Luftpost 424: Manager der dritten Dimension

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Foto: Fecker

Der Luftverkehr erholt sich. Die Deutsche Flugsicherung DFS sucht wieder Nachwuchs. Was ist das für ein Job? Die DFS bewirbt ihn so: „Manche Jobs sind die Hölle, unserer ist der Himmel.“ Das ist zwar ein geniales Wortspiel, beschreibt aber nicht so recht, was einen erwartet. Es gibt viele Jobs, die keine Fehler verzeihen, nicht nur in der Luftfahrt. Operator in Kernkraftwerken, Herzchirurgen, Statiker, Bombenentschärfer, wobei besonders letztere für ihre Fehler mit ihrem eigenen Leben bezahlen.

Es liegt also nahe, dass es sich hier um einen besonderen Menschenschlag handeln muss. Er hat eine ungewöhnliche Kombinations- und Konzentrationsfähigkeit, ein ausgeprägtes Gedächtnis, er ist gewissenhaft, vorausschauend, reaktionsschnell, entschlussstark, nervlich belastbar, kerngesund, emotional stabil, kreativ, multitaskingfähig, flexibel, teamfähig, mit einem ausgeprägten Verantwortungsbewusstsein – idealerweise fließend Englisch sprechend.

Natürlich durchlaufen Fluglotsen eine gründliche, vielseitige Ausbildung, die mehrere Jahre dauert. Es gibt sie als Staatsangestellte wie als Angestellte einer freien Trägerschaft oder einer Firma, die aber stets unter Aufsicht der jeweiligen nationalen Luftfahrtbehörde stehen.

»Fluglotsen sind eigentlich keine normalen Menschen«, sagte einst der Leiter einer nationalen Luftfahrtbehörde. »Sie behaupten zwar, sie seien nichts Besonderes, Stress wäre ihnen fremd, und Dünkel hätten sie auch keinen. Dabei wissen sie genau, dass nur wenige diesen Job schaffen und in ihm alt werden, dass sie ein hohes Ansehen in der Gesellschaft genießen, dass andererseits der Stress sehr wohl seinen Tribut fordert. Aber wenn es jemanden gibt, der stolz ist auf seinen Job, dann sind es die Controller! Und das mit Recht. «

Ich bin seit 2004 im Ruhestand und blicke dankbar auf ein erfülltes, spannendes Berufsleben zurück. Ich habe die Flugsicherung von allen Seiten kennengelernt, habe auf einigen der verkehrsreichsten Kontrolltürmen im In- und Ausland gearbeitet und Bücher über unseren Job geschrieben, die leider viel zu schnell vergriffen waren. Ich kenne die zivile und die militärische Fliegerei, habe mich in die Verwaltung, die Verfahrensbearbeitung und in die Ausbildung eingearbeitet. Bis vor kurzem hätte ich wegen des nachlassenden militärischen Verkehrs davon abgeraten, den Weg über die Bundeswehr einzuschlagen. Aber das scheint sich gerade wieder zu ändern.

Abiturientinnen und Abiturienten, zwischen 16 und 24 Jahren, die sich noch nicht für ihre Zukunft entschieden haben, sollten sich zumindest über diesen Beruf informieren. Schon während der theoretischen Ausbildung bezahlt die DFS eine Ausbildungsvergütung von 900 Euro. Danach steigt sie auf ca. 4000 Euro im Monat an. Nach Abschluss der Ausbildung liegt das Einstiegsgehalt bei mindestens 7000 Euro brutto im Monat. Je nach Qualifikationen, Arbeitszeiten und Schichten summiert sich das auf bis zu 9750 Euro. Fortbildungs- und Aufstiegsmöglichkeiten, einschließlich Arbeiten im Ausland sind möglich.

Andreas Fecker