Lufthansa Technik: Bilanz 2021 – 4 Mrd. Euro Umsatz – 1500 neue Mitarbeiter geplant

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Lufthansa Technik Wartungshalle in Düsseldorf – Foto: Simon Pannock

Die Lufthansa Technik AG hat im Geschäftsjahr 2021 einen großen Schritt aus der Corona-bedingten Luftfahrtkrise gemacht und ist in die Profitabilität zurückgekehrt. Dank umfassender Restrukturierung, klarer Kundenorientierung und eines weiterentwickelten Produktportfolios gelang dem Unternehmen die Wende. Lufthansa Technik konnte die Umsatzerlöse um 7% auf 4,003  Mrd. EUR (vorläufiges Ergebnis) (Vorjahr: 3,747 Mrd. EUR) steigern und erwirtschaftete wieder ein deutlich positives Adjusted EBIT von 210 Mio. EUR (Vorjahr: -383 Mio. EUR). „2021 war noch einmal ein hartes Jahr, das uns allen alles abverlangt hat. Wir haben konsequent saniert und schmerzhaft restrukturiert, aber heute ist Lufthansa Technik besser, effizienter und schlagkräftiger als vor der Krise. Das verdanken wir nicht zuletzt dem Engagement und der Flexibilität unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, sagte Dr. Johannes Bußmann, Vorstandsvorsitzender von Lufthansa Technik.

Die Sanierung wurde zentral durch das bereits 2020 aufgelegte Zukunftsprogramm RISE gesteuert. Zu dessen Maßnahmen gehörten eine straffere Organisation mit nur fünf Segmenten statt acht Geschäftsbereichen sowie strukturelle Veränderungen, die auch die Schließung oder den Verkauf von Wartungs- und Überholungsstandorten umfassten. Auf betriebsbedingte Beendigungskündigungen konnte in Deutschland verzichtet werden.

Spürbare Belebung des Flugverkehrs sorgt für vollere Werkstätten „Die teils harten, aber notwendigen Maßnahmen haben den Identitätskern von Lufthansa Technik tief getroffen. Dennoch bin ich erleichtert, dass wir unserer Belegschaft die allerschlimmsten Auswirkungen ersparen konnten“, so Bußmann weiter. Gestützt wurde das Ergebnis auch 2021 noch umfangreich durch staatliche Hilfsleistungen wie das Kurzarbeitergeld in Deutschland. Wichtiger Treiber der positiven Entwicklung war zudem eine spürbare Belebung des Instandhaltungsgeschäfts durch die Erholung des weltweiten Flugverkehrs. Vor allem das stark von den geleisteten Flugstunden abhängige Geschäftssegment Aircraft Component Services spürte dies durch deutlich besser ausgelastete Werkstätten. Nur eine leichte Erholung zeigte sich dagegen im Triebwerksgeschäft, da Airlines 2021 immer noch oft die Restlaufzeiten geparkter Triebwerke ausnutzten, um Überholungen zu vermeiden.

Der Auftragseingang zeigt jedoch klar, dass die Branche gerade auch in schwierigen Zeiten auf eine Zusammenarbeit mit Lufthansa Technik setzt. Im Laufe des Jahres 2021 konnte die Vertriebsorganisation 42 neue Kunden gewinnen und über 620 Verträge mit einem Gesamtvolumen von 4,7 Mrd. EUR abschließen. Unter den Neukunden waren auch verschiedene Start-Up Airlines, denen Lufthansa Technik mit umfangreicher Expertise beim Aufbau des technischen Betriebs unter die Arme greift. Am Ende des Geschäftsjahres 2021 betreute das Unternehmen im Rahmen von Exklusivverträgen über 4.200 Flugzeuge von mehr als 800 Kunden. Durch eine enge Orientierung an den Bedürfnissen der Kunden konnte Lufthansa Technik den Kundenstamm durch die gesamte Krisenzeit nahezu aufrechterhalten.Weltweit mindestens 1.500 Neueinstellungen geplant, davon 700 in Deutschland Dr. Bußmann sieht sich damit in seiner Strategie bestärkt: „Dass wir immer noch den größten Anteil der weltweiten Verkehrsflugzeugflotte betreuen, ist kein Zufall. Im Vertrieb zahlt sich jetzt aus, dass wir vor der Krise systematisch in die wesentlichen neuen Flugzeug- und Triebwerksmuster sowie in modernste Technologien investiert haben. Das versetzt uns in die einzigartige Lage, heute sofort jede Flugzeugflotte eines jeden Kunden betreuen zu können – ohne Investitionsstau.“

Um diese Stärken zukünftig voll ausspielen zu können, strebt Lufthansa Technik weltweit für dieses Jahr einen Personalaufwuchs um mehr als 1.500 auf wieder rund 22.000 Mitarbeitende an. Davon entfallen circa 700 Vollzeitstellen auf Deutschland, circa 600 auf die Region Americas und annährend 200 auf die Region Asien-Pazifik. Gesucht werden vor allem Facharbeiter:innen für die Bereiche Components, Engines und Logistik sowie Expert:innen in administrativen Bereichen wie dem Vertrieb und der IT.

Eine entsprechende Recruiting-Kampagne wird noch in diesem Monat starten. Neben den klassischen Stärken wie Internationalität und Diversität oder den vielfältigen Einstiegsmöglichkeiten für unterschiedlichste Zielgruppen will Lufthansa Technik dabei vor allem die aktive Mitgestaltung an der Zukunft der Luftfahrt in den Vordergrund rücken, an der das Unternehmen mit modernsten digitalen Technologien sowie innovativen und nachhaltigen Produkten großen Anteil haben möchte.

Digitalisierungsoffensive in Produkt und Produktion
Bereits im abgelaufenen Geschäftsjahr haben die Themenfelder Digitalisierung und Nachhaltigkeit bei Lufthansa Technik eine große Rolle gespielt. Im Zentrum des Ausbaus digitaler Kundenservices stand nach wie vor die selbst entwickelte AVIATAR-Plattform, die auch 2021 ein starkes Wachstum und großen Zuspruch verbuchen konnte und in diesem Jahr ihr fünfjähriges Jubiläum feiern wird. Namhafte Fluggesellschaften wie beispielsweise United Airlines, Sichuan Airlines, Etihad Airways und TAP Air Portugal konnten 2021 als Neukunden für die verschiedensten digitalen AVIATAR-Services gewonnen werden. Insgesamt werden mittlerweile mehr als 3.000 Flugzeuge auf der Plattform betreut.

„AVIATAR hat sich als einzige herstellerunabhängige Digital-Lösung endgültig am Markt etabliert. Und die Nachfrage hat gerade während und nach der Krise nochmals deutlich zugenommen“, ergänzte Bußmann. Auch abseits der AVIATAR-Plattform nahm die Digitalisierung im Geschäftsjahr 2021 weiter Fahrt auf. Die über ein eigenes 5G-Campus-Netzwerk betriebene Virtual Table Inspection (VTI) zur Online-Begutachtung von Triebwerksteilen wurde 2021 in den alltäglichen Regelbetrieb überführt. Darüber hinaus konnte die Kombination von Drohnen und Künstlicher Intelligenz zur visuellen Inspektion von Verkehrsflugzeugen im Rahmen des ITS-Weltkongresses in Hamburg vorgestellt werden.

Nachhaltigkeit rückt noch stärker in den Fokus
Ein Leuchtturmprojekt auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit sind die von der Natur inspirierten und reibungsvermindernden AeroSHARK Riblet-Filme. Im Mai 2021 konnte mit Lufthansa Cargo der erste Kunde für die gemeinsam mit BASF entwickelte Technologie gewonnen werden. Ab dem laufenden Jahr wird sukzessive die gesamte Boeing-777-Frachterflotte von Lufthansa Cargo damit ausgestattet. Vor kurzem entschied sich zudem auch die SWISS für die Nutzung von AeroSHARK auf ihrer Boeing-777-Flotte. Beide Gesellschaften werden damit jährlich mehrere Tausend Tonnen Kraftstoff und CO2 einsparen.

„Mit Produkten wie dem AeroSHARK sind wir auch auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit der einzige unabhängige MRO-Dienstleister, der seinen Kunden selbstentwickelte Lösungen zur Erreichung ihrer Klimaziele anbietet. Auf dem Weg, den Luftverkehr klimaverträglich zu machen, ist Lufthansa Technik klar Teil der Lösung, nicht des Problems“, ist sich Bußmann sicher.

Einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Luftfahrt stellt das im vergangenen Juli initiierte Projekt zur Untersuchung von MRO- und Bodenprozessen für zukünftige wasserstoffbetriebene Flugzeuge dar. Mit dem Hydrogen Aviation Lab in Form eines Airbus A320 sollen ab April auch praktische Erkenntnisse aus Anwendersicht gewonnen werden, die frühzeitig in die Entwicklung erster serienreifer Wasserstoff-Verkehrsflugzeuge für den Zielzeitraum 2035 einfließen können.

Ausblick: Rückkehr zum Vorkrisenniveau weiterhin bis 2023 erwartet

In welchem Zeitraum die Luftfahrt, und mit ihr die MRO-Branche, vollständig zu ihrer alten Wirtschaftskraft zurückfinden wird, ist aufgrund der aktuellen geopolitischen Lage, der in vielen Weltregionen immer noch unklaren Öffnungsperspektiven und auch der steigenden Rohstoff-, Treibstoff- und Ersatzteilpreise, weiterhin schwer vorherzusagen. Der weltweite MRO-Markt hat sich im letzten Jahr allerdings bereits um 6 Mrd. US-Dollar besser entwickelt, als noch Anfang 2021 prognostiziert. Insgesamt wird sein Volumen aktuell auf 79 Mrd. US-Dollar geschätzt, die sich relativ gleichmäßig auf die drei Regionen Americas, Europa-Nahost-Afrika (EMEA) und Asien-Pazifik (APAC) verteilten. Aufgrund der anhaltenden Erholung hält Lufthansa Technik daher auch an seiner früheren Einschätzung fest, dass der weltweite MRO-Gesamtmarkt bis 2023 auf das Vorkrisenniveau zurückkehren wird.

Unklar ist noch, welche mittel- und langfristigen Folgen die aktuelle Situation in der Ukraine haben wird. „Der Krieg gegen die Ukraine zeigt uns, wie empfindlich der Frieden auf der Welt ist, und wie schnell eine sicher geglaubte Ordnung sich grundlegend ändern kann. Wir hoffen sehr, dass der Krieg und das Leid der Menschen dort ein schnelles Ende finden“, ergänzte Dr. Bußmann. Die Lufthansa Technik AG hat zudem begonnen, sich auf möglicherweise kommende Veränderungen in ihrer Eigentümerstruktur vorzubereiten. Bis Ende 2023 strebt die Lufthansa Group weiterhin an, eine Minderheitsbeteiligung entweder an einen Investor zu verkaufen oder an die Börse zu bringen.

Quelle: PM Lufthansa Technik