TUI: Fragen und Antworten – 10 Jahre Tsunami, was hat sich verändert?

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Ulrich Heuer, Leiter des Krisenstabes beim Reiseveranstalter TUI Deutschland – Foto: Bildarchiv TUI / Christian Wyrwa

Interview mit Ulrich Heuer, Leiter des TUI Krisenstabs

Frage: Gibt es zehn Jahre nach dem Tsunami noch Auswirkungen im Reiseverhalten oder buchen die Urlauber schon lange wieder so wie vor der Katastrophe?

Ulrich Heuer: Thailand als wichtigstes Ziel in Asien hat sich nach der Tsunami-Katastrophe 2004 trotz der großen Zerstörung sehr gut und schnell erholt. Bereits im Jahr 2006 wurden bei TUI die Urlauberzahlen aus dem Jahr vor der Katastrophe deutlich übertroffen. Insbesondere Khao Lak als Region, die vom Tsunami am stärksten betroffen war, entwickelte sich in den Folgejahren besser denn je. Heute gibt es hier eine komplett neue Infrastruktur mit wesentlich mehr Hotels und Zimmerkapazität als vor dem Tsunami. Khao Lak hat sich vor allem beim deutschen Urlauber als beliebtes Ferienziel in Thailand etabliert. Hier und auch auf Phuket sind die Gästezahlen heute deutlich höher als vor dem Tsunami.

Frage: Welche Lehren haben Sie aus den Erfahrungen von damals gezogen?

Ulrich Heuer: Vor der Katastrophe hat es noch kein Kapitel „Tsunami“ im Krisenhandbuch der TUI gegeben. Heute sind wir Teil des Tsunami Alarm Systems. Unsere Servicemanager in den Urlaubszielen und auch ich selbst bekommen Meldungen über Erdstöße ab einer Magnitude von 7,0 auf der Richterskala, die Tsunamis auslösen könnten, direkt via SMS auf unsere Handys geschickt. Wir haben heute krisenerprobte und erfahrene Reiseleiter vor Ort. Viele haben den Tsunami damals miterlebt. Sie kennen sich sehr gut aus und sind lokal verwurzelt. Bei den Informationsveranstaltungen zur Begrüßung der Gäste klären unsere Reiseleiter auch umfassend über das Thema Tsunami auf.

Wir arbeiten außerdem eng mit Geologischen Instituten in Hannover und Potsdam zusammen und haben selbst technisch aufgerüstet. Das TUI Krisenmanagement arbeitet heute mit dem hoch modernen Krisenwarnsystem „Global Monitoring“, das uns automatisch und umgehend alarmiert, sobald die Sicherheit von Urlaubern in einem Reiseland beeinträchtigt wird. Auf Knopfdruck werden alle in solchen Situationen relevanten Infos bereitstellt.

Frage: Wie muss man sich das genau vorstellen?
Ulrich Heuer: Die Informationen aus der Krisenregion werden auf digitalen Karten und über einen Warnmeldungsticker angezeigt und um Meldungen des Auswärtigen Amts, Wetterdaten und Nachrichtenmeldungen ergänzt. Innerhalb von Sekunden kann ich mir sämtliche TUI Hotels der betroffenen Region auf der Kartenoberfläche des Warnsystems darstellen lassen und erhalte einen detaillierten Überblick darüber, in welchem Maße unsere Gäste durch das Ereignis potenziell betroffen sind. Mit diesem Wissen können wir nun Urlauber ohne Zeitverzögerung per SMS über aktuelle Situationen informieren.

Frage: Wie funktionieren Tsunami-Frühwarnsysteme? Was haben die Menschen, die Behörden und auch die Reiseindustrie aus der Katastrophe von damals gelernt?

Ulrich Heuer: Der letzte Ernstfall im Jahr 2012, bei dem eine offizielle Tsunami-Warnung ausgelöst wurde, hat gut funktioniert. Fast alle Hotels haben erstklassig reagiert und Gäste evakuiert. Die Mitarbeiter haben an alle Zimmertüren geklopft und mit dem Masterkey geöffnet und die Gäste entweder in obere Stockwerke oder auf die Hügel gebracht. Die Hotels haben diese „Generalprobe“ auch zum Anlass genommen, um einige Schwachstellen weiter auszumerzen. Die Polizei ist mit Megaphonen an den Stränden entlang gefahren und hat die Menschen aufgefordert, die Strände zu verlassen.

Frage: Welche Sicherheitsstandards haben die Hotels heute? Nehmen Sie an Notfall- und Evakuierungsübungen teil?

Ulrich Heuer: In den Hotels gibt es Alarmierungssysteme und Fluchtpläne und die Hotelmitarbeiter werden regelmäßig für Evakuierungsmaßnahmen geschult. Einmal im Jahr findet eine große Übung statt, an der alle Angestellten teilnehmen. In allen Zimmern gibt es Infotafeln auf der Innenseite der Türen, damit jeder Gast weiß, was er in einem Notfall zu tun hat. Evakuierungsrouten in Phuket und Khao Lak sind öffentlich mit Schildern ausgewiesen.

Quelle: PM TUI Corporate Communications