Leseprobe 02: Wasserwirtschaft

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Wasser und Gewässer, Bewässerung und Entwässerung rund um einen Flughafen. Ist das eine Nebensache? Nie hatte ich mir darüber Gedanken gemacht, bis ich für den Geramond Verlag ein Taschenbuch über Flughäfen schreiben sollte. Da kommt ganz schön etwas zusammen! Ein paar Leseproben daraus darf ich veröffentlichen.

Wenn man auf vergleichsweise kleinem Raum wie einem Flughafen quadratkilometerweise Böden durch Bewegungsflächen wie Pisten, Rollwegen und Vorfeld versiegelt, entzieht man dem Grundwasser die natürliche Regeneration durch Regen. Dazu kommt der stark erhöhte Wasserverbrauch durch tausende von Mitarbeitern und zig-Millionen Passagiere im Jahr. So wurden am 1992 eröffneten Flughafen München ca. 16 km² Boden asphaltiert. Da bleibt es nicht aus, dass Oberflächengewässer wie Gräben und Bäche durchtrennt, und Feuchtwiesen und Auen trockengelegt werden. Vor Baubeginn muss daher ein großflächiger Plan zur Gewässerneuordnung einschließlich Hochwasserschutz angelegt werden. Manche Gräben kann man umleiten, möglichst mit gewundenem Lauf, ergänzt durch Kiesflächen und standortgerechtem Gebüsch und Gehölz an den Uferzonen.

Ein intakter Wasserhaushalt ist lebenswichtig für Mensch und Natur. Foto: Leonhard Lenz – Gemeinfrei

Der Grundwasserspiegel unter dem Flughafengelände wird abgesenkt, um die Frostsicherheit unter den befestigten Bewegungsflächen zu gewährleisten. Gleichzeitig muss sichergestellt werden, dass die Grasflächen zwischen Pisten und Rollwegen im Katastrophenfall von schweren Feuerwehren befahren werden können. Das über Entwässerungsgräben abgesenkte Grundwasser wird außerhalb des Flughafens über eine Versickerungsanlage dem Boden wieder zugeführt. Auf die Hochwasser- und Starkregenprognose wird pauschal ein Klimazuschlag von 15% gegeben. Der gesamte Wasserwirtschaftsplan für den Flughafen umfasst 230 km² rund um den Airport.

Im Flughafenbereich selbst sammeln sich in insgesamt 300 km Kanalsystemen die verschiedenen Abwässer unterschiedlicher Herkunft und Belastung:

  • häusliches Abwasser aus den Abfertigungsbereichen, Büros oder Personaleinrichtungen
  • gewerbliches Abwasser aus Küchen, Kantinen und Cateringbetrieben
  • Abwasser aus der Flugzeugwäsche (kann Öl, Kerosin oder Schwermetalle enthalten)
  • Mischwasser (Schmutz- und Niederschlagswasser von Vorfeldern, Bahnen, Dächern, Straßen und Parkplatzflächen
  • Enteisungsabwasser im Winterbetrieb von den Bahnen und Vorfeldern sowie anteilig von der Flugzeugenteisung

Niederschlagswasser von befestigten Flächen wird in ein Regenklärbecken mit Abscheider von Leichtflüssigkeiten geleitet, Schmutzwasser aus Terminals, Gastronomie, Tankstellen, Flugzeugwaschplatz, Feuerwehrübungsplatz wird nach Vorbehandlung in Fettabscheidern, Überlaufbecken und „Flugzeugwaschwasservorbehandlungsanlage“ zu einer Kläranlage geleitet. Enteisungsabwasser wird aufgefangen, durchläuft einen Bodenfilter, wird wiederaufbereitet und erneut zur Flugzeugenteisung verwendet. 70% des im Wasser enthaltenen Glykols können wiederverwendet werden. Der Rest geht zur Kläranlage.

Die für die Betriebsflächen eingesetzten Enteisungsmittel Natrium- und Kaliumformiat sind biologisch abbaubar. Der Schnee von den Vorfeldern, den Rollwegen sowie den Start- und Landebahnen mit Schnellabrollwegen wird auf dichten und kanalisierten Schneedeponien mit Abfluss zum Enteisungsabwasserkanalsystem gelagert.

Es ist also nicht damit getan, eine unbebaute Fläche mit ein paar Pisten und Rollwegen zu versehen und ein Terminal darauf zu bauen.

Auszug aus dem Buch von Andreas Fecker: 101 Dinge, die man über Flughäfen wissen muss

 

2 Antworten zu “Leseprobe 02: Wasserwirtschaft”

  1. Karl Seiler sagt:

    DANKE Andy für die Wieder-Aufnahme Deiner Aktivitäten. Mit (Trink-)Wasser hatte ich vor Jahrzehnten als Mitglied im Verwaltungsrat unserer Landkreis-übergreifenden Wasserversorgung Steinwaldgruppe zu tun – heute habe ich aber auch wieder Interessantes erfahren.

  2. Dithmar sagt:

    Danke Andy, weiter so! Wasser ist ein entscheidendes Thema für die Zukunft. Wir nehmen viel zu viel für „selbstverständlich“

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