Luftpost 340: Grönland

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Foto: Archiv Fecker

2019 machte Trump der dänischen Premierministerin das Angebot, Grönland zu kaufen, als wäre es eine Immobilie. Er bot sogar an, Puerto Rico dagegen zu tauschen. Mette Frederiksen gab ihm einen Korb. „Das ist absurd. Grönland steht nicht zum Verkauf.“ Trotzig sagte der amerikanische Präsident daraufhin einen Staatsbesuch in Kopenhagen ab. Aber Trump wäre nicht Trump, würde er es nicht auf andere Weise versuchen. Die USA investieren derzeit elf Millionen USD in den grönländischen Tourismus, die Rohstoffförderung und in die englische Sprachausbildung in den Schulen. Man möchte hier offenbar seine Pflöcke einschlagen, um dem Rohstoffhunger Chinas zuvorkommen.

Seit dem 18. Jahrhundert gehört Grönland zu Dänemark, ist allerdings seit 2009 autonom. Grönland ist mit zwei Millionen Quadratkilometer die größte Insel der Erde, allerdings zum größten Teil mit Eis bedeckt. 57.000 Inuit leben entlang der Küste. Unter der Oberfläche wird Öl, Gas, Gold, Diamanten, Uran, Zink und Blei vermutet. Die skandinavische SAS und Air Greenland unterhalten den Kontakt nach Kopenhagen. Durch die Klimaerwärmung schmelzen jährlich ca. 280 Mrd Tonnen Eis. Eine Totalschmelze des Inlandeises würde den Meeresspiegel weltweit um 8 m steigen lassen. Durch Wegfall der Eislast würde sich das Land um 800 m heben.

Flughafen der Hauptstadt Nuuk mit seiner 900 m Piste – Foto:  CC: Wikipedia Commons, Algkalv

Die Klimaerwärmung ist überall sichtbar. Die Runway des Flughafens in Kangerlussuaq muss mehrfach pro Jahr repariert werden, da der Permafrost darunter wegtaut und sich Risse im Pistenbelag bilden. Als meine Frau und ich im Winter 1974 nach Grönland reisten, landeten wir auf der amerikanischen Air Base Sondre Stromfjord, die im zweiten Weltkrieg als Zwischenlandeplatz eine wichtige Rolle spielte. Außer Thule hoch im Norden war Sondrestrom der einzige Flughafen mit einer Piste, die lang genug für Bomber und Transporter, aber auch für Passagiermaschinen wie die Boeing 707 war. Nach 1945 sicherte der Flughafen die Verbindung zum Mutterland Dänemark. Man baute direkt neben der Air Base ein Transithotel mit 200 Betten. Hier warteten die Passagiere, bis das Wetter gut genug war, dass man mit Hubschraubern in die Küstenorte weiterfliegen konnte. Da der Küstenstreifen mittlerweile aber eisfrei ist, konnte man mehrere Flughäfen mit Pisten anlegen, die zumindest von Flugzeugen mit Kurzstarteigenschaften, wie die De Havilland DHC-7 und die Bombardier DHC-8 angeflogen werden können. Das erleichtert und verbilligt das Reisen im Inland.

Nach der Landung der A330 von Air Greenland aus Kopenhagen muss alles ganz schnell gehen. Passagiere, Gepäck und Fracht raus, Wartung und Betankung bei eisiger Kälte, Passagiere und Gepäck rein, Anlassen und ab zum Start. – Foto: Air Greenland, Jorge Eliasson

Die Insel ist bis zu 1.000 km breit und 2.650 km lang. Das entspricht einer Entfernung von Moskau bis Marseille. Da es außerhalb der Orte keine Straßen gibt, und der Seeweg bis in den Sommer hinein von Eis versperrt ist, ist das Netz der Airline die Lebensschnur für die Menschen am Rande des Inlandeises.

Das Streckennetz der Air Greenland – Foto: NASA, Overlay: Fecker

700 Kilometer vom Nordpol entfernt bei winterlichen minus 40 Grad Celsius eine Airline zu betreiben, ist ein Kraftakt und erfordert Geduld und Umsicht. Die Wartung bedarf unendlicher Sorgfalt. Jede Schraube, die man öffnet, muss mit Wärmeschläuchen vorgewärmt werden, damit das Material keine Risse bekommt. Auch über Nacht festgefrorene Räder müssen bisweilen mit Heißluft angetaut werden, um beim Losrollen Schäden zu vermeiden.

Manchmal geraten besonders die Hubschrauberpiloten in einen gefährlichen White-out. Alle Konturen verschwinden, man sieht weiß, wohin man schaut. Das Gefühl beschleicht einen, im Innern eines weißen Tennisballs zu fliegen. Wird man dann auch noch von Turbulenzen herumgebeutelt heißt es, die Nerven zu behalten und seinen Instrumenten zu vertrauen. Kaum eine Airline wendet so viel Sorgfalt bei der Survival-Schulung ihrer Crews auf, wie Air Greenland.

Andreas Fecker