Nach den teilweise höchst abenteuerlichen Flugapparaten, womöglich sogar mit Dampfmaschine und Flügelschlagmechanik, bei denen sich so mancher unverzagte Flugpionier nicht nur sprichwörtlich Hals und Beine gebrochen hatte, setzte sich allmählich ein bestimmtes System durch. Es bestand aus Tragwerk, Leitwerk, Steuerwerk, Triebwerk und Fahrwerk. Auch wenn sich viele Entwürfe an den erfolgreichen Modellen der Gebrüder Wright orientierten, so waren die physikalischen Gesetze noch lange nicht ausgereizt. Die Luftschrauben waren mal vorne gelagert, mal sollten sie schieben, mal saßen sie zwischen den Flächen. Es gab Doppeldecker, Dreifachdecker, Tiefdecker, Hochdecker, Mitteldecker, mal waren die Tragwerke den Flügeln der Vögel nachempfunden, mal denen einer Fledermaus, mal waren sie nüchtern und lang. Alle erfolgreichen Modelle hatten jedoch die typische Wölbung der Tragflächen, die dem Apparat den Auftrieb verleiht.
Als die Bruchlandungen seltener und das Fliegen sicherer wurde, machten sich verschiedene Pioniere daran, ihre Flugzeuge in Serie zu bauen. Wie viele Flugzeuge wurden weltweit wohl jemals gebaut? Diese Frage wird schwer zu beantworten sein, denn es gab viele hundert Flugzeugfabriken, die Flugzeuge waren unterschiedlich erfolgreich und wurden deshalb in geringen Stückzahlen oder zu zigtausenden gebaut. Allein in den USA liefen 1944 über 100.000 Flugzeuge vom Band! Während der Kriege hielten die Staaten die Zahlen auch geheim. Eine Inventur ist deshalb nachträglich kaum möglich, verschiedene Quellen melden unterschiedliche Zahlen. In jedem Fall erreichte die Zahl bereits 1945 die Millionengrenze.
Es ist sinnlos, alten Kriegsgeschichten und alten technischen Errungenschaften nachzutrauern. Fragt man heute nach heimischen Flugzeugherstellern, wird einem spontan Airbus einfallen und vielleicht Dornier, und wegen der legendären Ju 52 auch Junkers. Vielleicht erinnert sich sogar noch jemand an Heinkel und Messerschmitt. Aber wer weiß denn heute noch, dass Deutschland bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs eine der größten Flugzeugindustrien der Welt mit etwa fünf Dutzend Werken hatte? Kein Grund, alten Zeiten nachzutrauern. Erstens wären so viele Werke ohne den Krieg gar nicht notwendig gewesen, und zweitens war die Zerschlagung der deutschen Flugzeugindustrie eine logische Folge zweier verlorenen Kriege.
Auszug aus „Technik im Flugzeugbau“ von Andreas Fecker.
