Ryanair wird im nächsten Jahr weniger Flüge ab Deutschland anbieten. Das teilte die Airline heute mit und begründet die Entscheidung zu hohen Gebühren. Wörtlich heißt es in einer Mitteilung: „Dies ist auf das anhaltende Versäumnis der deutschen Regierung zurückzuführen, die Luftverkehrssteuer, Sicherheits- und Flugsicherungsgebühren zu senken“. 22 Strecken sollen gestrichen werden. Alle Flüge ab Dortmund, Leipzig und Dresden. Ab Hamburg soll das Angebot um rund 60 Prozent reduziert werden.
Dazu teilte am Nachmittag der Bundesverband der Deutschen Fluggesellschaften e.V. mit:
Der BDF zeigt sich von der Ankündigung der Ryanair zur Reduzierung des Flugprogramms am Flughafen Hamburg und an anderen deutschen Standorten wenig überrascht. BDF-Geschäftsführer Dr. Michael Engel: „Das war ein Rückzug mit Ansage und zeigt die negative Dynamik, in der sich der Luftverkehrsstandort Deutschland insgesamt derzeit befindet. Die Abwärtsspirale am Luftverkehrsstandort Deutschland setzt sich damit weiter fort.“ Der BDF geht davon aus, dass die Ankündigung der Ryanair nicht die letzte Negativ-Nachricht zur Entwicklung des Flugprogramms in Deutschland sein wird – speziell auch in Hamburg. Denn zusätzlich zu den weiter steigenden staatlichen Standortkosten in Deutschland insgesamt beabsichtigt der Flughafenbetreiber in Hamburg, im kommenden Jahr fast alle Flughafenentgelte um zusammen knapp 10% zu erhöhen. Engel: „Die Fluggesellschaften und Verbände haben diese Konsequenzen vorausgesehen, die bei einem solchen massiven Anstieg weiterer Kosten an einem Standort stattfinden.“
Und auch der Flughafenverband ADV meldet sich zu Wort:
Die größte europäische Billigfluggesellschaft Ryanair hat heute bekannt gegeben, dass sie sich aus dem deutschen Markt zurückziehen wird. Diese Entscheidung ist ein harter Einschnitt für die Mobilität von Privat- und Geschäftsreisenden.
„Die Entscheidung von Ryanair, ganze Flughafenstandorte nicht mehr anzufliegen und Wachstum ins europäische Ausland zu verlagern, ist ein weiterer Rückschlag für den deutschen Luftverkehrsmarkt. Der Schritt von Ryanair steht exemplarisch für viele weitere europäische Airlines, die ebenfalls einen Abzug von Flugzeugen prüfen und den deutschen Flughäfen wegen der hohen staatlichen Abgaben und Belastungen den Rücken kehren könnten“, so die erste Reaktion des ADV-Hauptgeschäftsführers Ralph Beisel.
Deutschland verliert den Anschluss im Luftverkehr, da sich Airlines zusehends vom deutschen Markt zurückziehen. Der Luftverkehrsstandort Deutschland fällt unter das Niveau des Jahres 2013 zurück. Es gibt kein Nachfrage-, sondern ein klares Angebotsproblem. Airlines meiden aufgrund von Wettbewerbsverzerrungen deutsche Flughäfen. Die staatlich bedingten Standortkosten steigen im europäischen Wettbewerb ungebremst. In den vergangenen Jahren wurde nicht nur die Luftverkehrsteuer mehrfach erhöht. Gleichzeitig steigen auch die Abgaben für die Passagier- und Gepäckkontrollen, die sog. Luftsicherheitsgebühr.
„Irgendwann ist das Fass einfach voll und Airlines verabschieden sich vom deutschen Markt. Eine Wettbewerbsgleichheit mit den europäischen Flughafenstandorten kann nur durch eine signifikante Reduzierung der staatlichen Belastungen gelingen. Der Negativspirale muss endlich ein Ende gesetzt werden. Im ersten Schritt sollte die Bundesregierung dem Beispiel von Schweden folgen und die Luftverkehrsteuer abschaffen“, fordert Beisel mit Nachdruck.