Luftpost 416: Flugboote 3 – TEAL

Werbung
Andreas Fecker im Transportmuseum von Auckland – Foto: Archiv Fecker

Die Tasmansee ist die Wasserfläche zwischen Australien und Neuseeland. Sie grenzt an die Salomonensee im Nordosten und die Korallensee im Norden, Begriffe, die uns in Europa weniger geläufig sind und von der südpazifischen Inselwelt Melanesiens und Polynesiens geprägt sind. Viele dieser Inseln rund um Australien und Neuseeland waren Teil des britischen Commonwealth, das sich über die britischen Kolonien weltweit erstreckte. Der aufkommende Flugverkehr nach den Kriegen war ein wichtiges Instrument, um Macht und Einfluss zu sichern. Airline Namen, wie Imperial Airways und British Overseas Airways Corporation (BOAC) weisen darauf hin. Die BOAC stand auch Pate bei der Gründung regionaler Fluggesellschaften, wie die Tasman Empire Airways Limited (TEAL), die sich um Strecken zwischen Australien und rund um Neuseeland zu kümmern hatte. Der Name war kein Zufall, denn in der englischen Sprache bedeutet „teal“ soviel wie „türkis“ oder „smaragdgrün“, die vorherrschende Farbe der Korallengewässer.

TEAL Solent – Foto MOTET Museum Auckland. Die Flugboote verbanden den Luxus eines Zeppelins mit dem Salonwagen großer Eisenbahnen, dem Komfort von Dampfschiffen und den Vorteilen von Flugzeugen. Wenn all das auch noch in der Südsee stattfindet, möchte man gerne in Nostalgie schwelgen. – Foto: MOTAT Museum Auckland

Zu diesem Zweck erhielt TEAL von der BOAC und der Royal Air Force 14 Flugboote aus der Sandringham Baureihe, Belfast. Short S.25, S.30 Empire, Short Solent S.45. Sie bedienten von Auckland neben Sydney vor allem die Korallenroute: Neukaledonien, Neue Hebriden, Fiji, Neuguinea, Samoa und Tahiti. Die „fliegenden Schiffe“ beförderten entweder 24 Passagiere auf Sesseln oder 16 in Bettkabinen. Der Bordservice ließ nichts zu wünschen übrig. Geflogen wurden die Maschinen von einer 5-Mann-Crew.

Startende Short S.45a. Foto courtesy MOTAT, Auckland – Foto: Fecker

 

Zwischenlandung in Aitutaki – Foto: Air New Zealand

Da die Flugzeuge auf dem Wasser landen und starten konnten, war auch nur eine minimale Infrastruktur notwendig. So kam es 1955 zu einem denkwürdigen Zwischenfall. Auf dem Rückflug von Tahiti nach Auckland landete eines der Flugboote vor Aitutaki, um nachzutanken. Das bedeutete zwei Stunden Aufenthalt. Die 20 Passagiere nutzten die Zeit, im türkisgrünen Wasser einer der schönsten Lagunen der Cook-Inseln zu schwimmen. Beim Start zum Weiterflug setzte einer der vier Motoren aus, der Captain rettete das Flugzeug an die Nachbarinsel Akaiami auf der anderen Seite des Korallenatolls. Passagiere, Gepäck und Proviant wurden entladen und an den Strand gebracht, ein Steward blieb bei den Fluggästen. Das Flugboot startete mit drei Motoren und flog zurück nach Tahiti, um das defekte Triebwerk reparieren zu lassen.

Besatzung einer Short S.45 – Foto: Air New Zealand

Die gestrandeten Passagiere forderten den Steward auf, das Gepäck ins Hotel zu bringen. Doch Akaiami war unbewohnt. Mit einer alten Navy Barge aus dem zweiten Weltkrieg brachte der Steward die Passagiere über die Lagune nach Aitutaki. Dort wurden sie mit Blumenkränzen empfangen. Die Inselbewohner unterhielten sie tagelang mit Tänzen und frischen Fischen, aus denen sie köstliche Mahlzeiten bereiteten. Es dauerte acht Tage, bis das Flugboot wieder zurückkam. Längst hatte jedoch ein „Bounty-Effekt“ eingesetzt, die Passagiere waren dort so glücklich, dass sie sich nur mit Widerwillen losreißen konnten. Sie verhandelten zumindest, noch eine Nacht bleiben zu dürfen.

Die Short Solent S-45A steht heute im Transportmuseum von Auckland – Foto: Air New Zealand
Zeichnung: Fecker

Noch Jahre danach schrieben manche dem Steward, dass dies die schönsten Ferien ihres Lebens waren! Aus der TEAL wurde 1965 die Air New Zealand, eine Signature Airline der Star Alliance. Die traditionelle Coral-Route wurde ersetzt durch Direktverbindungen verschiedener Airlines, die sich auf die Versorgung der Inselwelt spezialisiert haben.

Andreas Fecker