Ryanair schließt Basis am Flughafen Frankfurt-Hahn

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Foto: Simon Pannock

Ryanair schließt zum 01.11.2020 seine Basis am Flughafen Frankfurt-Hahn. Damit fährt die Billigairline offenbar ein neues Sparprogramm. Erst letzte Woche wurde bekannt, dass die Tochter Laudamotion, ihren Standort am Flughafen Stuttgart aufgeben wird.

Und es geht weiter: Auch die Standorte in Berlin-Tegel und Weeze könnten geschlossen werden. Zumindest droht es die Airline in einem internen Schreiben den Mitarbeitern von Malta-Air, einer Ryanair-Tochter, an. Begründet werden die Schließungen mit einem massiven Personalüberhang. In Wahrheit dürfte da wo ein Tarifstreit in der Luft liegen. Die Piloten wollen keine Lohnkürzungen in Kauf nehmen.

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit schreibt in einer Pressemitteilung dazu:
Knapp 88% der bei der Vereinigung Cockpit organisierten Pilotinnen und Piloten der Malta Air (zur Ryanair Group gehörige Tochtergesellschaft von Ryanair, bei der u.a. die in Deutschland stationierten Pilotinnen und Piloten beschäftigt werden) haben sich seit letzter Woche an einem Votum beteiligt, das sich gegen ein vom Arbeitgeber gefordertes Maßnahmenpaket ausspricht. Trotz Verlängerung der Kurzarbeit und des damit einhergehenden Beschäftigungsschutzes haben sich mit 49,4% weniger als die Hälfte für die Annahme der von Malta Air angestrebten Vereinbarungen ausgesprochen. Sie stützen damit die Auffassung des Vorstands der Vereinigung Cockpit e.V., wonach die geforderte tarifliche Vereinbarung das Potenzial gehabt hätte, sowohl den betroffenen Mitgliedern bei Malta Air als auch der gesamten Pilotenschaft deutschlandweit zu schaden. Der Vorstand erachtete zudem die Dauer der angebotenen Beschäftigungssicherung bis März 2021 vor dem Hintergrund geforderter langfristiger, bis 2024 beabsichtigter Einschnitte als unzureichend.

Gegenstand der Mitgliederbefragung war das, was der Arbeitgeber nach Monaten der sporadischen Gespräche als nicht weiter verhandelbar darstellte, anderenfalls würden mehr als 170 Pilotinnen und Piloten in Deutschland ihre Kündigung erhalten: Flexible Kurzarbeit, Vergütung lediglich für geflogene Flugstunden, allerdings zu einem drastisch reduzierten Tages- und Stundensatz und das alles bei gleichzeitiger Produktivitätssteigerung, mithin höherer operativer Belastung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Kurios: Produktivitätssteigernde Maßnahmen würden dazu führen, dass mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entbehrlich werden würden. Der angebliche Personalüberhang im Cockpit hätte sich allein deshalb noch verfestigen können. Besonders kurios: Neueinstellungen will sich der Arbeitgeber in dieser Gemengelage zu nochmals weiter herabgesetzten Bedingungen offenhalten. Das wäre ihm von Nutzen gewesen, immerhin hat Ryanair kürzlich wieder angekündigt, ihre Chancen im deutschen Markt wahrnehmen zu wollenund auch für die derzeit neu zu vergebenden Start- und Landerechte in Frankfurt am Main und in München mitbieten zu wollen.

Die Reaktion des Arbeitgebers auf die Absage folgte prompt und im gewohnten Stil: Statt auf die ebenfalls ausgesprochene Aufforderung zu Nachverhandlungen einzugehen, dichtete er in den unternehmensinternen Kommunikationskanälen der Tarifkommission die Schuld für das Scheitern des Mitgliedervotums an und warnte schon einmal vor: Am heutigen Dienstag werde die kollektive Entlassung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie die Schließung von Stationen in Deutschland verkündet. Dennoch geben wir die Hoffnung nicht auf. Der Arbeitgeber wäre gut beraten, jetzt schnell zurück an den Verhandlungstisch zu kommen.

Quelle: PM VC und airportzentrale.de