Kritik an neuer Lufthansa-Buchungsgebühr lässt nicht nach

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Foto: Dierk Wünsche

Die neue Extra-Gebühr beim Buchen von Flügen der Lufthansa Group kennt auf Kundenseite und bei Reisemittlern nur Verlierer, meint der Deutsche Reiseverband. Ein Flugticketkauf über neutrale Buchungskanäle – egal ob über Internet-Portale oder über stationäre Reisebüros – wird für alle teurer. Die Fluggesellschaft erhebt ab September ein Entgelt von 16 Euro pro Ticket für Buchungen über die Globalen Distributionssysteme (GDS). „Das führt zu drastischer Wettbewerbsverzerrung, eine neutrale Beratung wird verhindert und eine Markttransparenz ist schlicht nicht mehr gegeben – das kann nicht im Sinne der Kunden und des Verbraucherschutzes sein“, macht der Vorsitzende des Business Travel Ausschusses im Deutschen ReiseVerband (DRV), Stefan Vorndran, auf die negativen Auswirkungen aufmerksam. Denn wer die 16 Euro nicht zahlen will, muss bei Lufthansa direkt buchen. Doch: „Dieser vermeintliche Preisvorteil entpuppt sich als Mogelpackung und große Kostenfalle für Firmenkunden, denn er führt zu hohen Prozesskosten“, so Vorndran. Die Ticketpreise unterschiedlicher Fluggesellschaften können nicht mehr oder nur noch aufwändig und damit kostenintensiv verglichen werden.

„Hier geht Transparenz und Vergleichbarkeit verloren“, zeigt Vorndran gravierende Nachteile auf. „Hinzukommt, dass etablierte Prozesse mit einer solchen Direktbuchung umgangen werden.“ Wenn Geschäftsreisende direkt bei einer Fluggesellschaft buchen, sind diese Vorgänge für die Unternehmen nicht mehr nachvollziehbar. GDS-Buchungen fließen jedoch direkt über Schnittstellen in Buchhaltungs-, Abrechnungs- und Auswertungssysteme von Firmenkunden und Geschäftsreisebüros ein. Zudem sind Umbuchungen oder Stornierungen heute schnell und elektronisch über die GDS machbar. Bei dem von LH angebotenen Buchungskanal LHGroup-agent.com fehlen jedoch hingegen solche elementaren Funktionalitäten und auch Schnittstellen zu den Reporting-Tools, die aber von Firmenkunden benötigt werden. „LHGroup-agent(punkt)com ist für das professionelle Abwickeln von Geschäftsreisebuchungen unbrauchbar und somit keine Alternative“, betont Vorndran. Neue, kostenintensive Lösungen müssten also von den Reisebüroketten programmiert werden, um weiterhin ein möglichst umfassendes Angebot und schlanke Prozessabläufe zu gewährleisten. „Das wäre nicht zum Nulltarif und nicht bis September zu haben. Alternativen zum GDS kosten sehr, sehr viel Geld.“, befürchtet der Business Travel Experte. Das Ausloten von Alternativen von Travel Management Companies vor einigen Jahren hat gezeigt, dass GDS bezüglich der Vergleichbarkeit und Prozesskosten derzeit der geeignetste Buchungskanal sind.

Das neue Vertriebsmodell der LH mit ihrer Extra-Gebühr stellt sowohl die Firmen mit ihren reisenden Mitarbeitern als auch die professionellen Geschäftsreisebüros vor erhebliche Probleme. „Hier wird die Auseinandersetzung um Vertriebskosten auf dem Rücken Dritter ausgetragen – dem Kunden und dem Reisevertrieb. Sollte dieser Vorstoß der Lufthansa Schule machen, fallen wir in vorsintflutliche Buchungsmethoden zurück“, befürchtet Vorndran. Jedes Reisebüro oder Firmenkunde müsste dann mit jeder Airline einen eigenen Anschluss installieren. „Welch ein Aberwitz: Wir würden dann jeweils ein eigenes GDS bauen“, so Vorndran.

Quelle: PM DRV