Gewerkschaften: 26.000 Jobs bei Lufthansa in Gefahr

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Abgestellte Lufthansa-Maschinen – Foto: Simon Pannock

Noch ist die Lufthansa-Pleite in der Corona-Krise nicht abgewendet. Bevor das Rettungspaket vom Staat genutzt werden kann, müssen noch die Aktionäre ihr „ok“ geben. Die Zeit bis zur Hauptversammlung nutzt die Airline um ein Sparpaket mit den Mitarbeitern auszuhandeln. In dieser Woche wurden die Gewerkschaften zu einem Tarifpartnergipfel eingeladen. 26.000 Jobs sind nach Ansicht von UFO derzeit bei Lufthansa in Gefahr. Mehr dazu in den Pressemitteilungen der Gewerkschaften.

Unabhängige Flugbegleiter Organisation
Im Nachgang zum Tarifpartnergipfel des Lufthansa-Managements und der Gewerkschaftsspitzen kommt die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO) zu folgenden Einschätzungen zu Inhalt und Verlauf dieses Termins:

„Lufthansa hat heute den voraussichtlichen Überhang an Mitarbeitern konkretisiert. Ein genannter Überhang von 26.000 Arbeitsplätzen im Konzern kann niemandem gefallen. Immer noch droht eine Insolvenz, sollte das Rettungspaket durch die Aktionäre abgelehnt werden. Ein erfolgreicher Restart ist also alternativlos für die Luftfahrtbranche.

Wir werden daher weiterhin alles versuchen, um bis zur außerordentlichen Hauptversammlung eine Lösung erreichen zu können. Doch dafür muss auch Lufthansa umschalten, bisher erleben wir noch keinen partnerschaftlichen Weg. Die Mitarbeiter aller Airlines des Konzerns müssen einen Kündigungsschutz bekommen und daran glauben, dass das Management endlich einen gemeinsamen Kurs geht. UFO hat, wie auch die Kollegen der VC bereits, einseitige Angebote
gemacht. Diese wurden bisher links liegen gelassen. Hoffen wir, dass sich das in den wenigen verbleibenden Tagen ändert.

Gerade wegen der schlechten Erfahrungen aus den letzten Jahren braucht es außerdem eine neue Verlässlichkeit im Umgang und eine sozialpartnerschaftliche Vorgehensweise ohne einseitige Vorgaben, dann werden auch wir unseren Teil zur Absicherung gemeinschaftlich beitragen“, so Nicoley Baublies, UFO-Geschäftsführer nach dem Tarifpartnergipfel.

„Österreich hat einen Mindestticketpreis von 40 Euro eingeführt. In Deutschland wird von Ryanair, Wizzair und Co. schon wieder mit Dumping-Tickets geworben. UFO und Lufthansa waren sich daher heute einig, dass die Branche wirtschaftlich wie ökologisch nur dann gut aus der Krise kommt, wenn auch im sonstigen Europa ein Mindestpreis für Flugzeugtickets eingeführt wird. Nur weil es eine Idee aus Österreich war, sollten wir uns nicht zu fein sein, das auch in Deutschland schnellstens zu besprechen“, so Daniel Flohr, UFO-Vorsitzender.

“Es ist gut, dass wir uns heute so intensiv ausgetauscht haben. Allerdings hat es sich gezeigt, dass ein gemeinsamer Kraftakt noch in sehr weiter Ferne ist. Die Vertreter des Managements haben uns heute wenig Visionen aufgezeigt, wie wir den Hashtag #weareinthistogether mit Leben füllen wollen. Betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, das ist die Währung, die die Mitarbeiter als Gegenleistung für Einsparungen benötigen. Vertrauensbildende Maßnahmen im gemeinsamen Bewältigen und täglichem Neubewerten der Krise, all das ist unbedingt nötig, scheint aber momentan schwer erreichbar. Da scheinen wir bisher unterschiedliche Sprachen zu sprechen. Die Konzernvorstände haben heute ganz deutlich gesagt, dass sie bereit sind neue Wege zu gehen, kreativ zu sein und ihren Verhandlungsteams hier freies Spiel zu geben. Die Worte an sich hören wir gerne und hoffen, dass sich das in den Verhandlungen der nächsten Tage auch endlich widerspiegelt“, so Flohr abschließend.

Vereinigung Cockpit
Im Nachgang zum 2. Tarifpartnergipfel der Lufthansa am 10. Juni 2020 erklärt Markus Wahl, Präsident der Vereinigung Cockpit:   “Die Gespräche des heutigen Tarifpartnergipfels haben gezeigt, dass wir gemeinsam eine Lösung finden wollen und werden. Wir stehen vor der gewaltigen Herausforderung, einen gemeinsamen Weg aus dieser historischen Krise zu finden.
Die Pilotinnen und Piloten  der Lufthansa sind sich ihrer Verantwortung bewusst und haben Zugeständnisse in Höhe von 350 Millionen Euro angeboten. Für den einzelnen Piloten bedeutet dies einen Gehaltsverzicht von bis zu 45%.
Im Gegenzug erwarten wir einzig vom Konzernvorstand, dass er sich zu seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bekennt. Eine Verwendung dieses Beitrags zur Auslagerung von Arbeitsplätzen zu schlechteren Bedingungen wäre völlig inakzeptabel und würde der Loyalität der Beschäftigten nicht gerecht werden.
Lassen Sie uns gemeinsam die Lufthansa durch die Krise und zu neuer Stärke führen. Den Willen dazu haben wir.“
Vor dem Hintergrund der anstehenden Hauptversammlung richtet Markus Wahl nach dem heutigen Treffen mit dem Vorstand auch eine Botschaft an die Aktionäre:
„Wir leisten unseren Beitrag. Daher bitten wir Sie: Gehen Sie keine unkalkulierbaren Risiken ein. Eine Rettung durch den Staat ist weder garantiert, noch, was vom Lufthansa Konzern nach einer Ablehnung des Rettungspaketes übrig bleiben würde. Eine nachhaltige Schwächung des Konzerns durch Zwangsverkäufe kann auch nicht im Interesse der Aktionäre sein. Wir appellieren im Interesse aller Stakeholder: Stimmen Sie dem Rettungspaket zu!“
Quelle: PM VC und UFO