Tuifly bekommt für Pläne auch Kritik von Pilotengewerkschaft

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Betriebsgremien und Gewerkschaften kritisieren gemeinsam die Pläne zu massiven Kürzungen bei TUIfly. Die konzerneigene deutsche Fluggesellschaft soll nach Unternehmensplänen ihre Flotte mehr als halbieren, über 1000 Arbeitsplätze streichen und die Bodenorganisation in Hannover weitestgehend abbauen. Diese Pläne lehnen die Belegschafts-Vertreter der Vereinigung Cockpit, der ver.di, die Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat der TUIfly GmbH und des Betriebsrates als wirtschaftlich und politisch untragbar sowie sozial unverantwortlich ab.

Vergangene Woche appellierten die Beschäftigten der TUIfly an die Politik, ihren Einfluss geltend zu machen, um Massenentlassungen, Standort- und Stellenverlagerungen zu verhindern. In Briefen an die zuständigen Bundesminister Peter Altmaier (Wirtschaft), Hubertus Heil (Arbeitsmarkt/Soziales), Andreas Scheuer (Verkehr) und Olaf Scholz (Finanzen) sowie den niedersächsischen Ministerpräsidenten Stephan Weil und Wirtschaftsminister Bernd Althusmann machen die Beschäftigten deutlich, dass sie bei Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bereit seien, substanzielle Krisenbeiträge zu leisten, um das Unternehmen gemeinsam durch die Krise zu führen. Verfasst sind die Briefe von den Betriebsräten, Personalvertretungen, Arbeitnehmervertreterinnen und -vertretern im Aufsichtsrat und der ver.di-Tarifkommission Boden und Kabine sowie der Vereinigung Cockpit Tarifkommission der Piloten.

Durch die Umstrukturierung würden ca. 200 Millionen Euro an Kosten verursacht. Damit würde der Konzern einen erheblichen Anteil der vorhandenen Liquidität und der staatlichen Hilfsgelder in Höhe von drei Milliarden Euro in einem Projekt ohne unmittelbar wirksamen finanziellen Nutzen und mit unsicherem Ausgang versenken.

Etwaige Kosteneinsparungen durch die geplante Umstrukturierung werden sich frühestens in mehreren Jahren einstellen.

In einer Situation, in der eine Insolvenz nur durch staatliche Hilfe abgewendet werden konnte, einen dreistelligen Millionenbetrag an Liquidität mit Absicht aus der Hand zu geben, ist betriebswirtschaftlich unvermittelbar. Dies auch noch in der für den Tourismus ohnehin schwachen Zeit des Winters zu tun, zeugt von unternehmerischem Leichtsinn und Unvernunft. Dass der mit deutschen Hilfsgeldern gestützte TUI-Konzern Kürzungen ausgerechnet in Deutschland bei der TUIfly durchsetzen möchte, ist darüber hinaus dem deutschen Steuerzahler absolut nicht zu vermitteln.

Breits jetzt – mitten in der Corona-Krise – fliegt TUIfly schon mit über 20 Flugzeugen fast ausschließlich auf die kanarischen Inseln und dies könnte aufgrund der hohen Nachfrage noch gesteigert werden. Das zeigt eindeutig, dass 17 Flugzeuge für den Heimatmarkt des weltgrößten Reiseveranstalters keinesfalls ausreichend sein werden. Sobald die Corona-Krise dem Ende zugeht, wird eine erheblich größere Flotte benötigt, um das Geschäft und Flugprogramm durchführen zu können. Hier will TUI in Zukunft überwiegend mit osteuropäischen Billigfluggesellschaften in erheblichem Umfang fliegen. Da TUI als Premiumanbieter mit dementsprechend hohen Preisen für die Kunden dieses Geschäftsgebaren dem TUI Kunden verkaufen kann ist sehr fraglich.

Belegschaft ist zu substanziellen Beiträgen bereit

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der TUIfly sind sich über die prekäre Lage des Unternehmens allerdings völlig im Klaren. Sie sind daher bereit, alles für sie Mögliche zu tun, um den Arbeitgeber durch diese Krise zu bringen. Dazu gehört unter anderem die Bereitschaft, substanzielle tarifliche Beiträge zu vereinbaren sowie die Flexibilität und Produktivität der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter durch Änderungen im Manteltarifvertrag zu Gunsten des Arbeitgebers erheblich zu steigern.

Dieses Angebot der Belegschaft beinhaltet zwei Komponenten. Zum einen können die Einmalkosten für den TUI-Konzern von ca. 200 Millionen Euro sofort erheblich reduziert werden – diese werden für die Finanzierung des TUI-Konzerns in der Krise dringend benötigt. Zweitens bieten die Gewerkschaften der TUIfly darüber hinaus Einsparungen bei den laufenden Kosten an.

Mit diesen Einschnitten sowie einer möglichen Absenkung der Arbeitszeit könnten gleichermaßen viele Beschäftigte vor der Arbeitslosigkeit geschützt werden und für die TUI sofort wirksame Einsparungen realisiert werden. Im Gegenzug zu diesen massiven Zugeständnissen fordert die Belegschaft allerdings den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen.

Statt gegen die eigene Belegschaft und letztlich auch gegen die deutsche Politik betriebswirtschaftlich unsinnige Maßnahmen durchzudrücken, sollte die Unternehmensführung mit den Beschäftigten über substanzielle Einsparungen verhandeln. Mit den Vorschlägen zu Sparmaßnahmen kann TUIfly als starke Fluggesellschaft auch über die Corona-Zeit hinaus bestehen.

Quelle: PM VC