Lufthansa Technik schaut nach der ersten Jahreshälfte wirtschaftlich auf ein gemischtes Bild zurück. Zwar erreichte der Weltmarktführer im Bereich Wartung, Reparatur und Überholung von Flugzeugen (MRO) dank eines finanziell sehr starken zweiten Jahresviertels erneut ein Rekordergebnis für den Zeitraum von Januar bis Ende Juni – das Unternehmen spürt jedoch gleichsam den starken Druck, der auf der gesamten Aviation-Branche lastet.
„Natürlich sind Rekordzahlen grundsätzlich etwas, über das man sich freut“, sagt Dr. William Willms, Finanzvorstand von Lufthansa Technik. „Zur Wahrheit gehört allerdings, dass dazu nicht-operative Sonderfaktoren und Einmaleffekte im erheblichen Maße beigetragen haben. Für das Gesamtjahr rechnen wir weiterhin damit, ein Ergebnis auf Vorjahresniveau zu liefern.“ 2023 hatte Lufthansa Technik insgesamt ein Adjusted EBIT von 628 Millionen Euro erzielt.
Nach dem ersten Halbjahr 2024 stehen jetzt beim Ergebnis 319 Millionen Euro zu Buche. Lufthansa Technik legte damit im Vergleich zum bisherigen Bestwert von 291 Millionen Euro aus dem Vorjahr noch einmal um 9,6 Prozent zu – und dies trotz der Streikkosten, die das erste Quartal deutlich belastet hatten. Der Umsatz wiederum lag Ende Juni bei 3,6 Milliarden Euro (Vorjahr: 3,1 Milliarden Euro, +16,5 Prozent). Entsprechend ging die Adjusted-EBIT-Marge zurück, und zwar von 9,3 auf 8,8 Prozent. Diesen Trend gilt es umzukehren, um das Ziel im Rahmen der Unternehmensstrategie „Ambition 2030“, eine dauerhaft zweistellige Marge, zu erreichen.
„Wir sind weiterhin auf dem richtigen Weg, um aus einer starken Position weiter zu wachsen“, sagt William Willms. „Ein Spaziergang wird das allerdings nicht. Uns belasten die überproportionalen Kostensteigerungen und weiterhin die branchenweit anhaltenden Schwierigkeiten bei der Materialversorgung.“ Dies spüren insbesondere die beiden klassischen Kernsegmente von Lufthansa Technik, die Engine- sowie die Aircraft-Component-Services. „Positiv ist, dass es an Nachfrage definitiv nicht mangelt“, sagt William Willms. Das Unternehmen schloss insgesamt im ersten Halbjahr rund 320 neue Verträge ab.
Sehr gut entwicklen sich beispielsweise auch die Digitalaktivitäten hinsichtlich der Ausweitung des Produktportfolios, der Kundenbasis und der Umsätze. Die von der Lufthansa Technik Tochter Swiss-AS entwickelte Software AMOS ist bei Airlines auf der Welt stark vertreten – und es besteht weiter großes Interesse bei jenen, die AMOS noch nicht nutzen. Beim AVIATAR, der Plattform für den Betrieb von Fluggesellschaften mit einer breiten Palette digitaler Produkte und Dienstleistungen, setzt sich der positive Trend ebenfalls fort. Die entsprechenden Verträge umfassen mittlerweile fast 4000 Flugzeuge zahlender Kunden.
Für viel Aufmerksamkeit sorgt der Ausbau des Verteidigungsgeschäfts. Die Flugzeuge der Flugbereitschaft der deutschen Bundesregierung betreut Lufthansa Technik schon seit mehr als 60 Jahren, im zurückliegenden Quartal wurde das dritte moderne Regierungsflugzeug vom Typ Airbus A350 an die Luftwaffe übergeben. Der Ausbau des Geschäftsfelds soll dazu beitragen, dass das Unternehmen auch künftig bestimmende Größe im MRO-Bereich bleibt. Gleichzeitig kann Lufthansa Technik mit seiner technischen Kompetenz zur Sicherheit Deutschlands und seiner Partner beitragen. In diesem Zusammenhang vereinbarte Lufthansa Technik vor wenigen Tagen eine erweiterte Zusammenarbeit mit dem US-Konzern Lockheed Martin.
Gute Nachrichten gibt es auch im Bereich der Personalgewinnung. Die Rekrutierungsmaßnahmen zeigen weiterhin Wirkung. Stand Ende Juni lag die Mitarbeitendenzahl bei über 23.400, zum Vorjahreszeitpunkt hatte sie noch rund 21.500 betragen. Lufthansa Technik engagiert sich zudem auch weiterhin stark in der Nachwuchsförderung. Anfang August starten allein an den deutschen Standorten mehr als 300 junge Menschen ihre Ausbildung.