Gewerkschaft der Flugsicherung sieht Probleme bei großer Militär-Übung für die zivile Luftfahrt

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Foto: airportzentrale.de

Bezugnehmend auf den Artikel „Militär-Übung: Luftwaffe rechnet nicht mit Flugausfällen“ der Süd-deutsche Zeitung vom 23. Mai 2023, im Hinblick auf die Großübung der Nato vom 12. – 23. Juni 2023, stellt die Gewerkschaft der Flugsicherung e. V. (GdF) folgendes fest:

Es ist uns unerklärlich, wie der Inspekteur der Luftwaffe, Generalleutnant Ingo Gerhartz, dazu kommt zu behaupten, es sei während des Übungszeitraums mit keinerlei Flugausfällen auf ziviler Seite zu rechnen und dass allenfalls mit Flugverspätungen im Bereich von wenigen Minuten zu rechnen sei.

Tatsächlich haben Simulationen der Deutschen Flugsicherung GmbH (DFS) – die auch dem Bundes-ministerium der Verteidigung (BMVG) bekannt sein dürften – ergeben, dass für die Dauer der Nato-Großübung täglich mit Gesamtverspätungen im günstigsten Fall von bis zu 50.000 (!!!) Minuten pro Tag gerechnet werden muss. Darüber hinaus wird erwartet, dass bis zu 100 zivile Flüge pro Tag ihr Umlaufziel zur Nachtschließung der verschiedensten Flughäfen in Deutschland nicht erreichen. Somit stehen diese Luftfahrzeuge sehr wahrscheinlich auch am Folgetag nicht rechtzeitig am geplanten Ort zur Verfügung.

Was dies dann für die Folgetage bedeutet, ist wahrscheinlich selbsterklärend.

Laut unseren Informationen wurden die zivile Luftfahrt, Airlines und Airports, über diesen Umstand bereits vor Wochen sowohl vom BMVG als auch der DFS umfangreich informiert, woraufhin zahlrei-che zivile Flüge im Übungszeitraum von den Airlines unmittelbar für den Übungszeitraum aus den einzelnen Flugprogrammen gestrichen wurden. „Die Militär-Übung Air Defender wird natürlich mas-sive Auswirkungen auf den Ablauf der zivilen Luftfahrt haben. Gegenteilige Behauptungen sind wirk-lichkeitsfremd und entbehren jeder Grundlage“, so der Bundesvorsitzende der GdF, Matthias Maas.

Und weiter: „Darüber hinaus wird das Personal der DFS in diesem Zeitraum an seine Belastungsgren-zen kommen, da durch gezielte Personaleinsatzplanung versucht wird, diese Auswirkungen so weit wie möglich zu minimieren. Die DFS wird im Übungszeitraum ihre Personalkapazitäten durch Zusatz-schichten, aber auch viele Überstunden so weit wie möglich erhöhen, um die Verspätungssituation so gut es geht zu minimieren.“

Die GdF möchte unmissverständlich klarstellen, dass angesichts der politischen Lage (Ukraine-Krieg und weitere Krisen) eine solche Übung, die bereits seit 2018 geplant wurde, notwendig ist und für die NATO einen hohen Erkenntniswert hat. Auch dass Deutschland hier Verantwortung übernimmt, wie der Inspekteur der Luftwaffe in dem Artikel betonte, ist überaus begrüßenswert.

Was wir jedoch von vornherein verhindern möchten ist, dass im Laufe dieser Übung unsere Mitglie-der sowie alle Kolleginnen und Kollegen der Deutschen Flugsicherung dafür verantwortlich gemacht werden, wenn die zu erwartenden Auswirkungen auf die zivile Luftfahrt eintreffen. „Die Fluglotsen und Flugdatenbearbeiter in den betroffenen Lufträumen werden mit vollem Engagement dafür sor-gen, die Verspätungen so gut es geht zu minimieren. Ich fordere die Verantwortlichen des BMVG auf, nicht vor den Tatsachen die Augen zu verschließen und die Passagiere und Airlines, die es in großer Zahl betreffen wird, hinsichtlich der Folgen für den Luftverkehr nicht in einer falschen Sicherheit zu wiegen.“, so Maas abschließend.

Quelle: PM GdF