ver.di kritisiert weitere Lufthansa-Sparmaßnahmen beim Personal

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Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) mit ihrer Aircrew Alliance kritisiert die erneute Erhöhung der Personalabbauzahlen und die nicht-tarifierte Gründung der Lufthansa Airline-Plattform Ocean.

Von der Gewerkschaft heißt es: Lufthansa hatte die Verhandlungen für die rund 35.000 Boden-Beschäftigten des Lufthansa-Konzerns in Deutschland Mitte August einseitig abgebrochen. „Allen ist klar, dass es ohne Einschnitte in der Lufthansa nicht weitergeht. Doch es ist auch klar, dass weiterhin zukunftsweisende Konzepte fehlen. Alleine mit Beschäftigungsabbau wird das Unternehmen nicht gerettet werden“, betont Mira Neumaier, ver.di-Bundesfachgruppenleiterin Luftverkehr. Lufthansa müsse außerdem Perspektiven zum sozialverträglichen Arbeitsplatzabbau in Zusammenarbeit mit den Sozialpartnern aufzeigen.

„Die Beschäftigten verdienen eine ehrliche Perspektive. Betriebsbedingte Kündigungen sind der falsche Weg“, so Neumaier. Die Beschäftigten seien bereit, ihren Beitrag zu leisten, jedoch nicht ohne dafür Sicherheiten zu erhalten. So habe Lufthansa beispielsweise 80 Altersteilzeitverträge nachträglich gekündigt und langjährig Beschäftigten wenige Monate vor Renteneintritt mit Kündigung gedroht. „Dieser Kulturwandel innerhalb der Lufthansa schürt Angst und ist eine moralische Bankrotterklärung“, betont Neumaier. Auch die Beschäftigten der Lufthansa Technik hätten begründete Ängste, da auch hier die Zukunft im Konzerninneren ungewiss sei. „Die Lufthansa als Airline braucht eine starke Lufthansa Technik mit ihren gut
ausgebildeten Fachkräften und Tarifstrukturen, so Neumaier im Hinblick auf das Bestreben einer möglichen Ausgründung der Techniksparte.

Die Ängste würden auch im Bereich der Lufthansa Kabine gefördert. Für die zunächst wohl mit drei Langstreckenflugzeugen ab Frühjahr 2021 geplante Airline-Plattform Ocean veröffentlichte die Lufthansa-Gruppe jüngst Stellenausschreibungen, die Einstiegsgehälter für Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter vorsehen, die noch unterhalb derer der Ryanair-Gruppe in Deutschland liegen würden. „Wer mit neun Milliarden Euro Staatshilfe gerettet wurde, kann nicht anschließend eine Airline-Plattform ohne tarifvertragliche Basis gründen, um die Beschäftigten noch weiter zu verunsichern“, kritisiert Dennis Dacke, Gewerkschaftssekretär der Aircrew Alliance in ver.di. Mit dieser neuen Airline ziele Lufthansa offensichtlich darauf ab, den Druck auf
andere staatlich unterstützte Airlines im Tourismusbereich wie Condor oder Tuifly zu erhöhen. „Die Neugründung einer Airline ist mit einem enormen Investitionsbedarf verbunden. Die touristische Langstrecke ist ein hartes Geschäft. Wir vermissen eine klare, zukunftsorientierte Strategie die den Beschäftigten Sicherheit gibt sowie die tarifvertragliche Absicherung der Beschäftigten“, sagt Dacke.

Auch konzernintern würde eine Konkurrenzsituation geschaffen. „Während Flugbetriebe der Lufthansa Gruppe geschlossen werden, tarifierte Beschäftigte bei Germanwings, SunExpress Deutschland oder Brussels Airlines in Deutschland vor dem Verlust ihrer Arbeitsplätze stehen, baut Lufthansa im untersten Lohnsektor neue Konkurrenz auf. Das ist doppelt bitter für alle Betroffenen“, sagt Dacke. Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter sollen augenscheinlich bei Ocean lediglich mit einem Grundgehalt von etwas über 1.000 Euro netto rechnen können. Die Stellenangebote würden, da noch kein Geschäft da ist, ausschließlich in Teilzeit angeboten mit der möglichen Option zur Vollzeit. „Davon kann man nicht leben“, kritisiert Dacke. „Die
Lufthansa muss ihre Geschäftsmodelle krisenbedingt überdenken, eine Verlagerung von Jobs zu Konditionen, die weit unterhalb der branchenüblichen Standards liegen, ist vollkommen inakzeptabel und der falsche Weg.“ Die Aircrew Alliance fordere neben einem klaren zukunftsfähigen Geschäftsmodell und seriösen Tarifkonditionen eine vorrangige, tarifierte Perspektive für Beschäftigte die innerhalb der LH-Gruppe vor einem Arbeitsplatzverlust stünden.

ver.di und die Aircrew Alliance stehen auch weiterhin für Gespräche mit der Lufthansa bereit.

Quelle: PM verdi