Lufthansa Group macht auch im 3. Quartal 2020 große Verluste

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A320neo der Lufthansa am BER – Foto: airportzentrale.de / Simon Pannock

Die weltweite Corona-Pandemie hat die Ergebnisentwicklung der Lufthansa Group auch im dritten Quartal erheblich belastet. Allerdings konnten die Verluste gegenüber dem zweiten Quartal dank erhebli­cher Kosteneinsparungen und einer Auswei­tung des Flugplans in den Sommermonaten Juli und August verringert werden. Das bereinigte Ergebnis (Adjusted EBIT) betrug minus 1,3 Milliarden Euro (Vorjahr: plus 1,3 Milliarden Euro). Der operative Mittelabfluss, vor Working Capital-Verän­derungen und Investitionen, lag im monatlichen Durchschnitt bei rund 200 Millio­nen Euro. Der Umsatz ging im gleichen Zeitraum auf 2,7 Milliarden Euro zurück (Vorjahr: 10,1 Milliarden Euro). Das Konzernergebnis betrug minus 2 Milliarden Euro (Vorjahr: plus 1,2 Milliarden Euro). Die operativen Aufwendungen konnten im dritten Quartal um 43 Prozent gegenüber dem Vorjahr reduziert werden, auch durch deutlich geringere Treibstoffaufwendungen, Gebühren und den Rückgang anderer Kosten, die unmittelbar vom Umfang des Flugprogramms abhängen. Durch die Nutzung von Kurzarbeit für große Teile der Belegschaft und weitere Maßnahmen konnten die Fixkosten um mehr als ein Drittel gesenkt werden. Dar­über hinaus begrenzte ein striktes Liquiditätsmanagement die Mittelabflüsse.

„Mit strikten Kosteneinsparungen und der Ausweitung unseres Flugprogramms konnten wir die operativen Mittelab­flüsse im dritten Quartal im Vergleich zum Vor­quartal deutlich senken. Dazu hat auch Lufthansa Cargo mit einer starken Perfor­mance und einem positiven Ergebnis von 169 Millionen Euro beigetragen. Diesen Weg verfolgen wir mit aller Konsequenz weiter. Im Laufe des kommenden Jahres wollen wir zu einem positiven operati­ven Cashflow zurückkehren. Dazu treiben wir die Restrukturierung im gesamten Konzern voran und machen die Lufthansa Group in allen Bereichen nachhaltig effizienter“, sagt Carsten Spohr, Vorstandsvorsitzen­der der Deutschen Lufthansa AG.

Erste neun Monate 2020
Die Lufthansa Group erzielte in den ersten neun Monaten dieses Jahres einen Um­satz von 11 Milliarden Euro (Vorjahr: 28 Milliarden Euro). Das Adjusted EBIT lag in diesem Zeitraum bei minus 4,1 Milliarden Euro (Vorjahr: plus 1,7 Milliarden Euro). Das Konzernergebnis betrug minus 5,6 Milliarden Euro (Vorjahr: plus 1 Milliarde Euro). Das Ergebnis wurde durch nicht-zahlungswirksame Sondereffekte belastet. So wurden unter anderem Wertberichtigungen in Höhe von 1,4 Milliarden Euro auf 110 Flugzeuge oder Nutzungsrechte vorgenommen, für die eine Wiederaufnahme der operativen Tätigkeit nicht mehr geplant ist.

Cashflow- und Liquiditätsentwicklung
Der Lufthansa Group standen Ende September liquide Mittel in Höhe von 10,1 Milliarden Euro zur Verfügung. Darin enthalten sind noch nicht abgerufene Sta­bilisierungsmaßnahmen in Deutschland, der Schweiz, Österreich und Belgien in Höhe von insgesamt 6,3 Milliarden Euro.

Der um den IFRS-16-Effekt bereinigte Free Cashflow lag im dritten Quartal bei minus 2,1 Milliarden Euro (Vorjahr: 416 Mio. Euro), vor allem aufgrund der Rücker­stattung von Ticketkosten an Kunden aufgrund von Corona-bedingten Flugstrei­chungen in Höhe von 2 Milliarden Euro. Demgegenüber standen vor allem Mittel­zuflüsse aus der Ausweitung der Flugaktivitäten im Juli und August, die von kurz­fristigen Buchungseingängen getragen wurden. In den ersten neun Monaten war der Free Cashflow deutlich weniger negativ als das operative Ergebnis. Er sank auf minus 2,6 Milliarden Euro (Vorjahr: plus 685 Millionen Euro). Der Rückgang der In­vestitionen um 63 Prozent auf 1 Milliarde Euro (Vorjahr: 2,8 Milliarden Euro) leis­tete dazu einen wesentlichen Beitrag.

Die Nettokreditverschuldung lag am Ende des dritten Quartals bei 8,9 Milliarden Euro (31. Dezember 2019: 6,7 Milliarden Euro). Die Eigenkapitalquote ist gegen­über Jahresende 2019 um 15,4 Prozentpunkte auf 8,6 Prozent gesunken (31. De­zember 2019: 24 Prozent).

Geschäftsfelder
Das Adjusted EBIT der Network Airlines betrug in den neun Monaten -3,7 Milliar­den Euro. Eurowings verzeichnete einen Verlust von 466 Millionen Euro.

Einen Lichtblick bietet die Entwicklung der Geschäftsfelds Logistik. Trotz eines Rückgangs des Frachtangebotes um 36 Prozent, ausgelöst durch den Wegfall von Ladekapazitäten in Passagierflugzeugen („Bellies“), stiegen die Umsatzerlöse der Lufthansa Cargo in den ersten neun Monaten um 4 Prozent. Ausschlaggebend für die gute Entwicklung war der Einsatz einer der größten und modernsten Frachter­flotten mit 13 Boeing B777F (inkl. Aerologic) und 6 MD-11. Weltweit war ein deutlicher Anstieg der Durchschnittserlöse zu verzeichnen, der auf den globalen Wegfall von Fracht­kapazität in Passagiermaschinen zurückgeht. Das Ergebnis nach neun Monaten stieg auf 446 Millionen Euro (Vorjahr: minus 33 Millionen Euro).
Das Ergebnis von Lufthansa Technik ist hingegen im gleichen Zeitraum auf minus 208 Millionen Euro zurückgegangen (Vorjahr: plus 351 Millionen Euro). Auch das Ergebnis der LSG Group wird durch den weltweiten Rückgang des Flugverkehrs und dem damit verbundenen Einbruch der Nachfrage nach Catering belastet und ging in den ersten drei Quartalen auf minus 269 Millionen Euro zurück (Vorjahr: plus 93 Millionen Euro).

Verkehrsentwicklung im dritten Quartal 2020
Im dritten Quartal 2020 beförderten die Airlines der Lufthansa Group 8,7 Millionen Fluggäste und damit 20 Prozent des Vorjahres. Das Angebot verringerte sich auf 22 Prozent des Vorjahresniveaus. Der Sitzladefaktor lag bei 53 Prozent und damit 33 Prozentpunkte unter dem Vorjahreswert. Das Frachtangebot sank aufgrund fehlender Kapazitäten auf Passagierflugzeugen um 47 Prozent. Der Rückgang der verkauften Frachtkilometer lag bei 34 Prozent. Darin spiegelt sich ein um 14 Pro­zentpunkte höherer Nutzladefaktor von 73 Prozent wider.

Verkehrsentwicklung in den ersten neun Monaten 2020
In den ersten neun Monaten haben die Airlines der Lufthansa Group insgesamt 32,2 Millionen Fluggäste befördert, das entspricht 29 Prozent des Vorjahres. Das Angebot verringerte sich auf 33 Prozent des Vorjahresniveaus. Der Sitzladefaktor ist in diesem Zeitraum mit 68 Prozent um 15 Prozentpunkte niedriger ausgefallen als im Vorjahr. Das Frachtangebot ist um 40 Prozent zurückgegangen, die verkauf­ten Frachtkilometer um 33 Prozent. Daraus ergibt sich ein um 7 Prozentpunkte hö­herer Nutzladefaktor von 68 Prozent.

Ausblick
“Die Menschen haben weltweit eine große Sehnsucht, bald wieder zu reisen. Wir stehen gemeinsam mit unseren Partnern bereit und tun alles, um diesen Wunsch so schnell wie möglich und mit höchsten Hygiene- und Sicherheitsstandards zu er­füllen. Es muss jetzt darum gehen, Gesundheitsschutz und Reisefreiheit miteinan­der zu vereinbaren, zum Beispiel durch flächendeckende Schnelltests”, sagt Carsten Spohr.

In den kommenden Wintermonaten wird die Nachfrage nach Flugreisen aufgrund des globalen Infektionsgeschehens und der damit verbundenen Reisebeschrän­kungen voraussichtlich niedrig bleiben. Daher werden die Airlines der Lufthansa Group ihre ursprüngliche Planung anpassen und in den Monaten Okto­ber bis De­zember voraussichtlich maximal 25 Prozent der Vorjahreskapazität anbieten. Mit dieser konsequenten Kapazitätsreduktion wird sichergestellt, dass der Flugbetrieb auch weiterhin einen positiven Ergebnisbeitrag leistet. Die Lufthansa Group profi­tiert dabei von ihrer Hub-Strategie, mit der auch im aktuellen Marktumfeld Verbin­dungen angeboten werden können, die als Punkt-zu-Punkt-Verbindung unwirt­schaftlich wären. Die Network Airlines profitieren dabei von der Bündelung von Passagierströmen in den Hub-Airports des Konzerns.

Um sich auf die nachhaltigen Veränderungen im Markt einzustellen, setzt die Lufthansa Group umfangreiche Restrukturierungsmaßnahmen in allen Konzerntei­len um. Im vierten Quartal erwartet der Konzern daraus nicht-liquiditätswirksame Einmal- und Restrukturierungsaufwendungen, deren Höhe vor allem von dem wei­teren Fortgang der Verhandlungen mit den Sozialpartnern abhängt. Die Effekte werden im Adjusted EBIT verbucht, für das ein deutlicher Rückgang gegenüber Vorjahr erwartet wird.

Der durchschnittliche monatliche operative Mittelabfluss, ohne Berücksichtigung von Working Capital-Veränderungen, Investitionen und Einmal- und Restrukturie­rungsaufwendungen, soll im vierten Quartal auf rund 350 Millionen Euro begrenzt werden. Der Rückgang des Adjusted Free Cash Flows wird aufgrund des deutlich niedrigeren Volumens von Ticketrückerstattungen im vierten Quartal voraussicht­lich geringer ausfallen als im dritten Quartal.

Der Konzern sieht sich weiter auf Kurs, im Verlauf des Jahres 2021 zu einem posi­tiven operativen Cashflow zurückzukehren. Voraussetzung dafür ist, dass die Pan­demielage eine Erhöhung der Kapazität auf rund 50% des Vorkrisenniveaus zu­lässt.

Für die kommenden Wintermonate wurde ein weitgehendes Herunterfahren des Betriebs beschlossen. Im Winterflugplan werden 125 Flugzeuge weniger einge­setzt als ursprünglich vorgesehen. In administrativen Bereichen werden nur noch betriebsnotwendige, rechtlich vorgeschriebene und im Zusammenhang mit der notwendigen Restrukturierung stehende Aktivitäten stattfinden.

“Wir stehen am Beginn eines Winters, der für unsere Branche hart und herausfor­dernd sein wird. Wir sind fest entschlossen, die notwendige Restrukturierung zu nutzen, um unseren relativen Wettbewerbsvorteil weiter auszubauen. Es bleibt un­ser Anspruch, auch nach der Krise weiter die Nummer eins unter den Airline Grup­pen in Europa zu sein.”, sagt Carsten Spohr.

Quelle: PM Lufthansa