Luftpost 482: Armaturenbrett

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Foto: Fecker

Lost in translation! Wurden Sie schon mal mit dem freundlichen Ausruf „Armaturenbrett!“ begrüßt? Nein? Oder haben Sie schon mal Ihren italienischen Arbeitskollegen ein „Armaturenbrett“ gewünscht? Wenn Sie Bayer sind, wahrscheinlich ja.

Während meiner Auslandsjahre auf dem Kontrollturm der Air Base Decimomannu in Sardinien hatte ich zeitweilig zwei bayerische Kameraden. Zur Schichtablösung begrüßten wir uns – wie zuhause üblich – mit einem herzlichen „Grüß Gott“. Unsere italienischen Kollegen konnten sich lange keinen Reim darauf machen, bis mal jemand im Sprachführer nachschaute. „Grüß Gott“ hört sich an wie „cruscotto„. Und „cruscotto“ ist italienisch und heißt übersetzt „Armaturenbrett“. Interessant ist jedoch der Ursprung des Wortes: Zur Zeit der Pferdekutschen brachte man einen Schutz vor der Bank an, auf dem der Kutscher saß. Dieses Brett sollte ihn vor dem Schlamm und den Steinen schützen, die von den Pferdehufen aufgewirbelt wurden. Es bot sich auch an, dort das Kraftfutter für die Pferde aufzubewahren, die Crusca, oder Haferkleie. Als Benz seine Benzinkutsche Velo entwickelte, übernahm er dieses Brett und nannte es Armatur, lateinisch für er wird beschützt (oder auch gewappnet). So war der Begriff Armaturenbrett geboren. Ortswechsel nach Turin zur Firma FIAT. Dort begann man ebenfalls Autos zu bauen, man übernahm sogar dieses Brett. Doch die Arbeiter fanden den typisch römisch-teutonischen Zungenbrecher mit fünf Silben  ‚Ar-ma-tu-ren-brett‘ als zu sperrig und erinnerten sich an den italienischen Hafersack mit der Crusca, den pflichtbewusste Kutscher stets für ihre Tiere mitführten. So wurde daraus ein Cruscotto.
Non appoggiare mai i piedi sul cruscotto“ steht heute in der Gebrauchsanleitung italienischer Autos, „legen Sie nie ihre Füße auf das Armaturenbrett“. Das mache ich natürlich zuhause auch nicht. Was will ich mit einem Airbag unter meinem Hintern? Aber wenn’s der Völkerverständigung hilft, beuge ich mich auch einer italienischen Empfehlung. Ein herzliches Grüß Gott an die FIAT-Belegschaft. Fiat ist übrigens lateinisch und heißt: „es möge geschehen.“ Als ehemaliger FIAT-Besitzer habe ich immer gehofft „er möge fahren!“
Andreas Fecker