Lufthansa Technik baut 5G-Campusnetz in Hamburg aus

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Foto: Simon Pannock/airportzentrale.de

Vor über zwei Jahren startete Lufthansa Technik als eines der ersten Industrieunternehmen in Deutschland mit dem Aufbau sogenannter Campus-Netzwerke auf Basis des jüngsten Mobilfunkstandards 5G. Aufgrund der ausgezeichneten Erfahrungen im Geschäftsbereich Triebwerksinstandhaltung wurde das dortige 5G-Netzwerk jetzt auf eine zweite Überholungswerkstatt ausgedehnt. Dadurch können nun weitere Kunden ihren Instandhaltungsliegezeiten über die AVIATAR-Plattform aus der Ferne beiwohnen. Die in den USA kontrovers diskutierten Interferenzen mit dem Flugbetrieb können auf der Hamburger Basis ausgeschlossen werden.

Bereits seit 2020 betreibt Lufthansa Technik ein eigenes 5G-Campus-Netzwerk. Erstmals kam es damals in einer Hamburger Werkstatt für Flugzeugtriebwerke zum Einsatz, wo die Typen CFM56 und V2500 überholt werden. 5G ermöglichte es hier, zuverlässig hochauflösende Videostreams in der Inspektion von Triebwerksteilen einzusetzen. In Zeiten massiver Reisebeschränkungen während der Corona-Krise avancierte diese sogenannte „Virtual Table Inspection“ (VTI) schnell vom Testprojekt zur geschäftssichernden Infrastruktur, denn die Kunden mussten zur Begutachtung Ihrer Triebwerksteile nicht länger zwingend nach Hamburg reisen.

Weil sich dieses Angebot schnell bei den Kunden bewährte, hatte Lufthansa Technik die 5G-gestützte VTI 2021 vollständig ins Tagesgeschäft sowie die digitale AVIATAR Operations Suite integriert. Vor kurzem wurden das Netzwerk und die Services nun auch auf die zweite Hamburger  Triebwerkswerkstatt ausgedehnt. Hier werden Antriebe der Typen LEAP (LEAP-Triebwerke sind ein Produkt von CFM International, einem 50/50-Gemeinschaftsunternehmen von GE und Safran Aircraft Engines).

und CF6-80 überholt, deren Kunden auf Wunsch nun ebenfalls zeit- und kostensparend aus der Ferne mit den Mechaniker:innen vor Ort in Hamburg interagieren, und wichtige Reparaturentscheidungen für Ihre Triebwerke treffen können. Da solche Entscheidungen nicht selten sechsstellige Summen umfassen, sind die hohe Video-Auflösung und die durch 5G allzeit stabile, zuverlässige und vertrauliche Verbindung zum Kunden essenziell für dieses Angebot.

Auch die Anzahl der Services, die die 5G-Infrastruktur nutzen, hat sich mittlerweile erhöht. In beiden Überholungswerkstätten werden nun auch Boroskopie-Untersuchungen über das schnelle, eigene Campus-Netzwerk angeboten. Mit Hilfe einer Art Schlüsselloch-Kamera
liefert der hochaufgelöste Videostream den Kunden hier qualitativ hochwertige Einblicke selbst in entlegenste Hohlräume und andere schwer zugängliche Bereiche ihrer Triebwerke, und das bei Bedarf vom anderen Ende der Welt. Auch hier spielt die durch 5G ermöglichte hohe Videoauflösung ihre Stärken aus, zumal bei der Boroskopie auch digitale Vermessungen innerhalb des Live-Streams möglich sind. In einem Fall wurden bereits kleinste Kratzspuren von lediglich 0,3 Millimeter Länge sicher identifiziert.

„In der Pandemiesituation haben sich virtuelle Teile-Inspektionen und digitale Boroskopien bei uns klar durchgesetzt. Dabei haben uns die 5G-basierten Video-Streams enorm geholfen“, sagte Michael Kirstein, Vice President Operations Engine Services bei Lufthansa Technik und ergänzte: „In der Vergangenheit mussten solche Inspektionen oft über mehrere Wochen im Voraus geplant werden. Nun können wir auch ganz kurzfristig Inspektionen terminieren, was unsere Kunden sehr zu schätzen wissen.“

Zehn-Jahres-Lizenz der Bundesnetzagentur ermöglicht zukünftig weiteren Ausbau

Zum weiteren Betrieb ihrer eigenen und unabhängigen 5G-Netzwerke hat Lufthansa Technik gegen Ende 2021 eine feste Zehn-Jahres-Lizenz der deutschen Bundesnetzagentur (BNetzA) erhalten. Dadurch ist die eigenverantwortliche Anwendung dieser Zukunftstechnologie am Hamburger Hauptsitz langfristig gesichert. Auch einem weiteren Ausbau des dortigen Campus-Netzwerks steht damit nichts mehr im Wege. Aufgrund der vielversprechenden Eigenschaften der 5G-Technologie, die Lufthansa Technik weitgehend frei für seine Zwecke konfigurieren kann, wird auch bereits über weitere Einsatzmöglichkeiten bei der fortschreitenden Digitalisierung im MRO-Geschäft (Maintenance, Repair and Overhaul) nachgedacht. Ein Beispiel für zukünftige Anwendungen ist die Lokalisierung von Bauteilen, die mit kommenden Releases des 5G Standards deutlich vereinfacht werden könnte. Wie schon bei den bestehenden Netzwerken werden die Mitbestimmungsgremien dabei immer frühzeitig involviert.

„Bei der Auswahl geeigneter Netzwerktechnologie für Digitalisierungsvorhaben ist es ratsam, sich nicht von vorherein auf einen Standard festzulegen, sondern Technologie- und Hersteller-offen gezielte Anwendungsfälle zu evaluieren und diesen dann mit der besten jeweils verfügbaren Technologie zu begegnen“, erklärt Dr. Claudius Noack, IT Consultant bei Lufthansa Industry Solutions. Das Schwesterunternehmen hat den Prozess bei Lufthansa Technik von Anfang an beratend begleitet und unterstützt auf Basis der hier gesammelten Erfahrungen mittlerweile Unternehmen auf der ganzen Welt beim Roll-Out eigener 5G-Netzwerke.

„Wir sind sehr zufrieden mit den Möglichkeiten, die uns 5G bietet und mit der erfolgreichen Umsetzung“, ergänzt Stephan Drewes, Head of Information Management bei Lufthansa Technik. „Wir werden natürlich nur dort, wo 5G für den jeweiligen Anwendungsfall nachweislich einen technologischen oder wirtschaftlichen Vorteil gegenüber anderen kabelgebundenden oder funkbasierten Technologien, wie beispielsweise Wi-Fi 6, bringt, diese Technologie weiter ausrollen und passgenau für die konkreten Anforderungen vor Ort konfigurieren. Dabei vertrauen wir besonders auf die kompetente Partnerschaft mit Lufthansa Industry Solutions.“

Interferenzen zwischen 5G-Netz und Flugbetrieb hier ausgeschlossen

Nicht zuletzt weil die Hamburger Basis unmittelbar an den internationalen Flughafen der Hansestadt angrenzt, legt Lufthansa Technik zudem ein größtmögliches Augenmerk auf die betriebliche Sicherheit seiner Funknetzwerke. Mögliche Interferenzen der 5G-Technik mit dem Flugbetrieb, wie sie vor kurzem vor allem in den USA kontrovers diskutiert wurden, sind auf der Hamburger Basis allein durch die in Europa genutzten Frequenzbänder ausgeschlossen.

Das von Lufthansa Technik verwendete Frequenzband liegt zwischen 3,7 und 3,8 GHz. Damit hält es im Vergleich zum in den USA kritisch beäugten öffentlichen 5G-Band (3,7 bis 3,98 GHz) einen nahezu doppelt so großen Sicherheitsabstand zum Frequenzband der Radarhöhenmesser von Verkehrsflugzeugen (4,2 bis 4,4 GHz). Zum anderen verwendet Lufthansa Technik die 5G-Technik bislang ausschließlich im Inneren von industriellen Gebäuden, die mit einem hohen Stahl- und Betonanteil sämtliche drahtlosen Netzwerke massiv gegenüber der Außenwelt abschirmen.

Aufgrund seiner eigenen hohen Sicherheitsstandards hat sich Lufthansa Technik, obwohl bei der Leistung der hier eingesetzten 5G-Antennen eigentlich nicht verpflichtend, die Unbebedenklichkeit seines 5G-Netzwerks von der BNetzA mit einer sogenannten Standortbescheinigung dokumentieren lassen. Zusätzlich wurden im Februar 2022 in Zusammenarbeit mit dem Technologiekonzern Rohde & Schwarz Messungen auf der Hamburger Basis durchgeführt. Dessen weltweit renommierte Experten für Qualitätsmessungen von Mobilfunknetzen konnten dabei keinerlei 5G-Signale außerhalb des für das Campus-Netz vorgesehenen Werksbereiches feststellen, wobei der verwendete Netzwerkscanner deutlich empfindlicher ist als ein Mobiltelefon und auch schwächste Signale registriert.

Quelle: PM Lufthansa Technik