Landung bei Bedarf – Der erste Linienflug ab Münster startete mit Condor

Werbung
Beechcraft Queen Air 2 – Foto: FMO Bildarchiv

„Bedarfsluftverkehr mit festen Abflugzeiten“ – hinter diesem fachchinesischen Begriff aus der Luftfahrt verbirgt sich auch ein Stück Luftverkehrsgeschichte des Münsterlandes. So hob am 17. August 1964 erstmals eine Maschine der Condor Flugdienst GmbH vom „Flughafen Münster-Greven“, der Flughafen Münster Osnabrück  (FMO) wurde erst 1966 gegründet, als „Bedarfsluftverkehr mit festen Abflugzeiten“ zum Zielflughafen Düsseldorf-Lohausen ab. Damit war zugleich die erste Linienflugverbindung ab Münster eröffnet, denn der „Bedarfsluftverkehr mit festen Abflugzeiten“ ist dem regulären Linienverkehr gleich zu setzen, da auch hier eine Strecke regelmäßig, öffentlich und nach einem veröffentlichten Flugplan bedient wird. Allerdings wird der Flug nur durchgeführt, wenn mindestens eine Buchung vorliegt. So war auch der Premierenflug mit ausgesuchten Gästen, wie Regierungsvizepräsident Ernst Graumann, NRW-Minister für Wirtschaft und Verkehr Dr. Hans Lauscher und Grevens Bürgermeister Aloys Wähning, ein reiner Sonderflug, denn die offizielle Linienmaschine der Condor flog den Platz an diesem Tag nicht an, da keine Buchung vorlag.

Möglich machte den ersten Anschluss des Münsterlandes an den Linienverkehr der großen Fluggesellschaften eine Zwischenlandung der zweimotorigen Condor-Maschine im Münsterland auf ihrem morgendlichen Flug von Hannover nach Düsseldorf und abends zurück. Diese Flüge wurden im Auftrag der Landesregierung Nordrhein-Westfalen durchgeführt und konnten bei IATA Reisebüros oder der Deutschen Lufthansa gebucht werden. Passagiere aus dem Münsterland konnten nun von montags bis freitags mit einer siebensitzigen Beechcraft Queen Air, sie wurde von der „Air Lloyd-Deutsche Nahluft“ betrieben, um 10:25 Uhr in Richtung Düsseldorf und um 17:55 Uhr nach Hannover starten. Der Flugpreis nach Düsseldorf lag bei 23 DM, der nach Hannover bei 28 DM. Ein Preis, der sich heute nach Low-Cost anhört, aber im allgemeinen Preisgefüge des Jahres 1964 für den Normalbürger sicher ein durchaus stolzer war. Zusätzlich zu der Flugverbindung von „Münster-Greven“ bot Condor, zu der Zeit noch eine Tochtergesellschaft der Deutschen Lufthansa, den Reisenden im Flugplan günstige Anschlussmöglichkeiten an, insbesondere von Hannover nach Berlin oder von Düsseldorf „in alle Länder“, wie es so schön hieß.

Um Passagiere für die neuen Verbindungen zu gewinnen, wurde damals wie heute die Werbetrommel kräftig gerührt. So bewarb ein Reisebüro am Domplatz von Münster die neuen Flugverbindungen ins Rheinland und nach Niedersachsen mit dem freudigen Slogan  „Endlich ist es soweit… Neue Flugverbindung von Münster-Greven“.  Der „Flugplatz Münster-Greven“ befand sich übrigens auf dem Gebiet der Luftfahrtvereinigung Greven im Norden des heutigen Flughafengeländes in der Hüttruper Heide und verfügte über eine 1.000 Meter lange, befeuerte Betonpiste. Lange wurde die Strecke von Condor trotz sich gut entwickelnder Auslastung nicht beflogen. Als nach einem Jahr die staatlichen Subventionen eingestellt wurden, konnten die beiden Flugverbindungen nicht mehr wirtschaftlich weiter geführt werden und das Projekt endete im Dezember 1965.

© Dierk Wünsche