Luftpost 359: Die TSA greift durch

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Foto: Fecker

Trumps jahrelange Gehirnwäsche bleibt nicht ohne Folgen, wie wir beim Sturm aufs Capitol sehen mussten. Bedauerlicherweise wirkt sie nach, denn es strömen nun Trump-Fans aus den ganzen USA in die Hauptstadt, um ihrem Idol ausgerechnet während der Vereidigung des Nachfolgers die Treue zu erweisen. Schließlich „verteidigt“ er zumindest nach eigenen Aussagen gerade die USA gegen den Sozialismus. Nach ungefähr 50 Reisen in die USA seit 1971 habe ich nicht den Eindruck gewonnen, dass der Durchschnitts-Amerikaner weiß, was Sozialismus überhaupt ist. Eine bezahlbare Krankenversicherung für alle unterhalb eines bestimmten Einkommens und ohne Vorerkrankungsausschlüsse musste ja in manchen Köpfen schon deshalb sozialistisches Teufelszeug sein, weil sie von Obama eingeführt wurde. Und der war bekanntlich nicht nur schwarz, sondern auch Demokrat, ein Grund für abgrundtiefen Hass. Denn „Demokraten sind bekanntlich pädophil und ernähren sich vom Blut unschuldiger Kinder.“ Das zumindest verbreiten verschwörungssüchtige QAnon Anhänger, von Trumps Demokratenhassern dankbar aufgegriffen und weiterverbreitet. Trump zählt QAnon zu seinen treuen Unterstützern.

Gestern wurde sogar Lindsey Graham, der republikanische Mehrheitsführer im Senat von Trump Fans durch den Airport gejagt und bedroht, weil er offenließ, ob er das zweite Impeachment-Verfahren gegen den abgewählten Präsidenten unterstützen wird oder nicht. Abgeordnete beider Parteien fürchten derzeit um ihr Leben und das ihrer Familien. Die Transportsicherheitsbehörde TSA aktualisiert derzeit täglich ihre No-Fly-Liste mit erkannten Personen, deren Handydatendaten die Anwesenheit im Capitol beweisen. Bild- und Videomaterial vom Capitol-Sturm wird ausgewertet. 2000 Personen stehen bereits auf der Flugverbotsliste, United Airlines hat gestern weitere 60 hinzugefügt. Und kaum tauchen an einem Flughafen rote MAGA-Mützen auf, kommen Bundespolizisten in schwarzen Overalls. Leitende FAA-Beamte warnen alle Amerikaner davor, sich im Hinblick auf den 20. Januar in Flughäfen oder gar Flugzeugen in irgendeiner Weise provokant oder aggressiv anderen Passagieren oder den Crews gegenüber zu verhalten. Aufgegebenes Gepäck wird auf Waffen und Waffenteile untersucht. Verstöße können mit bis zu 35.000 Dollar und/oder Gefängnis bestraft werden.

Auch Maskenverweigerer werden von der Beförderung kurzerhand ausgeschlossen, wenn es sein muss sogar mit Notlandung. Mancher verblendete Hard Core Unterstützer will das offenbar durchkämpfen. Es war halt schon immer etwas teurer, ein Trump-Fan zu sein. Das FBI hat einen Internet-Aufruf von Trump-Fanatikern vom 5. Januar veröffentlicht: „Hört auf, von einem Marsch oder einem Protest zu reden. Die Abgeordneten müssen Glas klirren hören. Tretet die Türen ein. Blut muss fließen. Wir sind im Krieg. Wenn wir unseren Präsidenten nicht bekommen, sterben wir halt.“ („Congress needs to hear glass breaking, doors being kicked in, and blood … being spilled. Get violent. Stop calling this a march, or rally, or a protest. Go there ready for war. We get our president or we die. NOTHING else will achieve this goal.“) Make America great again? Das Gegenteil ist eingetreten. Früher war alles besser, ich zumindest habe die USA respektiert.

Andreas Fecker