Luftpost 474: Changchun & Co

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Foto: Bildarchiv Fecker

China eröffnet derzeit, so scheint es, jeden Monat einen neuen Großflughafen. Kein anderes Land der Welt baut so schnell neue Airports wie die Chinesen. Bis 2035 soll ihre Zahl von derzeit 241 auf 400 steigen. Natürlich liegt das auch an dem rustikalen Umgang mit gelegentlichen Einsprüchen. Hierzulande beliebte Ausbauhindernisse wie Hirsch- und Juchtenkäfer, Mopsfledermäuse, genauso wie Kakerlaken, Ameisen, essbare Taranteln, Schlangen, Skorpionen und natürlich Pflanzen jeglicher Art werden im Reich der Mitte nicht etwa umgesiedelt, sondern eingefangen, sind sie doch begehrter Bestandteil traditioneller chinesischer Medizin. Im zukünftigen Baugebiet eines Flughafens haben sie nichts (mehr) zu suchen. Pflanzen und Kleintiere werden getrocknet, landen auf dem Markt und entfalten ihre angeblich heilende Wirkung irgendwann als Delikatesse in einer Suppe. Auch Fluglärm ist kein Thema.

Chinesischer Markt – Foto: Fecker

Vor allem kleinere Städte sollen an das Inlandsnetz angebunden werden. Chengdu wird dann nach Shanghai und Beijing die dritte Stadt in China sein, die über zwei internationale Flughäfen verfügt. Die beiden Terminals des neuen Flughafens Chengdu-Tianfu sind gerade fertig geworden und verfügen zusammen über eine Fläche von 600.000 Quadratmetern. Die offizielle Eröffnung ist für Juni geplant. Und schon gibt es Pläne für die nächste Stadt, die einen zweiten Airport erhalten soll: Changchun. Die Architekten folgen dem Beispiel des neuen Flughafens von Beijing Daxing. Eleganz pur, wie man sie bei uns schon lange nicht mehr kennt. Es folgen neue Flughäfen in Xiamen, der ostchinesischen Provinz Fujian und Hohhot in der autonomen Region Innere Mongolei in Nordchina. Rund 40 neue Flughäfen sollen in den nächsten fünf Jahren (!) internationale Flüge abwickeln können.

Beijing Neuer Airport Daxing – Foto: Zaha Hadid Architects (CC BY-SA 4.0)

Die Airports zeichnen sich durch Eleganz, Funktionalität und Geräumigkeit aus. Gleichzeitig investiert China aber auch in den Ausbau seines 155.000 km langen Schienennetzes, von denen 42.000 für Hochgeschwindigkeitszüge geeignet sind. Wenn wir uns nun die Augen reiben, sollten wir uns daran erinnern, dass China eine lange Tradition im Transportgeschäft hat, besonders im Eisenbahnbau. Die US-amerikanische Transcontinental und die 1.110 km lange Central Pacific Railroad wurden 1863 zu 90% von 10.000 bis 15.000 chinesischen Arbeitern gebaut. In vier Jahren.

Beijing Daxing International – Foto: Arne Müseler (CC BY-SA 3.0 DE) Vielen Dank!

Andreas Fecker