Ein Drama in drei Akten, aber mit glimpflichem Ausgang, spielte sich auf der Insel Okinawa ab. Von Taipeh kommend landete die Boeing 737-800 der China Airlines in Naha um 10:27 Uhr, zog die Landeklappen ein und rollte auf das Vorfeld zur Abstellfläche 41, wo sie um 10:31 Uhr ankam. Um 10:32 Uhr stellte die Crew die Triebwerke ab. Ein Bodentechniker stöpselte das Interphone zum Cockpit an. Um 10:33 Uhr beobachtete der Tower schwarze Rauchwolken am Flugzeug. Zur selben Zeit meldete der Techniker über das Interphone an das Cockpit ein Feuer am rechten Triebwerk. Während der Käpten den Befehl gab, die Passagiere zu evakuieren, löste der Tower Crash Alarm aus. Der ging unter anderem in der Feuerwache ein, die unterhalb des Towers ist. Der Ground Controller, der für allen rollenden Verkehr und die Fahrzeuge zuständig ist, war gerade in Kontakt mit zwei Schlepperfahrern über den Bodenfunkkreis. Mehrfach wurde er überlagert mit Funksprüchen, die er nicht zuordnen konnte. Das passiert, wenn Nutzer die Mikrofontaste drücken und sofort los reden. Naha hatte am Tag zuvor neue Handfunkgeräte verteilt. Sie wurden an genau diesem Tag erstmals in Betrieb genommen. Die Nutzer hatten noch keine Erfahrung damit und wussten auch nicht, dass man nach Drücken der Mikrofontaste etwa eine Sekunde warten musste, damit die erste Silbe oder das erste Wort nicht verstümmelt wird. So traute sich der erste Löschzug nicht, den Rollweg zu befahren, ohne vom Tower ausdrücklich die Genehmigung erhalten zu haben. Erst um 10:37 Uhr fuhr die erste Feuerwehr los. Bis dahin war das Flugzeug bereits evakuiert. Mehrere Tanks explodierten. Um 10:40 Uhr versuchte der Tower vergeblich die Feuerwehren über Funk zu erreichen. Der zweite Löschzug rückt aus. Um 10:44 Uhr begann die Bekämpfung des Feuers. Eine Stunde später war das Feuer gelöscht. Das Flugzeug war dabei vollkommen ausgebrannt.
Die Aufklärung der Ursache blieb erst einmal ein Rätsel. Warum gerät ein Flugzeug in Brand, wenn man es parkt und die Triebwerke abstellt? Es war eine verlorene Unterlagscheibe, also ein sogenannter Pfennigartikel! Sie war Teil eines schwer zugänglichen Schiebemechanismus an der Vorflügelklappe Nummer 5 über dem Triebwerk. Sie sicherte einen Bolzen, dessen Führung in einem ummantelten Hohlraum in den Flügeltank hineinragte. In ausgefahrenem Zustand diente der Bolzen als Anschlag. Sechs Wochen zuvor hatte ein Mechaniker durch eine Klappe unter der Tragfläche den Sitz des Bolzens geprüft und die Mutter ausgetauscht.
Dabei fiel ihm die Unterlagscheibe von dem Bolzen. Sie wurde später im Hohlraum gefunden. Die Stelle war nur ertastbar, aber nicht einsehbar. Die Arbeit dauerte von etwa 10 Uhr bis 15 Uhr. Zwischendurch machte der Techniker Mittagspause. Nachdem alles wieder zusammengebaut war, ließ er seinen Arbeitsauftrag von einem Supervisor unterschreiben, der aber keine Möglichkeit mehr hatte, die Details zu prüfen. Während der folgenden Flüge arbeitete sich der Bolzen aus der Halterung und fiel in das Gehäuse. Beim letzten Einfahren der Klappen in Naha wurde er durch das Blech in den Tank gedrückt. Kerosin konnte nun auf das heiße Triebwerk und die heißen Bremsen tropfen und sich entzünden. Der Rest ist bekannt. Boeing änderte daraufhin den Mechanismus an allen baugleichen Flugzeugen und sorgte für eine verbesserte Einsehbarkeit. Es gab keinerlei Tote oder Verletzte. Aber Mr. Murphy hatte bei aller Unwahrscheinlichkeit das letzte Wort.
Andreas Fecker
Ja, der Teufel steckt oft im Detail!
Noch so ein „Murphy“ gefällig, bei dem Umstände zusammenkamen, die kein Krimiautor erfinden könnte?
her damit, immer gerne – niemand kann alles lesen oder gar kennen
Hier ist der unglaubliche Rest der Geschichte vom Blowout, die Summe aller Fehler, wie es dazu kommen konnte…