Luftpost 368: Anchorage Airport, Alaska

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Andreas Fecker – Foto: Bildarchiv Fecker

Anchorage ist immer wieder einmal im Mittelpunkt der Weltöffentlichkeit. Gerade versuchen Unterhändler aus China und den USA, strittige Fragen von hegemonialer Bedeutung beizulegen. Es ist kein Zufall, dass sich Politiker in Alaska treffen, denn die geographische und geopolitische Lage bietet sich direkt an. Und weil diese Kolumne in einem Airport-Portal beheimatet ist, konzentriere ich mich heute auf die Flughäfen dieser Stadt, in der sich schon mal Elche an der Hauswand den Rücken kratzen und hungrige Schwarzbären in die Küche eindringen. Wer meine Geschichte als junger Abenteurer und Blinder Passagier kennt, wird verstehen, warum ich einen Narren an Alaskas wichtigstem Flughafen gefressen habe. Der Airport hat keine acht Pisten wie Chicago O’Hare, er hat keine Indoor Swimming Pools wie Singapur, keine Schmetterlings-Volieren oder Bambuswälder. Auch Shopping Malls wie in Frankfurt, Tokyo oder Dubai wird man vergeblich suchen. Stattdessen glänzt der Airport durch seine Lage, und an manchen Tagen ist er der verkehrsreichste Flughafen der Welt.

Anchorage – Lake Hood SPB. Lake Hood gilt als der verkehrsreichste Wasserflughafen der Welt. Er liegt unmittelbar neben dem Ted Stevens International Airport und 5 km vom Stadtzentrum von Anchorage. – Foto: N727RH

Anchorage war einst das Drehkreuz nach Fernost. Der kürzeste Weg von Europa nach Ostasien führte eigentlich über die frühere Sowjetunion. Die erteilte aber keine Überflugrechte. Der Umweg über Südostasien bedeutet bis zu 24 Stunden Reisezeit. Der bei Geschäftsleuten (damals) verhasste Flug mit der Aeroflot bescherte einem nämlich eine Nacht im Moskauer Flughafenhotel. Die günstigste Alternative führte daher über Alaska, was sich die Fluggesellschaften teuer bezahlen ließen. Die SAS war die erste Airline, die diese Strecke über den Nordpol auskundschaftete. Über einen Punkt zu fliegen, von dem aus alle Richtungen nach Süden zeigen, und dann trotzdem noch Anchorage zu finden, war in den Zeiten vor GPS eine navigatorische Herausforderung! Bei +15 Grad Kompass-Missweisung ist das nämlich eine Erfahrung, die man erst einmal machen muss. Mit dem Kollaps der Sowjetunion in den 1990er Jahren wurde das einfacher.

Der Luftraum rund um Anchorage ist gefüllt mit Flugzeugen aller Art. – Karte: FAA

Bis vor korzem spekulierte der Flughafen auf neue Verbindungen mit dem rohstoffreichen Sibirien und mit Sachalin. Bis vor einem Jahr war Memphis (Tennessee) der größte Frachtflughafen der Welt, während Atlanta (Georgia) mit Chicago um das Prädikat des verkehrsreichsten Airports wetteiferte. Das änderte sich mit Corona und dem Zusammenbruch des zivilen Reiseluftverkehrs. Bis dahin nahm Anchorage Platz 5 unter den Frachtflughäfen ein. 90 Prozent der wichtigsten Industriezentren sind weniger als neuneinhalb Flugstunden von Alaska entfernt, die logistischen Möglichkeiten sind eingespielt. Die Fischereiindustrie nimmt die Verbindungen in die Ballungszentren der Erde nur zu gerne in Anspruch, um Lachs und Krabben fangfrisch auf die Speisekarten Europas und Asiens zu bringen.

Merrill Field, einer der wichtigsten Flugplätze für den Allgemeinen Luftverkehr in den USA – Foto: Fecker

Als Fluglotse bin ich fasziniert von der Airport-Dichte in diesem verschachtelten Luftraum. Gleich neben dem Flughafen befindet sich der größte Wasserflughafen der Welt. Keine zehn Kilometer weiter ist Elmendorf Air Force Base. Dort sind das fliegende Frühwarnsystem AWACS stationiert, F-15, F-35, F-22, Tanker, die Alaska Air National Guard, A-10 und jede Menge Transporter, C-17 Globemaster, C-130 Hercules, HC-130 Hercules, HH-60 Pavehawk. Eine Army Basis mit Hubschraubern gehört dazu. Auch noch im Stadtgebiet liegt Merrill Field, ein General Aviation Airport mit ebenfalls drei Pisten und 125.000 Landungen pro Jahr. Der Flugplatz hat Parkplätze für fast eintausend Flugzeuge.

Andreas Fecker

Eine Antwort zu “Luftpost 368: Anchorage Airport, Alaska”

  1. Schlatt sagt:

    Ich landete auf einem meiner ersten – von vielen – Japanflügen in Anchorage zwischen. Leider wusste ich das alles damals noch nicht, sonst hätte ich den Flughafen mehr wertgeschätzt. So dachte ich halt nur an den Weiterflug und dass ich damit Alaska als ein weiteres Land auf meiner Besucherliste abhaken konnte.