine wahre Meisterleistung des Ingenieurs Thomas Telford. Der Bau der „Wasserstraße in den Wolken‘‘ war Telfords erster international beachteter Erfolg und das längste und höchste Aquädukt Großbritanniens. Seit über 200 Jahren ist diese einzigartige Wasserstraße ununterbrochen in Betrieb, die schon Fürst Pückler in seinen Wales Beschreibungen vom Juli 1828 „…ein Werk, das den Römern Ehre gemacht haben würde…‘‘ nennt. (Quelle: Pressemitteilung Visit Wales)

© Dierk Wünsche