TUI plant 300 Mio. Euro Sparprogramm und bekommt Milliardenhilfe

Werbung
Foto: Simon Pannock

Deutschlands größter Reisekonzern bekommt einen weiteren KfW-Kredit. Im Frühjahr gab es bereits 1,8 Mrd. Euro vom Staat. Jetzt folgen noch einmal 1,05 Mrd. Euro. Zeitgleich kündigt TUI ein großes Sparprogramm an:

Liquidität und Finanzmittel bis über die Wintersaison 2020/21 hinaus gesichert

Die TUI und die KfW haben vereinbart, die bestehende KfW-Kreditlinie um 1,05 Milliarden Euro zu erweitern. Die Inanspruchnahme steht unter dem Vorbehalt, dass die TUI eine Wandelanleihe in Höhe von 150 Millionen Euro an den Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) begibt und die Inhaber einer im Oktober 2021 fälligen Anleihe auf eine Begrenzung der Verschuldung der TUI verzichten. Beide Bedingungen sowie weitere formelle Voraussetzungen müssen bis zum 30. September 2020 erfüllt sein.

Das Stabilisierungspaket über 1,2 Milliarden Euro stärkt die Position des Konzerns, indem es ausreichend Liquidität in einem volatilen Marktumfeld zur Verfügung stellt. Damit werden sowohl die touristische Saisonalität im Winter 2020/21 sowie weitere längerfristige Reisebeschränkungen und Beeinträchtigungen durch COVID-19 abgedeckt.

Darüber hinaus hat die TUI die Hapag-Lloyd Cruises in das mit der Royal Caribbean Group gemeinsam betriebene Joint Venture TUI Cruises eingebracht. Die Transaktion wurde trotz eines durch die Krise herausfordernden Umfelds erfolgreich abgeschlossen. Dadurch fließen dem TUI Konzern zusätzliche 690 Millionen Euro zu und tragen zur Verbesserung der Liquidität bei. Zuvor hatte die TUI bereits mit Boeing eine umfassende Einigung zum Ausgleich der Folgen des 737 MAX-Flugverbots erzielt. Mit der Vereinbarung wird ein Großteil des entstandenen Schadens in den nächsten zwei Jahren ausgeglichen und die Auslieferung neuer Maschinen in kommende Jahre verschoben. Das entlastet einerseits die Bilanz und erlaubt der TUI gleichzeitig eine flexiblere Flottenplanung in Zeiten der Pandemie.

Einschließlich der Mittel aus dem zusätzlichen Stabilisierungspaket würde die TUI AG damit über Barmittel und Kreditfazilitäten in Höhe von 2,4 Milliarden Euro verfügen.

Umsetzung erster Maßnahmen für Neuausrichtung und beschleunigte Transformation – Kostenbasis soll jährlich um mehr als 300 Million Euro reduziert werden

Die TUI hat im Berichtsquartal erste Maßnahmen zur angekündigten Neuausrichtung angestoßen und umgesetzt. Die Neuausrichtung umfasst ein globales Kostensenkungsprogramm, um insbesondere die bereits vor der Pandemie eingeleitete Transformation und den Ausbau der digitalen Plattformen zu beschleunigen sowie die ebenfalls schon vor der Covid-19 Krise gestartete „Asset-right“ Strategie. Sie soll nun noch zügiger umgesetzt werden. Die so genannten Overhead-Kosten sollen dauerhaft und konzernweit um 30 Prozent reduziert werden. Das entspricht jährlichen Einsparungen von mehr als 300 Millionen Euro. Zu den ersten eingeleiteten Maßnahmen gehören die geplante Flottenverkleinerung bei der TUI fly in Deutschland, die umfangreiche Umstrukturierung des Frankreichgeschäfts mit der Fokussierung auf die Kernmarken sowie der Ausbau der Digitalisierung, wie zum Beispiel im Vertrieb in Großbritannien. Dort werden 166 stationäre Reisebüros geschlossen. Zusätzlich wird die TUI die digitalen Services am Urlaubsort ausbauen. Die spanische Konzern-Tochter TUI Destination Experiences will den Gästen dadurch mehr und besseren Service am Urlaubsort anbieten. Die TUI App soll zum Concierge rund um den eigenen Urlaub werden und Informationen am Urlaubsort liefern.

Erfolgreiche Kostensenkungen begrenzen Verlust im 3. Geschäftsquartal – Ohne COVID-19 Auswirkungen: erste neun Monate besser als Vorjahr

Nachdem die TUI sehr erfolgreich in das laufende Geschäftsjahr 2020 gestartet war, wurden Mitte März aufgrund der weltweiten Reisewarnungen alle Reiseaktivitäten des Konzerns eingestellt. Dies galt auch für nahezu den gesamten Berichtszeitraum. Erst kurz vor Ende des 3. Geschäftsquartals wurden die Reisewarnungen für die meisten europäischen Destinationen aufgehoben und die TUI konnte in einem Pilotprojekt erste Urlaubsgäste nach Mallorca fliegen. Aufgrund der sehr früh eingeleiteten massiven Reduzierung der Fixkosten um mehr als 70 Prozent konnte der Verlust im Berichtszeitraum begrenzt werden. Das bereinigte EBIT auf Basis konstanter Wechselkurse lag bei -1,1 Milliarden Euro (Vorjahr 102,3 Millionen Euro). In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2020 lag das bereinigte EBIT bei -2,0 Milliarden Euro (Vorjahr -199,3 Millionen Euro). Ohne die Auswirkungen von COVID-19 ergibt sich für die neun Monate ein bereinigtes EBIT von -102 Millionen Euro und damit eine Verbesserung gegenüber dem Vorjahr. Joussen: „Die TUI ist sehr erfahren im Management von Krisen – wir werden auch diese erfolgreich meistern und die TUI wird gestärkt aus ihr hervorgehen und langfristig wirtschaftlich wieder so erfolgreich sein wie vor der Pandemie. Wir haben zu Beginn der Krise im März sehr schnell gehandelt und wir haben den Neustart im Sommer verantwortungsvoll gemeistert – zusammen mit den Regierungen und Partnern. Wir werden jetzt unsere Kosten nachhaltig reduzieren und auch dadurch unsere Position im Markt stärken.“

Ausblick: Prognose für Gesamtjahr weiterhin nicht möglich

Trotz der wieder aufgenommenen Reiseaktivitäten erlauben die gegenwärtige Lage und die andauernde Pandemie noch nicht, eine neue Prognose für das Geschäftsjahr 2020 abzugeben. Der Vorstand hatte diese am 15. März zurückgezogen. Das neue angepasste Sommerprogramm 2020 ist aktuell zu 57 Prozent gebucht (Stand: 2. August 2020).

Quelle: PM TUI