Luftpost 453: Finnair

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Foto: Archiv Fecker

Finnair zieht Konsequenzen aus der russischen Invasion in der Ukraine. Sie ist nämlich wegen der Luftraumsperrung, bzw. dem Boykott der russischen Wirtschaft eine der am stärksten betroffenen Airlines Europas. Da sich diese Situation noch lange hinziehen wird, hat die Fluggesellschaft weitreichende Beschlüsse getroffen. Ihr geographischer Vorteil der kurzen Wege nach  Fernost durch die nördliche Randlage Europas geriet urplötzlich zum Nachteil. Die veränderte Situation hat weitreichende Folgen für das Streckennetz, die Flottenstruktur und die wirtschaftlichen Kontakte. Besonders schmerzhaft trifft die Airline, dass der Umsteigeverkehr aus den südlichen Destinationen Europas nun ausbleibt (Encatchment Area). Afrika ist ganz gestrichen. Indien, Japan, China, Malaysia, Singapur, Thailand, Nordamerika und der Mittlere Osten sind oder waren wichtige Handelspartner der Finnen. Sie müssen in ein neues Routensystem eingebunden oder via Doha und Dallas an Code Share Airlines abgegeben werden. Jede Verbindung nach Asien ist nun 2000 km länger. Pro Richtung. 20 asiatische Städte hatte man einst aus taktischen Gründen als Sekundärziele angeflogen. Diese wurden nun aus dem Flugplan gestrichen. Der Fernost-Markt machte die Hälfte von Finnairs Jahresumsätzen aus. Nach dem Wegfall von Russland bleiben den Finnen noch China und Japan in Fernost. Vor der Pandemie erzeugten diese Strecken eine Million Passagiere pro Jahr. Zu allem Überfluss sind die wichtigsten chinesischen Städte derzeit auch noch unter Lockdown durch die Null-Covid-Politik.

Das ausgedünnte Streckennetz der Finnair 2022 – Satellitenbild: NASA – Grafik-Overlay: Fecker

Finnair ist nur ein Beispiel, wie sich Putins Krieg gegen die Ukraine weltweit auswirkt. Auf russischer Seite hat man sich damit abgefunden, dass man langfristig keine Flugzeuge von Airbus und Boeing mehr erhalten wird. Aeroflot & Co werden sich auf Suchoi, Iljuschin, Irkut und Tupolev verlassen müssen. Diesen Herstellern fehlen aber wichtige elektronische Bauteile für die moderne Navigation. De facto erleben wir in der Airline Industrie einen ökonomischen Eisernen Vorhang, der nicht nur kurzfristig tektonische Auswirkungen auf den Weltluftverkehr haben wird.
Andreas Fecker