Luftpost 445: Wo warst Du am 11. September 2001?

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Andreas Fecker – Foto: Bildarchiv Fecker

Wo warst Du am am 31. Juni 2017? Am 29. Februar 2018? Bei dieser Frage läuft man immer Gefahr, dass jemand sagt ‚Alla des weiß i no genau, da war mei Polterobend und i han mir nomal en Wurschtsalad und en halbe Kaschde Bier durch’n Kopf gehe lasse!“ Aber einer Sache bin ich mir sicher: Jeder Leser der Luftpost weiß, wo er am 11. September 2001 war.

Ich war damals in Brüssel bei Eurocontrol. Wir saßen in einer Arbeitsgruppe zur Harmonisierung des Luftraums in Europa, um den europäischen Luftverkehr übersichtlicher und sicherer zu machen. Als die Nachricht vom World Trade Center in den Konferenzraum platzte, beendeten wir unsere Sitzung und drängten uns vor einem Fernsehgerät zusammen. Kaum jemand, der nicht vor Mitgefühl, Wut und Empörung heulte. Ein Teilnehmer brachte es am folgenden Tag auf den Punkt: „Wenn man Passagierflugzeuge zu Massenvernichtungswaffen missbrauchen kann, was sollen wir dann noch hier?“ Der Link führt zu einem beeindruckenden Song, über den ich vor zwei Jahren geschrieben habe. Der 11. September ist übermorgen.

Es gibt noch ein paar Tage, die so ungeheuerlich waren, dass sich zumindest die Älteren unter uns erinnern werden, auch wenn man das genaue Datum nicht mehr im Kopf hat: Kennedys Ermordung in Dallas, die erste Landung auf dem Mond oder Lady Dianas tödlicher Unfall in Paris. Wahrscheinlich kommt jetzt noch der Todestag von Queen Elizabeth hinzu. Aber kaum jemand wird sich an die einzelnen Terroranschläge der Baader-Meinhof-Bande erinnern, obwohl sie zwischen 1968 und 1992 ganz Deutschland in Atem hielten. Die Gesetze, die damals erlassen wurden, sind teilweise noch heute in Kraft.

Andreas Fecker